Freitag, 31. Oktober 2008

Ich verreise

Ich bin dann mal weg:) Ein paar Bücher habe ich mitgenommen - zum Lesen werde ich aber wohl nicht sehr viel kommen. Viel Spaß beim Lesen und bis später!

"Die Nachtwächter" von Terry Pratchett

Pratchett lese ich schon seit mehreren Jahren. Warum schätze ich so seine Bücher? Ich bin sicherlich nicht originell, wenn ich sage, dass ich seinen Witz mag, die Wortspiele, die Anspielungen an alte Motive und an die Gegenwart und nicht zuletzt verehre ich beinahe seinen Übersetzer (ins Polnische). "Die Nachtwächter" haben mich jedoch nicht begeistert. Es ist für mich sicherlich eins der schwächeren Bücher aus dem Scheibenwelt-Zyklus.
Sam Vimes verfolgt einen Verbrecher und gelangt mit ihm in ein Zeitfenster. Sie landen zwar in Ankh-Morpork aber einige Jahrzehnte zurück. Sam Vimes trifft auf sich selbst und einige ihm bekannte Personen. Alle sind viel jünger und sein Alterego lernt erst, was es bedeutet, Polizist zu sein. In Ankh-Morpork herrscht ein Tyrann und Sam nimmt an der Vorbereitung und Ausführung der Revolution teil. Pratchetts Buch ist eine Satire - auf die Revolutionen und auf die Revolutionäre. Mich hat dieses Buch nicht so, wie bei Pratchett üblich, hingerissen. Das macht aber nichts, zwei weitere Bänder warten schon;)

Terry Pratchett, Straż nocna, übersetzt von Piotr W. Cholewa, 336 Seiten, Prószyński i S-ka 2008

Samstag, 25. Oktober 2008

"Fisch aus Gold" von J.M.G Le Clézio

Das Buch habe ich in einer Buchhandlung für schlappe 3,95 Euro gekauft. Ich war auf die Prosa von Le Clézio sehr neugierig, da ich bisher von ihm nicht ein einziges Mal gehört habe. Ich habe angefangen gestern Abend zu lesen und konnte gar nicht aufhören.
Der Autor beschreibt die Geschichte eines afrikanischen Mädchens, das mit etwas sechs Jahren geraubt wird. Sie wird in einen schwarzen Sack gesteckt und entführt. Lalla Asama, eine ältere Frau, kauft sie und wird zu ihrer Großmutter. Das Mädchen bekommt den Namen Laila. Sie liebt die alte Dame, verlässt sie nicht und lässt sich von ihr unterrichten. Als Lalla Asama stirbt, wird das Mädchen durch ihre Schwiegertochter "übernommen". Die neue Herrin ist jedoch sehr grob zu Laila, ihr Mann möchte sie vergewaltigen und sie flieht. Sie kennt die Welt nicht, sie hat keine Bekannte und so muss sie sich auf Leute verlassen, die ihr Vertrauen wecken. Zuerst lebt sich mit vielen Prostituierten zusammen, die sie wie ein Maskotchen betrachten, dann zieht sie mit zwei von ihnen in ein kleines Häuschen am anderen Flussufer ein. Schließlich reist sie illegal nach Frankreich ein. In Paris lernt sie illegale Immigranten aus vielen Ecken der Erde kennen.
Laila kann ihr Leben nicht selbst in die Hand nehmen, sie wird von einen Händen zu den anderen überreicht, sie bleibt dort hängen, wo sie auf nette Personen trifft. Oft wird sie ausgenutzt - psychisch und sexuell. Sie fühlt sich in einem Netz gefangen, wie ein Fisch. Sie möchte sich lösen, frei sein aber sie ist ständig von anderen Personen abhängig - von Personen, die legal in Frankreich wohnen, die ihr Arbeit oder Essen geben, die ihr beim lernen helfen. Die fehlenden Wurzel, die Unkenntnis über ihre Eltern und ihren Geburtsort verursachen dass sie sich ständig desorientiert fühlt. Ihr fehlt das Gefühl die Zugehörigkeit, nach dem sie ständig sucht. Sie fühlt sich nur mit Musik besser - sie gibt ihr die Möglichkeit zu vergessen, sie ermöglicht ihr in sich zu schauen. Laila hat die Fähigkeit mit der Musik zu verschmelzen und entdeckt ihr Talent.
Le Clézio beschreibt auch Immigranten aus den Antillen, Zigeuner aus Rumänien, Immigranten aus Mexiko und Indianer, die in den USA leben. Er zeigt die Unterschiede auf und weist gleichzeitig auf die Ähnlichkeit der Schicksale hin.
Die Themen, die Le Clézio aufgreift, interessieren mich sehr. Sein Buch hat mich dazu gebracht verstärkt an die Identität, an das Schicksal der Immigranten, an die Integrationsprobleme zu denken. Erst sein Buch hat es mir sehr deutlich bewusst gemacht wie wichtig eigene Wurzeln für erfolgreiches Leben, für das Identitätsgefühl sind.
Ich bin von Le Clézios Stil begeistert. Seine Sätze sehen unspektakulär aus, trotzdem haben sie auf mich eine große Anziehungskraft ausgeübt. Sie haben mich berührt und haben vor meinen Augen die Straßen und Bewohner von Paris oder Rabat erscheinen lassen. Le Clézio widmet viel Platz detaillierten Beschreibungen, die jedoch das Buch nicht langweilig machen. Ich war fasziniert und habe jede Zeile des Buches verschlungen. Am Montag renne ich in die Buchhandlung, um zu schauen, ob das zweite ("Die Revolutionen") heruntergesetzte Buch noch da ist.

Jean-Marie Gustave Le Clézio, Fisch aus Gold, übersetzt von Uli Wittmann, 254 Seiten, Kiepenheuer & Witsch Köln 2003

Freitag, 24. Oktober 2008

"Engel des Universums" von Einar Már Guðmundsson

Ich kehre wieder zur isländischen Literatur zurück - ich habe das erste Mal ein Buch von Einar Már gelesen. Es ist ein Roman mit autobiographischen Zügen - der Autor hat ihn seinem geisteskranken Bruder gewidmet. Der Hauptprotagonist Páll erzählt seine Lebensgeschichte. Er war ein gewöhnlicher Junge, der seine Kindheit in einer Kellerwohnung in Reykjavík verlebt. Mit seinen Freunden spielt er auf den Straßen, oft unweit der Irrenanstalt Kleppur. Er vermutet nicht, dass sie später mal sein Zuhause sein wird. Als er unter schlimmen Kopfschmerzen anfängt zu leiden, fängt sein Weg dahin an. Er ist bereits im Gymnasium, studiert dann auf der Kunstakademie und fängt an sich selbst für Van Gogh und Gauguin zu halten. Der Kranke erzählt von seinen Gedanken, Erlebnissen, Gefühlen, beschreibt seine Freunde aus der Anstalt und schließlich auch seine Versuche ein neues Leben außerhalb der Anstalt anzufangen. Guðmundsson erzählt sehr poetisch nachdenklich um dann in knappe Sätze überzugehen. Er stellt viele Fragen, sucht die Grenze zwischen der Normalität und dem Wahnsinn. Er versucht dem Leser zu zeigen, wie dünn die Grenze ist. Gleichzeitig beschreibt er Reykjavík, seine Straßen und Viertel, seine Bewohner und Gebäude.
Es ist ein interessantes, tiefgründiges Buch, das den Leser zum Nachdenken bringt.

Einar Már Guðmundsson, Engel des Universums, übersetzt von Angelika Gundlach, 222 Seiten, btb Berlin 2000

"Die Juden" von Gotthold Ephraim Lessing

Ich mag Lessing sehr gerne und habe schon einige Werke von ihm gelesen. "Die Juden" habe ich gelesen, weil ich plante im Theater das Stück zu sehen. Es ist ein kurzes Theaterstück. Es wird ein Überfall beschrieben - ein Baron wird von zwei Verbrechern überfallen und von einem Reisenden gerettet. Der Baron ist so dankbar, dass er den Reisenden beinahe zwingt ein paar Tage bei ihm zu verbringen. In einem Gespräch mit Voigt wird der Reisende nach den Umständen des Überfalls ausgefragt. Der Voigt war einer der Verbrecher und suggeriert dem Reisenden, dass es mit Sicherheit Juden waren, die den Baron berauben wollten. Alles Protagonisten haben Vorurteile und sind den Juden gegenüber sehr schlecht eingestellt. Es liegt auf der Hand, dass der Reisende Jude ist. Langsam kommt er dahinter, wer den Baron überfallen hat und offenbart seine Herkunft womit er alle anderen beschämt und überrascht. Dieses Theaterstück gleicht den älteren Werken von Lessing nicht, trotzdem ist es lesenswert. Das Thema ist weiterhin aktuell - erstaunlich wie wenig sich die Einstellung vieler Menschen über die Jahrhunderte geändert hat. Vor zwei Tagen habe ich die Inszenierung in Berliner Ensemble gesehen und hier (auf polnisch) beschrieben.

"Der Meister und Margarita" von Michail Bulgakow

Ich habe dieses Buch schon vor vielen Jahren, als ich noch im Gymnasium war, gelesen. Ich konnte mich nur erinnern, dass mir das Buch wahnsinnig gut gefallen hat und habe beschlossen es noch einmal zu lesen. In meiner Erinnerung blieb nämlich nicht mehr viel. Ich fürchtete, dass das Lesen mir wenig Spaß bereiten wird, wenn die Erinnerungen zurück kommen - das passierte jedoch gar nicht.
Bulgakow erzähle zwei Geschichten. Nach Moskau der dreißiger Jahre kommt der Satan mit seinem Gefolge. Er tarnt sich als Voland, den Meister der schwarzen Magie und sorgt für große Verwirrung in der ganzen Stadt. Vor allem hat er es auf die literarische und kulturelle Welt abgesehen. Der Höhepunkt seiner Handlungen ist seine Vorstellung im Mosakuer Variete-Theater. Gleichzeitig erzählt der Autor den letzten Tag von Jesus nach. Es ist aber der Pilatus, der im Mittelpunkt steht. Die Geschichte von Pilatus hat der Meister geschrieben - der Geliebte von Margarita. Der Satan kam nach Moskau, um hier den großen Neumond-Ball, der immer am 14 Nisan stattfindet, zu feiern. Die Ballkönigin heißt immer Margarita, die für ihre Dienste den Satan um ein Gefallen bieten darf. Margarita möchte ihren geliebten Meister wieder haben.
Das Buch las sich sehr gut - Bulgakow benutzt eine wirklich schöne Sprache, er beschreibt detailliert, skizziert wunderbare Charaktere und verblüfft mit der Handlung. Ganz zufrieden bin ich jedoch nicht. Mir fehlt eine absolute Begeisterung für das Buch, die ich damals spürte. Die, sicherlich tiefe, Symbolik des Romans spricht mich nicht wirklich an. Bulgakow konstruierte eine Satire der damaligen sowjetischen Gesellschaft, scheute nicht vor Mystik und literarischen Anspielungen. Der Roman ist eine wahre Grube von Bedeutungen, Symbolen, versteckten Gedanken und Bedeutungen. Ich fühlte mich aber nicht versucht, die ganze Symbolik zu entdecken und zu deuten. Ich würde gerne eine gute Interpretation des Buches lesen, würde mich gerne von jemandem bei der Entdeckung führen lassen, da ich überzeugt bin, dass ich vieles in dem Roman nicht entdeckt habe. Trotzdem bin ich sehr zufrieden, dass ich mich entschlossen habe, "Der Meister und Margarita" noch einmal zu lesen. Ich lese nämlich selten ein Buch zwei Mal.
Ich habe eine ziemlich interessante Seite zum Buch gefunden, also wer mag, kann hier weiter lesen.

Michail Bulgakow, Der Meister und Margarita, übersetzt von Thomas Reschke, 503 Seiten, Deutscher Taschenbuch Verlag 2001.

Freitag, 17. Oktober 2008

Mein erstes Stöckchen

Gerade habe ich bemerkt, dass Maren von der Bibliomanie das Stöckchen zu Lesegewohnheiten an mich weiterreicht. Das nehme ich gerne an:)

1. Zu welcher Tages- oder Nachtzeit liest du am liebsten?
Ich lese immer, jeder freie Minute, um nicht zu sagen Sekunde, widme ich einem Buch. Das fängt schon morgens beim Frühstück an, wenn ich es schaffe, zu Hause zu frühstücken, und wird über den Tag fortgesetzt. Seitdem ich wieder arbeite, schaffe ich es leider nicht, tagsüber zu lesen. Ich bedauere auch, dass ich nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahre - dort kann ich immer so herrlich viel lesen! Wenn meine Tochter spielt und mich nur dabei haben möchte, kann ich, mit etwas Geschick, dabei schon ein paar Seiten ergattern. Wenn es keine Computer gäbe, würde ich den ganzen Abend lang lesen, so bleibt mir nur etwas Zeit vor dem Schlafen gehen. Ich freue mich, wenn mal ein Arztbesuch ansteht und ich lange Wartezeit habe - man kann so viel, ohne schlechtes Gewissen zu haben, lesen!

2. Wo liest du?
Meistens im Bett, manchmal in der Badewanne, auch auf dem Boden sitzend - ich kann eigentlich überall lesen.

3. Wenn du im Bett liest (liegend), liegst du am liebsten auf dem Rücken oder auf dem Bauch?
Ich kann nicht lesen, wenn ich flach auf dem Rücken liege. Meistens lese ich auf der Seite, oder halb angelehnt auf dem Rücken aber auch auf dem Bauch. Alles geht.
Ich habe schon auf dem Bauch liegend gelesen, das Buch lag auf dem Boden.

4. Welche Art von Büchern liest du am liebsten?
Belletristik, Klassiker, Reiseberichte, Fantasy, historische Romane, Krimis - hmmm fast alles.

5. Welches Buch hast du zuletzt gekauft?
2 Bücher waren es - "Herr Lehmann" von Sven Regener und "Das Buch der Toten" von Jonathan Kellerman.

6. Was hast du zuletzt gelesen?
"Tausend strahlende Sonnen" von Khaled Hosseini

7. Was liest du im Moment?
"Der Meister und Margarita" von Michail Bulgakow

8. Benutzt du Lesezeichen oder knickst du die Seiten (Eselsohren)? Wenn du ein Lesezeichen benutzt, was benutzt du?
Ich benutze nur Lesezeichen. Habe dieses Jahr einen Stapel geschenkt bekommen. Ansonsten benutze ich gerne Lesezeichen, die als Werbung bei den Büchern beilegen - ist bei vielen polnischen Büchern der Fall.

9. Was hältst du von Hörbüchern?
Habe sie noch nie ausprobiert, kann also keine Meinung haben. Ich kann mir schwer vorstellen, dass ich mich damit anfreunden könnte. Vielleicht im Auto?

10. Und was hältst du von eBooks?
Keine Ahnung - momentan nicht so viel. Ich könnte mir aber so ein Gerät zum Lesen von eBooks gut für den Urlaub vorstellen, als Alternative zum Schleppen von vielen Büchern. Andererseits bezweifele ich, ob es mir Spaß machen würde, die Romane am Bildschirm zu lesen.

Wer möchte das Stöckchen übernehmen??

Freitag, 10. Oktober 2008

"Tausend strahlende Sonnen" von Khaled Hosseini

Obwohl mich "Der Drachenläufer" enttäuscht hat, habe ich Hosseini eine zweite Chance gegeben. Eine Freundin hat mir das Buch ausgeliehen, so hatte ich mit der Buchbeschaffung nicht viel Aufwand . Eigentlich bin ich ihr dafür dankbar, weil mir dieser Roman viel besser gefallen hat.
Das Buch liest sich leicht und schnell - ich habe nur zwei Abende gebraucht - obwohl die Themen, die Hosseini aufgreift, alles andere als fröhlich sind.
Der Autor nimmt den Leser wieder nach Afghanistan mit. Er erzählt das Leben von zwei Frauen. Die erste, Mariam, ist ein uneheliches Kind, was sie für das ganze Leben prägen wird. Ihre Mutter ist durch ihr Schicksal verbittert, überträgt jedoch ihre Stimmung nicht auf die Tochter. Mariam liebt ihren Vater bedingungslos. Ich möchte jedoch nicht zu viel Inhalt verraten. Irgendwann heiratet Mariam und wohnt in Kabul - dort lernt sie in sehr aussergewöhnlichen Umständen Laila kennen. Langsam und behutsam bauen die beiden Frauen eine Freundschaft auf.
Hosseini erzählt sehr authentisch. Mit Liebe zum Detail beschreibt er das Leben der Frauen, ihre alltäglichen Sorgen, Gedanken und Beobachtungen. Das Schicksal der Frauen ist nicht leicht, sie müssen Gewalt, Erniedrigung und ständige Ungewissheit ertragen.
Sehr viel Platz nehmen die Beschreibungen der politischen Geschehnisse in Afghanistan: von der Monarchie, über den Einmarsch der Russen bis zur Machtübernahme der Taliban. Hosseini beschreibt sehr sorgfältig die Völkergruppen, die Afghanistan bewohnen, die politischen Wandlungen und auch die Einstellung der Bevölkerung zu der jeweiligen Regierung. Für mich war das ein sehr interessanter Aspekt. Obwohl Afghanistan in den Medien so präsent war und ist, kenne ich mich in der Geschichte dieses Staates wenig aus.
Kabul spielt auch eine bemerkenswerte Rolle im Roman - Hosseini beschreibt die Gerüche, die Straßen, die Bewohner und nicht zuletzt den Verfall der Hauptstadt.

Ich würde dieses Buch nicht zu hochrangiger Literatur zählen. Hosseini ist ein guter Handwerker. Er weiß wie man ein spannendes Buch schreibt, was ich nicht negativ bewerten möchte. Ich habe mich letztens häufiger an "Werke", wie ich sie nenne, gewagt und habe nicht viel Spaß dabei gehabt. Salman Rushdie hat mich sogar frustriert. Ich hatte Lust etwas, was man quasi verschlingen kann, zu lesen und solch eine Lektüre habe ich auch bekommen. Im "Drachenläufer" haben mir einige "Hollywood-Tricks" sowie die Häufung von Unglücksfällen im Leben der Protagonisten nicht gefallen. Hier konstruiert Hosseini sein Buch etwas geschickter - die Geschichte ist authentischer und nicht so mit merkwürdigen Zufällen überstürzt. Einige Male benutzt Hosseini Sätze wie (frei erinnert): Sie hat unterzeichnet. Ihre nächste Unterschrift sollte sie erst in 27 Jahren benutzen. Ich empfinde solche Sätze als künstlicher Aufbau von Spannung und kann mich damit nicht anfreunden. In diesem Roman waren es jedoch nicht so viele. Ich überlegte, ob Hosseini in seiner schriftstellerischer Werkstatt reifer geworden ist oder ob mich vielleicht das Thema des Buches einfach mehr interessiert hat und somit ich diesen Roman als gelungener sehe.

Khaled Hosseini, Tausen strahlende Sonnen, übersetzt von Michael Windgassen, 382 Seiten, Bloomsbury Berlin 2007, ISBN 978-3-8270-0671-4

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Jean-Marie Gustave Le Clézio bekommt den Literaturnobelpreis

Auch ich möchte ein paar Worte zu dem frisch gewählten Nobelpreisträger. Auf die Entscheidung habe ich schon gewartet und war sehr gespannt, wer es wird. Nun, von Jean-Marie Gustave Le Clézio habe ich noch nie etwas gehört. Gut so - ich sehe es mal positiv. So habe ich eine Chance, einen mir völlig unbekannten Schriftsteller kennen zu lernen. Irgendwann möchte ich von allen Nobelpreisträgern ein Buch gelesen haben - müsste eigentlich zu schaffen sein;)

Montag, 6. Oktober 2008

"Der Winer in Lissabon" von Anonio Munoz Molina

Der Ich-Erzähler des Romans trifft einen alten Bekannten - Santiago Biralbo. Santiago ist Jazz-Pianist und spielt unter einem anderen Namen in einer Kneipe in Madrid. Die alten Bekannten treffen sich, um über alte Zeiten zu sprechen. Der Haupterzähler ist Biralbo, der über seine große Liebe zu Lucrecia erzählt. Die Männer trinken Bourbon, hören Musik und rauchen. Schrittweise enthüllt sich eine komplizierte Geschichte. Lucrecia war mit Malcolm verheiratet, einem merkwürdigen Typen, der mit Kunst handelte und krankhaft eifersüchtig war. In weiteren Nächten erfahren wir, warum Santiago seinen Namen änderte, warum er sich versteckt, warum er bei sich eine Pistole hat und schließlich wen er fürchtet, wenn er immer wieder durchs Fenster seines Hotels schaut. Der Leser fühlt die dunkle, melancholische Atmosphäre und hört ständig Musik. Natürlich ist es Jazz - eine besondere Rolle nehmen Biralbos Stücke "Lisboa" und "Burma" ein. Immer wieder hört der Ich-Erzähler sie sich an.
Viel Platz nehmen die Beschreibungen von Stimmungen, Musik, Atmosphäre und von Gefühlen an - die Handlung schreitet langsam voran.
Warum also Winter in Lissabon? Bis zur 166 Seite wird Lissabon nur erwähnt - als die Traumstadt von Lucrecia. Die Stadt entwickelt sich fast zum Symbol der Liebe der beiden Protagonisten.
Es ist sicherlich ein erstklassiger Roman, ein sehr poetischer Roman mit einer unvergleichbaren Atmosphäre. Für mich war er aber nichts - zu poetisch, zu langatmig, zu verwirrt.

Antonio Munoz Molina, Der Winter in Lissabon, übersetzt von Heidrun Adler, rowohlt, 280 Seiten, ISBN 3-498-04330-7