Donnerstag, 25. Juni 2009

"Himmel und Hölle" Jón Kalman Stefánsson


Ich habe mich endlich an Jón Kalman gewagt.
Ein kleines Fischerdorf, irgendwo am Rande eines abgelegenen Fjords. Eine Fischergruppe bereitet sich zum Fischfang vor. Während des Fangs stirbt einer von ihnen. Sein Freund kehrt in sein Heimatdorf und denkt über den Sinn des Lebens nach. Überlegungen zum Leben und Tod scheinen das Hauptthema des Buches zu sein.
Im Hintergrund beschreibt jedoch Stefánsson ein kleines Mikrokosmos, in dem sich der Hauptheld bewegt. Wir treffen den Dorfpfarrer und den Ladenbesitzer, eine merkwürdige Witwe und einen ehemaligen Fischer. Es werden die Charaktere und die Verhaltensweise beschrieben.
Von den ersten Seiten an beschreibt Stefánsson die Landschaft, die Natur, das Meer, die Menschen und die Häuser. Das tut er ohne Eile und sehr poetisch. Der Leser hat Zeit das Leben eines isländischen Dorfes vor beinahe ein Hundert Jahren zu beobachten, zu schmecken sogar. Stefánssons Roman wirkt auf mich mehr wie eine Skizze, wie eine Momentaufnahme. Ich stellte mir einen großen Vogel vor, der kurz in seinem Flug anhält und von oben herunterschaut. Er sieht das Leben zwischen dem Himmel und der Hölle.
Solche Bücher mag ich nicht besonders, zu viel Poesie im Roman ist mir unheimlich. Ich empfehle das Buch jedoch für alle Islandinteressierte. Vor allem die auf altes, einfaches Island Lust haben. Auf Island der Fischer und des Kampfes gegen die Natur.

Jón Kalman Stefánsson, Himmel und Hölle, übersetzt von Karl-Ludwig Wetzig, 231 Seiten, Reclam.

Montag, 22. Juni 2009

"Das glühende Grab" von Yrsa Sigurðardóttir


Endlich durfte ich den dritten Roman von Yrsa lesen. Er spielt auf den Westmänner - Inselns, die südlich von Island liegen. Die Handlung wird um ein historisches Ereignis aufgebaut - den Vulkanausbruch auf Heimaey in Januar 1973. Das Haus von Dóras Kunden, Markus, wird in Rahmen eines wissenschaftlichen Forschungsprojektes von der Vulkanasche befreit. Dabei werden im Keller drei Leichen und ein Kopf gefunden. Markus beteuert seine Unkenntnis und will mit den Leichen nichts zu tun haben. Die Polizei glaubt ihm nicht, Dóra beginnt mit ihren Ermittlungen. Beinahe bis zur Hälfte des Buches streut die Autorin viele Fährten. Ich habe schon angefangen zu zweifeln, ob sie mal zusammen gehen werden, da manche so abwegig schienen. Ich las pausenlos, so neugierig war ich auf den Schluss! Alle Fährten werden tatsächlich zusammen geführt, es wird blutig und spannend. Ich warte auf den nächsten Roman von Yrsa.

Yrsa Sigurdardóttir, Das glühende Grab, übersetzt. Tina Flecken, 365 Seiten, Fischer.

"Ab die Post" von Terry Pratchett


"Ab die Post" erzählt die Geschichte der Wiederbelebung der Post in Ankh-Morpork. Lord Vetinari hat eine Idee, wie er das anstellen kann und wie er das wilde Treiben der Reichen, die die Klackertürme betreiben unterbinden kann. Seine Idee heiß Moist von Lipwig - Meister der Gaunerei, der gerade hingerichtet werden soll. Eine wichtige Rolle in seinem Plan spielen auch die Golems. Eine interessante Kombination! Und lesenswerte!

Terry Pratchett, Piekło pocztowe, übersetzt von Piotr W. Cholewa, 358 Seiten, Prószyński i S-ka.

Mittwoch, 10. Juni 2009

"Tod und ein bisschen Liebe" von Alexandra Marinina


Ein absoluter Zufallskauf - ein paar Rezensionen von Marininas Büchern habe ich auf anderen Blogs gelesen und wurde auf die russische Krimiautorin neugierig. Enttäuscht wurde ich nicht. Ich bekam das, was ich mir erhofft habe: das Buch las sich flott und war spannend. Es ist bereits der vierte Fall von Anastasija Kamienska als Ermittlerin. Tag ihrer Hochzeit naht. Kurz davor bekommt sie einen anonymen Brief, in dem sie gewarnt wird, zu heiraten. Als im Standesamt eine Braut ermordet wird, stellt sich heraus, dass nicht nur Anastasija solch einen Brief bekommen hatte und dass in einem anderen Standesamt ebenfalls eine Braut ermordet wurde. Kamienska sollte eigentlich die Flitterwochen geniessen aber der Fall muss gelöst werden und sie engagiert sich in die Ermittlungen. Ich mochte die Anastasija - eine bescheidene aber zackige Frau, die nichts von Mode und Eleganz hält. Interessant fand ich auch die Beschreibungen, die sich auf das heutige Russland und die Arbeit der russischen Polizei bezogen.
Leider habe ich ziemlich schnell herausbekommen, wer der Mörder war. Die psychloogische Erklärung der Mordmotive fand ich etwas langatmig. Trotzdem würde ich wieder ein anders Buch von Marinina lesen.

Aleksandra Marinina, Śmierć i trochę miłości, übersetzt von Elżbieta Rawska, 318 Seiten, WAB.

Dienstag, 9. Juni 2009

"Frauen auf der Flucht" Marianne Weber


Ich habe mir viel Zeit für das Buch genommen. Es umfasst Berichte von einigen Frauen, die die letzten Kriegsjahre sowie die ersten Jahre danach in ihrer Heimat erlebt haben. Es sind Frauen aus Pommern, aus Schlesien und aus Potsdam. Sie beschreiben ihre Erlebnisse, Beobachtungen und ihr Leid - mit allen Einzelheiten. Ich muss zugeben, dass ich von viele Fakten keine Ahnung hatte. Obwohl ich bereits einiges zum Thema Vertreibungen gelesen hatte, kannte ich die Ausmaße und die Brutalität nicht. Das Streben nach der Rache und Vergeltung ließ keine Unterschiede zu - jeder Deutsche war verantwortlich. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das polnische Bewusstsein über diese Zustände sehr gering ist. Gleichzeitig würde ich gerne erfahren, wie die Vertreibungen in der Ukraine und in Weißrussland durchgeführt wurden. Es ist sicherlich nicht der Platz für Wertung und für Urteile - ich fühle mich nicht ein mal im Stande darüber zu schreiben. Nachgedacht habe ich jedoch viel.
Mehr über das Buch möchte ich auch nicht schreiben - es ist nicht angebracht, die Berichte literarisch zu werten.
Pflichlektüre!

Marianne Weber, Kobiety wypędzone, übersetzt von Grzegorz Kowalski, 437 Seiten, Replika.

BIn wieder da

Jaaaa, es muss was passieren - je länger ich warte, desto schlimmer wird es. Ich litt unter akutem Zeitmangel, habe viel liegen müssen und der Blog blieb auf dem Abstellgleis. Ich habe aber viel gelesen und die Rezensionen möchten nachgeholt werden. Das werde ich demnächst tun - die alten Rezis hier veröffentlichen und natürlich die aktuelle Lektüre nicht vernachlässigen. Ich habe trotz allem alle Blogs aus meinem Blogroll gelesen und sehr viele interessante Anregungen notiert. Mein SuB wächst ins Unendliche seitdem ich Tauschticket entdeckt habe:) Das macht aber nichts, in der nächsten Zeit soll ich viel mehr Zeit zum Lesen haben!