Dienstag, 23. Dezember 2008

Frohe Weihnachten!

Morgen früh verreisen wir, deswegen möchte ich schon jetzt euch frohe, harmonische Weihnachten wünschen. Ich hoffe, ihr findet viel Zeit für angenehme Lektüre und bekommt wunderbare literarische Geschenke! Ich melde mich kurz nach den Feiertagen wieder;)

Sonntag, 14. Dezember 2008

Geburtstagsgeschenke:)

Vor ein paar Tagen hatte ich Geburtstag und wurde reichlich mit Büchern beschenkt.
Ich bekam folgende Titel:
- "Der einsame Weg" von Arthura Schnitzler sowie ein Theatergutschein. Dieses Stück hat im Frühjahr Premiere,
- "Bieguni" von Olga Tokarczuk,
- "Zusammen ist man weniger allein" von Anna Gavalda,
- "Złoty pelikan" von Stefana Chwin,
- "Piekło pocztowe" von Terry Pratchett,
- "Das ideale Verbrechen" von Stella Blómkvist (habe ich selbst bei Remittenden gefunden),
- "Cień wiatru" von Carlosa Ruiz Zafón.
Das letzte Buch habe ich gleich zwei Mal bekommen, in zwei verschiedenen Sprachen. Die deutsche Übersetzung wird getauscht und ich bekomme etwas anderes;) Zusätzlich habe ich einen Gutschein für eine Buchhandlung bekommen - da dürfte ich noch ca. vier Bücher dafür kaufen. Jetzt muss ich mich nur entscheiden welche. Vorschläge?
Zusätzlich habe ich letztens 12 (zwölf!) Bücher in einer Online-Buchhandlung, die Remittenden verkauft, ergattert sowie einige Bücher als Weihnachtsgeschenke bei meinen Liebsten bestellt. Mein SuB wächst absolut unkontrolliert und wird wohl zum Jahresende die Decke erreichen (die Bücher stapeln sich auf meinem Nachttisch).

Samstag, 13. Dezember 2008

"Es gab kein Zurück" von Herbert Reinoß

Ich habe das Buch bereits vor ein paar Tagen beendet und überlege wie ich es am besten rezensieren soll. In der Zwischenzeit habe ich angefangen Zeitschriften zu lesen und mein SuB wächst unkontrolliert;)
"Es gab kein Zurück" ist eine Sammlung von Erzählungen der Vertriebenen. Zuerst lesen wir Berichte der Personen, die geflohen sind, hauptsächlich handelt es sich hier um die Personen aus Ostpreußen. Im zweiten Teil wurden Berichte der Vertriebenen gesammelt, meistens aus Schlesien. Es ist also schwierig solche persönlichen Erzählungen zu rezensieren. Jeder Person erzählt von persönlichem Leid, Verzweiflung und Traurigkeit. Es sind einfache Bauer, Landbesitzer, Ärzte, Mönche. Ich vermute, dass vielen Lesern die hier dargestellten Fakten nicht bekannt sind, vor allem wie skandalös, erniedrigend und unmenschlich die Vertriebenen behandelt wurden.
Das Buch zwingt quasi zur Überlegung warum und auf welche Weise die Maßnahmen durchgeführt wurden. Wie erwähnt, fehlte bei der Umsiedlung jede Kontrolle und Rücksicht. Die Deutschen fanden auch keine Akzeptanz in der neuen Heimat.
Dieses Thema weckt in Polen viele Emotionen. Ich habe eher den Eindruck, dass vorwiegend das Schuldbewusstsein abgeschüttelt wird mit dem ganz einfachen Gedanken - wir haben den Krieg nicht angefangen. Es ist sehr schwer das Gedankenmuster schuldig - unschuldig zu verlassen.
Über diese Problematik denke ich oft nach, sie ist mir im gewissen Sinne nahe: die Familie meines Mannes hat die Vertreibungen persönlich erlebt. Sicherlich wird sich mein Blick auf ihre Berichte jetzt ändern. Ich würde sehr gerne an einer gut aufgebauter, konstruktiver, nachdenklicher Diskussion über dieses Thema teilnehmen. Ich bin mir sicher, dass diese Geschehnisse nicht vergessen werden dürfen. Mit Freude habe ich also dieses Buch auf Polnisch gelesen und hoffe, dass es viele weitere Leser finden wird. Leider ist die Übersetzung nicht perfekt - viele kleine Fehler ärgern unnötig.

"Nie było powrotu", Herberta Reinoß, übersetzt von Jola Zepp, 278 str., Replika 2008.

Sammelt ihr Autogramme?

Ich würde nicht sagen, dass ich welche sammle aber über die Jahre sind doch welche zusammen gekommen. Meistens habe ich die Schriftsteller nach den Leseabenden danach gefragt. Heute möchte ich euch das neueste zeigen:) Wie sieht es bei euch aus?

"Der Zeitdieb" von Steinunn Sigurðardóttir

Ich habe endlich mein erstes Buch von Steinunn gelesen und hoffentlich nicht das letzte! Die Autorin mag ich sehr gerne und habe vor ihren Werken viel Respekt. Vor allem, weil sie so poetisch schreibt. Ich liebe Bücher über alles aber Poesie ist nicht wirklich mein Ding. Ich meide eigentlich alles, was mit Poesie zu tun bis auf Wisława Szymborska. Deswegen habe ich wahrscheinlich so lange gewartet, bis ich Steinunn durch ihre Werke kennen gelernt habe. "Der Zeitdieb" ist sehr poetisch. Es ist mehr eine Studie als ein Roman. Studie einer unglücklicher Liebe und deren Einflusses auf das Leben von Alda - der Hauptprotagonistin. Alda ist eine selbstbewusste Frau - sie kennt ihren Wert, sie handelt entschieden und spielt mit den Männern. Sie stammt aus einer adeligen Familie, ist sehr hübsch, kennt einige Fremdsprachen und unterrichtet auf dem Gymnasium. Eines Tages lernt sie Anton, den Lehrer für Geschichte, kennen und verliebt sich. Anton ist bereits verheiratet und beendet den Flirt mit Alda nach ein Hundert Tagen. Alda wird nie mehr aufhören Anton zu lieben. Der ganze Roman umfasst etwas über ein hundert Seiten und konzentriert sich darauf, Aldas Zustand zu beschreiben. Steinunn nutzt viele literarischen Möglichkeiten, um Aldas Liebe zu zeigen: immer wieder schreibt sie Gedichte, formt Aldas Gedanken in Briefe, die sie an den ehemaligen Liebhaber schreibt. Steinunns Sätze sind sehr kurz, fast abgebrochen, die Unterteilung in Kapitel sehr ungewöhnlich. Jeder Satz ist randvoll mit Inhalt. Jeder Satz bringt einen neuen Gedanken mit sich. Das Buch muss man geniessen, langsam schmecken, immer wieder ein paar Seiten zurück blättern, sich erinnern, vergleichen und einsaugen. Fast jeder Satz beinhaltet eine kleine Wahrheit über Leben, Lieben und Existieren.
Ich muss es gleich sagen, dass Steinunn Gedanken mir oft über den Kopf wuschen, mich überwältigten und lähmten. Ich war jedoch vor den verschiedenen Stilen und literarischen Formen begeistert - die Schriftstellerin schein sich in allen gut zu fühlen. Ich bin sehr auf die anderen Romane von Steinunn neugierig!
Ich muss noch ein paar Worte über die Übersetzerin schreiben - ich bin von ihrer Arbeit absolut beeindruckt. Ich bin begeistert wie gut sie sich zwischen den verschiedenen Formen bewegt. Ich kenne sie bereits durch die Übersetzungen anderer isländischen Autoren und bewundere, wie gut sie sich dem jeweiligen Stil anpassen kann.

Steinunn Sigurðardóttir, Der Zeitdieb, übersetzt von Coletta Bürling, Fischer 1998.

Donnerstag, 4. Dezember 2008

Lesung mit Steinunn Sigurðardóttir

Am Montag habe ich die Gelegenheit gehabt diese isländische Schrifstellerin etwas näher kennen zu lernen. Neulich erschien in Deutschland ihr neuer Roman "Sonnenscheinpferd", aus dem Steinunn gelesen hat.
Die Schriftstellerin hat mich sehr beeindruckt - sie wirkte ruhig, fast bescheiden, immer lächelnd. Zuerst las sie auf Deutsch. Ich brauchte ein paar Zeilen, um mich an das isländische Akzent zu gewöhnen. Als das aber passierte, habe ich die Lesung genossen. Die Frau kann nämlich lesen! Sie las sehr ruhig, machte viele Pausen, betonte manche Stellen. Mich konnte der Eindruck nicht verlassen, dass sie Märchen perfekt erzählen würde. Ich stellte mir vor, wie eine Kinderschar um sie gesammelt, ihr zuhört.
Gleichzeitig wirkte ihr Buch sehr poethisch und klug. Sie las von Liebe und Tod und jeder Satz schien eine eigene Wahrheit mit sich zu tragen. Steinunn scheint die Gefühle zu beobachten und zu beschreiben. Nach der Lesung bin ich der Meinung, dass Steinunn sich besser in Poesie fühlt.
Sie hat Psychologie und Philosophie studiert - wahrscheinlich hat die Tatsache auch Einfluss auf ihr Schaffen. Ich habe angefangen ihr erstes Buch zu lesen, den "Zeitdieb", das auch in Frankreich von Yves Angelo verfilmt wurde.
Steinunn hat ihre eigene Webseite.

"Konsten att vara Ela" von Johanna Nilsson

Das Buch der schwedischen Autorin Johanna Nilsson (ihre Webseite findet man hier) scheint es noch nicht auf Deutsch zu geben.
Es liest sich sehr schnell, obwohl das Thema nicht gerade unterhaltsam ist. Ela ist ein Mädchen, das sich nicht anpassen kann. Ständig wird sie von Emotionen gesteuert, die sie nicht bewältigen kann und die sie selbst nicht versteht. Sie sagt, was sie möchte, kämoft mit sich selbst und ist schrecklich einsam. Sie verhält sich wie ein pubertierendes Teenager. Dabei ist sie 26 Jahre alt. Sie leidet seitdem sich ihre Eltern getrennt haben. Damals war sie 21 Jahre alt. Man würde denke, dass eine einundzwanzigjährige Frau genung Charakterstärke besitzt, um mit der Scheidung der Eltern zurecht zu kommen. Hier stellt sich die Frage, ob die Erziehung der Eltern nicht ausreichend war oder ob Elas Psyche tatsächlich so labil ist.

Elas Verhalten brachte mich dazu darüber nachzudenken, wie spät momentan Menschen erwachsen werden. Vor vielleicht fünfzig Jahre wäre eine sechsundzwanzigjährige Frau mitten im Leben, hätte (gewollt oder nicht) einen Lebensplan und ernsthafte Probleme (wenn überhaupt). Ela kann sich, teilweise dank ihrer Eltern, wie ein kleines, rebellierendes Mädchen verhalten. Es wird akzeptiert. Die Gesprächsversuche über ihr Leben, Studium, Beziehung empfinde ich nicht als tatsächliche Hilfeversuche oder Ausdruck fehlender Akzeptanz. Eher als lästige Pflichtgespräche, die man abhackt.

Zufällig lernt Ela ein kleines, einsames Mädchen kennen. Ihre Mutter ist drogenabhängig und interessiert sich nicht für ihre Tochter. Ela kümmert sich um sie und sieht sicherlich auch sich slebt in ihr. Die kleine Klara wird aber auch Ela helfen ihre eigenen Probleme in Griff zu bekommen.

Obwohl Johanna Nilsson Ela sehr relistisch beschreibt, konnte ich mich mit ihr nicht identifizieren. Ihre Reaktionen und ihr Verhalten waren wir komplett fremd. Mir fehlte ein Minimum an Selbstkenntniss und Selbsbeherrschung. Trotzdem konnte mich die Autorin neugierig machen und in ihre winterliche, schwedische Landschaft mitnehmen. Ich mochte ihren Still - knapp und einfach, ohne unnötige Metaphern.

Ich bin auf weitere Bücher der jungen Schriftstellerin gespannt.


Johanna Nilsson, Sztuka bycia Elą, übersetzt von Paweł Pollak, 285 Seiten, Replika 2008.

Mittwoch, 26. November 2008

"Jütländische Kaffeetafeln" von Siegfried Lenz

Lenz mochte ich schon als ich seine "Deutschstunde" gelesen habe. Ich wollte immer ein weiteres Buch von ihm lesen, das Heimatmuseum" steht sogar in meiner Bibliothek:) Ich habe mich sehr gefreut als mir meine Arbeitskollegin das kleine Büchlein "Jütländische Kaffeetafeln" ausgeliehen hat. Es ist eigentlich nur eine kleine literarische Perle. Lenz beschreibt diese jütländische Sitte. Kaffeetafeln werden nach dem Abendbrot veranstaltet und bestehen aus unbeschreiblichen Mengen Kuchen und sehr starkem Kaffee. Siegfried Lenz beschreibt seine erste Einladung und seine Erlebnisse sowie das Verhalten der Jütländer. Der Autor war natürlich von den angebotenen Mengen an Kaffee und Kuchen überfordert. Er beschreibt sein Eindrücke in wundervoll geformten Sätzen mit absolut perfektem Witz. Das Büchlein runden stimmungsvolle Illustrationen von Kirsten Reinhold. Köstlich!

Siegfried Lenz, Jütländische Kafeetafeln, 23 str., Hoffmann und Campe Verlag Hamburg 2006.

"Frühstück mit Kängurus" von Bill Bryson

Brysons Buch habe ich echt lange gelesen. Angefangen habe ich es noch in Portugal und habe mich damit bis gestern gequält. Bryson kenne ich schon eine Weile, also wusste ich so ungefähr, was mich erwartet. Das Thema an sich interessierte mich sehr, da ich Reiseberichte sehr gerne lese. Vor allem solche die mit subjektiven Beobachtungen gepickt sind. Bryson macht es eigentlich sehr gut. Ich kann mir gut vorstellen, dass es sich sehr gut vorbereitet - liest viel über das Land, führt Gespräche und besucht Bibliotheken. Er reist bewusst - beobachtet, realisiert, fragt und überprüft. Seine Bücher sind voll mit Zusatzinformationen und kleinen Anekdoten. Bryson begrenzt sich jedoch nicht nur an das Erlebte, sondern schreibt viel zur Geschichte, zu den Entdeckern und ersten Bewohnern, zu Geologie, Flora und Fauna. Die ganzen Informationen werden mit einer großen Prise Ironie, Sarkasmus und Witz zur Papier gebracht.
In diesem Buch beschreibt Bryson natürlich Australien - ein Kontinent mit vielen Überraschungen. Eigentlich müsste man sagen, dass die Überraschungen und Kuriositäten an jeder Ecke lauern. Bryson ist beinahe in jede Ecke es Kontinents gefahren, hat jede Mühe auf sich genommen, um die entfernten Ecken zu besuchen.
Warum habe ich mich also mit dem Buch gequält? Ich bin mir relativ sicher, dass an Brysons Schreibstil lag. Ich bin es nach ein paar literarischen Begegnungen satt. Seine Witze und Ironie empfand ich nicht als lustig, viel mehr oft als aufgezwungen, um seine Sprachgewandtheit zu präsentieren. Trotzdem ist es sicherlich ein lesenswertes Buch.

Bill Bryson, Frühstück mit Kängurus, übersetzt von Sigrid Ruschmeier, 412 Seiten, Goldmann.

Mittwoch, 19. November 2008

"Das Buch der Toten" von Jonathan Kellermann

Seit beinahe einer Woche bin ich wieder da und der Alltag hat mich - gerade angekommen, schon gab es den Geburtstag meiner Tochter. Langsam kehre ich zur Normalität zurück. Wie vermutet habe ich im Urlaub gar nicht viel gelesen. Nur ein Buch ganz ausgelesen.
Jonathan Kellermann wurde mir bereits vor einigen Jahren von unserem amerikanischen Freund empfohlen. Als ich also ein Buch von Kellermann für schalppe 3 Euro gesehen habe, habe ich zugeschlagen.
Es ist bereits das zwanzigste, glaube ich, Buch aus dem Zyklus über Alex Delaware. Alex ist Psychologe und arbeitet oft mit seinem Freund, der Polizist ist zusammen. Eines Tages bekommr er eine merkwürdige Sendung. Ein Fotoalbum mit Tatortfotos. Alex' Freund erkennt eins der Fotos - an diesem Fall hat er als junger Polizist gearbeitet bis ihm das quasi verboten wurde. Kellermann führt den Leser in eine Welt der Korruption, Macht und Gewalt. Die Intrige mag interessant sein, für mich war das Buch aber schlicht zu langweilig. Die vielen detaillierten Beschreibungen empfand ich keineswegs als Bereicherung, eher als gewollte Seitenproduktion, nach dem Motto: je mehr, desto besser. Ich kann mir gut vorstellen, dass die anderen Bücher über Alex Delaware besser sind, beim Buch zwanzig dürfen schon Mal die Ideen ausgegangen sein.
Momentan lese ich Bryson und grübele was ich weiter mache - den SuB bis zum Ende des Jahres abbauen oder eher die angesammelten Zeitschriften durcharbeiten?

Jonathan Kellermann, Das Buch der Toten, übersetzt von Andreas Jäger, 576 Seiten, Goldmann

Freitag, 31. Oktober 2008

Ich verreise

Ich bin dann mal weg:) Ein paar Bücher habe ich mitgenommen - zum Lesen werde ich aber wohl nicht sehr viel kommen. Viel Spaß beim Lesen und bis später!

"Die Nachtwächter" von Terry Pratchett

Pratchett lese ich schon seit mehreren Jahren. Warum schätze ich so seine Bücher? Ich bin sicherlich nicht originell, wenn ich sage, dass ich seinen Witz mag, die Wortspiele, die Anspielungen an alte Motive und an die Gegenwart und nicht zuletzt verehre ich beinahe seinen Übersetzer (ins Polnische). "Die Nachtwächter" haben mich jedoch nicht begeistert. Es ist für mich sicherlich eins der schwächeren Bücher aus dem Scheibenwelt-Zyklus.
Sam Vimes verfolgt einen Verbrecher und gelangt mit ihm in ein Zeitfenster. Sie landen zwar in Ankh-Morpork aber einige Jahrzehnte zurück. Sam Vimes trifft auf sich selbst und einige ihm bekannte Personen. Alle sind viel jünger und sein Alterego lernt erst, was es bedeutet, Polizist zu sein. In Ankh-Morpork herrscht ein Tyrann und Sam nimmt an der Vorbereitung und Ausführung der Revolution teil. Pratchetts Buch ist eine Satire - auf die Revolutionen und auf die Revolutionäre. Mich hat dieses Buch nicht so, wie bei Pratchett üblich, hingerissen. Das macht aber nichts, zwei weitere Bänder warten schon;)

Terry Pratchett, Straż nocna, übersetzt von Piotr W. Cholewa, 336 Seiten, Prószyński i S-ka 2008

Samstag, 25. Oktober 2008

"Fisch aus Gold" von J.M.G Le Clézio

Das Buch habe ich in einer Buchhandlung für schlappe 3,95 Euro gekauft. Ich war auf die Prosa von Le Clézio sehr neugierig, da ich bisher von ihm nicht ein einziges Mal gehört habe. Ich habe angefangen gestern Abend zu lesen und konnte gar nicht aufhören.
Der Autor beschreibt die Geschichte eines afrikanischen Mädchens, das mit etwas sechs Jahren geraubt wird. Sie wird in einen schwarzen Sack gesteckt und entführt. Lalla Asama, eine ältere Frau, kauft sie und wird zu ihrer Großmutter. Das Mädchen bekommt den Namen Laila. Sie liebt die alte Dame, verlässt sie nicht und lässt sich von ihr unterrichten. Als Lalla Asama stirbt, wird das Mädchen durch ihre Schwiegertochter "übernommen". Die neue Herrin ist jedoch sehr grob zu Laila, ihr Mann möchte sie vergewaltigen und sie flieht. Sie kennt die Welt nicht, sie hat keine Bekannte und so muss sie sich auf Leute verlassen, die ihr Vertrauen wecken. Zuerst lebt sich mit vielen Prostituierten zusammen, die sie wie ein Maskotchen betrachten, dann zieht sie mit zwei von ihnen in ein kleines Häuschen am anderen Flussufer ein. Schließlich reist sie illegal nach Frankreich ein. In Paris lernt sie illegale Immigranten aus vielen Ecken der Erde kennen.
Laila kann ihr Leben nicht selbst in die Hand nehmen, sie wird von einen Händen zu den anderen überreicht, sie bleibt dort hängen, wo sie auf nette Personen trifft. Oft wird sie ausgenutzt - psychisch und sexuell. Sie fühlt sich in einem Netz gefangen, wie ein Fisch. Sie möchte sich lösen, frei sein aber sie ist ständig von anderen Personen abhängig - von Personen, die legal in Frankreich wohnen, die ihr Arbeit oder Essen geben, die ihr beim lernen helfen. Die fehlenden Wurzel, die Unkenntnis über ihre Eltern und ihren Geburtsort verursachen dass sie sich ständig desorientiert fühlt. Ihr fehlt das Gefühl die Zugehörigkeit, nach dem sie ständig sucht. Sie fühlt sich nur mit Musik besser - sie gibt ihr die Möglichkeit zu vergessen, sie ermöglicht ihr in sich zu schauen. Laila hat die Fähigkeit mit der Musik zu verschmelzen und entdeckt ihr Talent.
Le Clézio beschreibt auch Immigranten aus den Antillen, Zigeuner aus Rumänien, Immigranten aus Mexiko und Indianer, die in den USA leben. Er zeigt die Unterschiede auf und weist gleichzeitig auf die Ähnlichkeit der Schicksale hin.
Die Themen, die Le Clézio aufgreift, interessieren mich sehr. Sein Buch hat mich dazu gebracht verstärkt an die Identität, an das Schicksal der Immigranten, an die Integrationsprobleme zu denken. Erst sein Buch hat es mir sehr deutlich bewusst gemacht wie wichtig eigene Wurzeln für erfolgreiches Leben, für das Identitätsgefühl sind.
Ich bin von Le Clézios Stil begeistert. Seine Sätze sehen unspektakulär aus, trotzdem haben sie auf mich eine große Anziehungskraft ausgeübt. Sie haben mich berührt und haben vor meinen Augen die Straßen und Bewohner von Paris oder Rabat erscheinen lassen. Le Clézio widmet viel Platz detaillierten Beschreibungen, die jedoch das Buch nicht langweilig machen. Ich war fasziniert und habe jede Zeile des Buches verschlungen. Am Montag renne ich in die Buchhandlung, um zu schauen, ob das zweite ("Die Revolutionen") heruntergesetzte Buch noch da ist.

Jean-Marie Gustave Le Clézio, Fisch aus Gold, übersetzt von Uli Wittmann, 254 Seiten, Kiepenheuer & Witsch Köln 2003

Freitag, 24. Oktober 2008

"Engel des Universums" von Einar Már Guðmundsson

Ich kehre wieder zur isländischen Literatur zurück - ich habe das erste Mal ein Buch von Einar Már gelesen. Es ist ein Roman mit autobiographischen Zügen - der Autor hat ihn seinem geisteskranken Bruder gewidmet. Der Hauptprotagonist Páll erzählt seine Lebensgeschichte. Er war ein gewöhnlicher Junge, der seine Kindheit in einer Kellerwohnung in Reykjavík verlebt. Mit seinen Freunden spielt er auf den Straßen, oft unweit der Irrenanstalt Kleppur. Er vermutet nicht, dass sie später mal sein Zuhause sein wird. Als er unter schlimmen Kopfschmerzen anfängt zu leiden, fängt sein Weg dahin an. Er ist bereits im Gymnasium, studiert dann auf der Kunstakademie und fängt an sich selbst für Van Gogh und Gauguin zu halten. Der Kranke erzählt von seinen Gedanken, Erlebnissen, Gefühlen, beschreibt seine Freunde aus der Anstalt und schließlich auch seine Versuche ein neues Leben außerhalb der Anstalt anzufangen. Guðmundsson erzählt sehr poetisch nachdenklich um dann in knappe Sätze überzugehen. Er stellt viele Fragen, sucht die Grenze zwischen der Normalität und dem Wahnsinn. Er versucht dem Leser zu zeigen, wie dünn die Grenze ist. Gleichzeitig beschreibt er Reykjavík, seine Straßen und Viertel, seine Bewohner und Gebäude.
Es ist ein interessantes, tiefgründiges Buch, das den Leser zum Nachdenken bringt.

Einar Már Guðmundsson, Engel des Universums, übersetzt von Angelika Gundlach, 222 Seiten, btb Berlin 2000

"Die Juden" von Gotthold Ephraim Lessing

Ich mag Lessing sehr gerne und habe schon einige Werke von ihm gelesen. "Die Juden" habe ich gelesen, weil ich plante im Theater das Stück zu sehen. Es ist ein kurzes Theaterstück. Es wird ein Überfall beschrieben - ein Baron wird von zwei Verbrechern überfallen und von einem Reisenden gerettet. Der Baron ist so dankbar, dass er den Reisenden beinahe zwingt ein paar Tage bei ihm zu verbringen. In einem Gespräch mit Voigt wird der Reisende nach den Umständen des Überfalls ausgefragt. Der Voigt war einer der Verbrecher und suggeriert dem Reisenden, dass es mit Sicherheit Juden waren, die den Baron berauben wollten. Alles Protagonisten haben Vorurteile und sind den Juden gegenüber sehr schlecht eingestellt. Es liegt auf der Hand, dass der Reisende Jude ist. Langsam kommt er dahinter, wer den Baron überfallen hat und offenbart seine Herkunft womit er alle anderen beschämt und überrascht. Dieses Theaterstück gleicht den älteren Werken von Lessing nicht, trotzdem ist es lesenswert. Das Thema ist weiterhin aktuell - erstaunlich wie wenig sich die Einstellung vieler Menschen über die Jahrhunderte geändert hat. Vor zwei Tagen habe ich die Inszenierung in Berliner Ensemble gesehen und hier (auf polnisch) beschrieben.

"Der Meister und Margarita" von Michail Bulgakow

Ich habe dieses Buch schon vor vielen Jahren, als ich noch im Gymnasium war, gelesen. Ich konnte mich nur erinnern, dass mir das Buch wahnsinnig gut gefallen hat und habe beschlossen es noch einmal zu lesen. In meiner Erinnerung blieb nämlich nicht mehr viel. Ich fürchtete, dass das Lesen mir wenig Spaß bereiten wird, wenn die Erinnerungen zurück kommen - das passierte jedoch gar nicht.
Bulgakow erzähle zwei Geschichten. Nach Moskau der dreißiger Jahre kommt der Satan mit seinem Gefolge. Er tarnt sich als Voland, den Meister der schwarzen Magie und sorgt für große Verwirrung in der ganzen Stadt. Vor allem hat er es auf die literarische und kulturelle Welt abgesehen. Der Höhepunkt seiner Handlungen ist seine Vorstellung im Mosakuer Variete-Theater. Gleichzeitig erzählt der Autor den letzten Tag von Jesus nach. Es ist aber der Pilatus, der im Mittelpunkt steht. Die Geschichte von Pilatus hat der Meister geschrieben - der Geliebte von Margarita. Der Satan kam nach Moskau, um hier den großen Neumond-Ball, der immer am 14 Nisan stattfindet, zu feiern. Die Ballkönigin heißt immer Margarita, die für ihre Dienste den Satan um ein Gefallen bieten darf. Margarita möchte ihren geliebten Meister wieder haben.
Das Buch las sich sehr gut - Bulgakow benutzt eine wirklich schöne Sprache, er beschreibt detailliert, skizziert wunderbare Charaktere und verblüfft mit der Handlung. Ganz zufrieden bin ich jedoch nicht. Mir fehlt eine absolute Begeisterung für das Buch, die ich damals spürte. Die, sicherlich tiefe, Symbolik des Romans spricht mich nicht wirklich an. Bulgakow konstruierte eine Satire der damaligen sowjetischen Gesellschaft, scheute nicht vor Mystik und literarischen Anspielungen. Der Roman ist eine wahre Grube von Bedeutungen, Symbolen, versteckten Gedanken und Bedeutungen. Ich fühlte mich aber nicht versucht, die ganze Symbolik zu entdecken und zu deuten. Ich würde gerne eine gute Interpretation des Buches lesen, würde mich gerne von jemandem bei der Entdeckung führen lassen, da ich überzeugt bin, dass ich vieles in dem Roman nicht entdeckt habe. Trotzdem bin ich sehr zufrieden, dass ich mich entschlossen habe, "Der Meister und Margarita" noch einmal zu lesen. Ich lese nämlich selten ein Buch zwei Mal.
Ich habe eine ziemlich interessante Seite zum Buch gefunden, also wer mag, kann hier weiter lesen.

Michail Bulgakow, Der Meister und Margarita, übersetzt von Thomas Reschke, 503 Seiten, Deutscher Taschenbuch Verlag 2001.

Freitag, 17. Oktober 2008

Mein erstes Stöckchen

Gerade habe ich bemerkt, dass Maren von der Bibliomanie das Stöckchen zu Lesegewohnheiten an mich weiterreicht. Das nehme ich gerne an:)

1. Zu welcher Tages- oder Nachtzeit liest du am liebsten?
Ich lese immer, jeder freie Minute, um nicht zu sagen Sekunde, widme ich einem Buch. Das fängt schon morgens beim Frühstück an, wenn ich es schaffe, zu Hause zu frühstücken, und wird über den Tag fortgesetzt. Seitdem ich wieder arbeite, schaffe ich es leider nicht, tagsüber zu lesen. Ich bedauere auch, dass ich nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahre - dort kann ich immer so herrlich viel lesen! Wenn meine Tochter spielt und mich nur dabei haben möchte, kann ich, mit etwas Geschick, dabei schon ein paar Seiten ergattern. Wenn es keine Computer gäbe, würde ich den ganzen Abend lang lesen, so bleibt mir nur etwas Zeit vor dem Schlafen gehen. Ich freue mich, wenn mal ein Arztbesuch ansteht und ich lange Wartezeit habe - man kann so viel, ohne schlechtes Gewissen zu haben, lesen!

2. Wo liest du?
Meistens im Bett, manchmal in der Badewanne, auch auf dem Boden sitzend - ich kann eigentlich überall lesen.

3. Wenn du im Bett liest (liegend), liegst du am liebsten auf dem Rücken oder auf dem Bauch?
Ich kann nicht lesen, wenn ich flach auf dem Rücken liege. Meistens lese ich auf der Seite, oder halb angelehnt auf dem Rücken aber auch auf dem Bauch. Alles geht.
Ich habe schon auf dem Bauch liegend gelesen, das Buch lag auf dem Boden.

4. Welche Art von Büchern liest du am liebsten?
Belletristik, Klassiker, Reiseberichte, Fantasy, historische Romane, Krimis - hmmm fast alles.

5. Welches Buch hast du zuletzt gekauft?
2 Bücher waren es - "Herr Lehmann" von Sven Regener und "Das Buch der Toten" von Jonathan Kellerman.

6. Was hast du zuletzt gelesen?
"Tausend strahlende Sonnen" von Khaled Hosseini

7. Was liest du im Moment?
"Der Meister und Margarita" von Michail Bulgakow

8. Benutzt du Lesezeichen oder knickst du die Seiten (Eselsohren)? Wenn du ein Lesezeichen benutzt, was benutzt du?
Ich benutze nur Lesezeichen. Habe dieses Jahr einen Stapel geschenkt bekommen. Ansonsten benutze ich gerne Lesezeichen, die als Werbung bei den Büchern beilegen - ist bei vielen polnischen Büchern der Fall.

9. Was hältst du von Hörbüchern?
Habe sie noch nie ausprobiert, kann also keine Meinung haben. Ich kann mir schwer vorstellen, dass ich mich damit anfreunden könnte. Vielleicht im Auto?

10. Und was hältst du von eBooks?
Keine Ahnung - momentan nicht so viel. Ich könnte mir aber so ein Gerät zum Lesen von eBooks gut für den Urlaub vorstellen, als Alternative zum Schleppen von vielen Büchern. Andererseits bezweifele ich, ob es mir Spaß machen würde, die Romane am Bildschirm zu lesen.

Wer möchte das Stöckchen übernehmen??

Freitag, 10. Oktober 2008

"Tausend strahlende Sonnen" von Khaled Hosseini

Obwohl mich "Der Drachenläufer" enttäuscht hat, habe ich Hosseini eine zweite Chance gegeben. Eine Freundin hat mir das Buch ausgeliehen, so hatte ich mit der Buchbeschaffung nicht viel Aufwand . Eigentlich bin ich ihr dafür dankbar, weil mir dieser Roman viel besser gefallen hat.
Das Buch liest sich leicht und schnell - ich habe nur zwei Abende gebraucht - obwohl die Themen, die Hosseini aufgreift, alles andere als fröhlich sind.
Der Autor nimmt den Leser wieder nach Afghanistan mit. Er erzählt das Leben von zwei Frauen. Die erste, Mariam, ist ein uneheliches Kind, was sie für das ganze Leben prägen wird. Ihre Mutter ist durch ihr Schicksal verbittert, überträgt jedoch ihre Stimmung nicht auf die Tochter. Mariam liebt ihren Vater bedingungslos. Ich möchte jedoch nicht zu viel Inhalt verraten. Irgendwann heiratet Mariam und wohnt in Kabul - dort lernt sie in sehr aussergewöhnlichen Umständen Laila kennen. Langsam und behutsam bauen die beiden Frauen eine Freundschaft auf.
Hosseini erzählt sehr authentisch. Mit Liebe zum Detail beschreibt er das Leben der Frauen, ihre alltäglichen Sorgen, Gedanken und Beobachtungen. Das Schicksal der Frauen ist nicht leicht, sie müssen Gewalt, Erniedrigung und ständige Ungewissheit ertragen.
Sehr viel Platz nehmen die Beschreibungen der politischen Geschehnisse in Afghanistan: von der Monarchie, über den Einmarsch der Russen bis zur Machtübernahme der Taliban. Hosseini beschreibt sehr sorgfältig die Völkergruppen, die Afghanistan bewohnen, die politischen Wandlungen und auch die Einstellung der Bevölkerung zu der jeweiligen Regierung. Für mich war das ein sehr interessanter Aspekt. Obwohl Afghanistan in den Medien so präsent war und ist, kenne ich mich in der Geschichte dieses Staates wenig aus.
Kabul spielt auch eine bemerkenswerte Rolle im Roman - Hosseini beschreibt die Gerüche, die Straßen, die Bewohner und nicht zuletzt den Verfall der Hauptstadt.

Ich würde dieses Buch nicht zu hochrangiger Literatur zählen. Hosseini ist ein guter Handwerker. Er weiß wie man ein spannendes Buch schreibt, was ich nicht negativ bewerten möchte. Ich habe mich letztens häufiger an "Werke", wie ich sie nenne, gewagt und habe nicht viel Spaß dabei gehabt. Salman Rushdie hat mich sogar frustriert. Ich hatte Lust etwas, was man quasi verschlingen kann, zu lesen und solch eine Lektüre habe ich auch bekommen. Im "Drachenläufer" haben mir einige "Hollywood-Tricks" sowie die Häufung von Unglücksfällen im Leben der Protagonisten nicht gefallen. Hier konstruiert Hosseini sein Buch etwas geschickter - die Geschichte ist authentischer und nicht so mit merkwürdigen Zufällen überstürzt. Einige Male benutzt Hosseini Sätze wie (frei erinnert): Sie hat unterzeichnet. Ihre nächste Unterschrift sollte sie erst in 27 Jahren benutzen. Ich empfinde solche Sätze als künstlicher Aufbau von Spannung und kann mich damit nicht anfreunden. In diesem Roman waren es jedoch nicht so viele. Ich überlegte, ob Hosseini in seiner schriftstellerischer Werkstatt reifer geworden ist oder ob mich vielleicht das Thema des Buches einfach mehr interessiert hat und somit ich diesen Roman als gelungener sehe.

Khaled Hosseini, Tausen strahlende Sonnen, übersetzt von Michael Windgassen, 382 Seiten, Bloomsbury Berlin 2007, ISBN 978-3-8270-0671-4

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Jean-Marie Gustave Le Clézio bekommt den Literaturnobelpreis

Auch ich möchte ein paar Worte zu dem frisch gewählten Nobelpreisträger. Auf die Entscheidung habe ich schon gewartet und war sehr gespannt, wer es wird. Nun, von Jean-Marie Gustave Le Clézio habe ich noch nie etwas gehört. Gut so - ich sehe es mal positiv. So habe ich eine Chance, einen mir völlig unbekannten Schriftsteller kennen zu lernen. Irgendwann möchte ich von allen Nobelpreisträgern ein Buch gelesen haben - müsste eigentlich zu schaffen sein;)

Montag, 6. Oktober 2008

"Der Winer in Lissabon" von Anonio Munoz Molina

Der Ich-Erzähler des Romans trifft einen alten Bekannten - Santiago Biralbo. Santiago ist Jazz-Pianist und spielt unter einem anderen Namen in einer Kneipe in Madrid. Die alten Bekannten treffen sich, um über alte Zeiten zu sprechen. Der Haupterzähler ist Biralbo, der über seine große Liebe zu Lucrecia erzählt. Die Männer trinken Bourbon, hören Musik und rauchen. Schrittweise enthüllt sich eine komplizierte Geschichte. Lucrecia war mit Malcolm verheiratet, einem merkwürdigen Typen, der mit Kunst handelte und krankhaft eifersüchtig war. In weiteren Nächten erfahren wir, warum Santiago seinen Namen änderte, warum er sich versteckt, warum er bei sich eine Pistole hat und schließlich wen er fürchtet, wenn er immer wieder durchs Fenster seines Hotels schaut. Der Leser fühlt die dunkle, melancholische Atmosphäre und hört ständig Musik. Natürlich ist es Jazz - eine besondere Rolle nehmen Biralbos Stücke "Lisboa" und "Burma" ein. Immer wieder hört der Ich-Erzähler sie sich an.
Viel Platz nehmen die Beschreibungen von Stimmungen, Musik, Atmosphäre und von Gefühlen an - die Handlung schreitet langsam voran.
Warum also Winter in Lissabon? Bis zur 166 Seite wird Lissabon nur erwähnt - als die Traumstadt von Lucrecia. Die Stadt entwickelt sich fast zum Symbol der Liebe der beiden Protagonisten.
Es ist sicherlich ein erstklassiger Roman, ein sehr poetischer Roman mit einer unvergleichbaren Atmosphäre. Für mich war er aber nichts - zu poetisch, zu langatmig, zu verwirrt.

Antonio Munoz Molina, Der Winter in Lissabon, übersetzt von Heidrun Adler, rowohlt, 280 Seiten, ISBN 3-498-04330-7

Montag, 29. September 2008

"Was ihr wollt" William Shakespeare

Die Komödie entstand ca. 1600. Ein Schiffsunglück an der Küste von Illyrien überleben Viola und Sebastian. Sie wissen jedoch nicht, dass der Bruder/die Schwester lebt. Viola entschiedet sich als Mann aufzutreten und tritt in Dienst bei Orsino, dem Herzog von Illyrien. Der Herzog ist in Viola verliebt und schickt Cesario (so heißt jetzt Viola) als seinen Boten. Olivia verliebt sich in Cesario, Viola wiederum in Orsino. Ein wahres Chaos entsteht als Sebastian erscheint.
Die Komödie war schwierig zu lesen. Shakespeare benutzt viele Wortspiele, gibt den Wörtern doppelten Sinn, scheut nicht vor Abschweifungen. Ich habe eine zweisprachige Ausgabe gelesen und war immer wieder begeistert, wie gut und einfallsreich der Übersetzer arbeiten musste! Insgesamt hat mir aber das Theaterstück nicht gefallen, muss aber auch zugeben, dass ich überhaupt kein Fan von Shakespeare bin. Jetzt bin sehr gespannt, was Michael Thalheimer daraus gemacht hat. Am 27. Oktober gehe ich ins Theater:)

Sonntag, 28. September 2008

"Hexenjagd" von Arthur Miller

1953 beschrieb Arthur Miller die Ereignisse aus Salem, die im 17 Jh. stattgefunden sind. Eine Gruppe junger Mädchen, die um die Sklavin Tituba versammelt sind, tanzt nackt im Wald. Dabei werden die Mädchen von Pastor Parris ertappt. Zwei der Mädchen erkranken danach und als sie durch gewöhnliche Ärzte nicht geheilt werden können, wird an Kontakte mit dem Teufel gedacht. In die Stadt wird der bekannte Exorzist, Pastor Hale, gerufen, um die Angelegenheit aufzuklären. Die Mädchen, um der Strafe zu entkommen, beschuldigen die Bewohner von Salem. Bei der Gerichtsverhandlung werden die meisten Frauen der Hexerei beschuldigt. Im Laufe der Verhandlung wird es langsam allen klar, dass die Mädchen alles vortäuschen. Pastor Parris möchte jedoch sein hart erarbeitetes Ansehen nicht verlieren und Richter Danforth kann nicht einen Ermittlungsfehler zugeben. So werden weiterhin unschuldige Bauer angeklagt.
Dieses Theaterstück hat mir wirklich gefallen. Sowohl der Inhalt als auch die Personen und die Sprache haben mich überzeugt. Bei den meisten Theaterstücken fühle ich mich an Schullektüren erinnert - hier war es nicht der Fall. Am Freitag habe ich das Stück im Deutschen Theater gesehen - meine Eindrücke werde ich hier beschreiben.

"Komm, ich erzähle dir eine Geschichte" von Jorge Bucay

Jorge Bucay ist ein argentinischer Psychiater und Psychotherapeut, der mit der Gestalt-Technik arbeitet. Die Gestalttherapie soll dem Patienten helfen, die Mechanismen zu erkennen, die er zur Kontrolle seines Bewusstseins benutzte, um sich danach weiter zu entwickeln können. Viele Infos darüber gibt es natürlich bei Wikipedia. Bucay hat seine Arbeitserfahrungen in ein paar Büchern beschrieben.
"Komm, ich erzähle dir eine Geschichte" beschreibt die Treffen mit seinem Patienten, Demián. Diese Figur fasst in sich viele Probleme, auf die Bucay in seiner Laufbahn gestossen ist. Demián ist ein junger Mann, der Probleme mit seiner Persönlichkeit hat und bereits Hilfe bei vielen Therapeuten gesucht hat. Endlich wird ihm von einer Freundin Jorge empfohlen. Jorge ist ein ungewöhnlicher Therapeut und seine Arbeitsweise verunsichert Demián oft. Die Therapie hilft ihm jedoch und in jedem Kapitel werden uns neue Probleme des Patienten vorgestellt. Wie sieht denn die Therapie aus? Es sind keine langen Gespräche, Jorge erzählt Märchen. Die meisten sind sehr kurz, aber klug. Jedes Märchen gibt Anstoß zu weiteren Überlegungen. Manche von ihnen erinnerten mich an die spirituellen Geschichten von Anthony de Mello. Am besten sollte man das Buch langsam lesen, sich Zeit zum Nachdenken geben. Ich war nicht so geduldig und habe es an zwei Abenden "verschluckt". Es lohnt sich aber bestimmt zu einigen von den Märchen zurück zu kehren.

Sonntag, 21. September 2008

"Des Mauren letzter Seufzer" von Salman Rushdie

Ich habe mich sehr gefreut endlich ein Buch von Salman Rushdie zu lesen. Schon seit langem hatte ich vor, diesen Schriftsteller kennen zu lernen und spürte, dass er zu "meinen" Autoren gehören würde. Erwartungsvoll fing ich den Roman "Des Mauren letzter Seufzer" zu lesen und habe in zwölf Tagen 130 Seiten geschafft. Ich kam von Anfang an in das Buch nicht "rein", schob das aber auf die fehlende Zeit, auf die schlechte Stimmung etc. Als ich vor zwei Tagen beschloss, das Buch abzubrechen, fühlte ich mich fast erleichtert. Ich wollte am Wochenende noch einmal probieren es zu lesen aber machte unbewusst alles, um es nicht zu machen. Mindestens habe ich ein paar Zeitschriften von meinem Stapel abgearbeitet.
Was passt mit also an Rushdie nicht? Das Buch ist eigentlich spannend - es wird die Geschichte der Familie da Gama in Indien erzählt. Die Geschichte ist voll mit Abenteuer, interessanten Charakteren und unbekannten Tatsachen. Der Schreibstil von Rushdie überzeugt auch - er beschreibt lebendig, ich würde sagen "farbenfroh", erzählt nebenbei viele Geschichten und scheut nicht von Bemerkungen, Abschweifungen. Alles stimmt also. Dazu war es mir von der ersten Seite an klar, dass es wirklich ein guter Stil ist. Und ich finde hier nicht für mich, noch schlimmer, ich kann nicht sagen, warum. Jetzt brauche ich ein leichtes Buch;)

Donnerstag, 18. September 2008

10 Bücher, die man lesen muss

Marcel hat in seinem Blog nach 10 Büchern gefragt, die man unbedingt lesen muss. Ich möchte natürlich mitmachen und habe Bücher zusammen gestellt, die zu verschiedenen Zeitpunkten mein Leben und mein Leseverhalten geprägt haben. Erstaunlicherweise fallen mir dabei eher diese Bücher ein, die ich bereits vor längerer Zeit gelesen habe. Die Reihenfolge ist rein zufällig.

1. Astrid Lindgren "Die Kinder aus Bullerbü",
2. Lucy Maud Montgomery "Anne auf Green Gables" und weitere Folgen,
3. Emil Zola "Germinal",
4. Hans Fallada "Kleiner Mann, was nun?",
5. Harry Mulisch "Die Entdeckung des Himmels",
6. Anne Fadiman "Ex libris. Bekenntnisse einer Bibliomanin",
7. Jerzy Kosiński "Der bemalte Vogel",
8. Stephen King "Shining",
9. Henryk Sienkiewicz "Quo vadis?",
10. Olga Tokarczuk "Ur und andere Zeiten".

Ich schließe nicht aus, dass die Liste in ein paar Wochen anders aussehen wird;)

Mittwoch, 17. September 2008

Die Finalisten für den Deutschen Buchpreis wurden bekannt gegeben

Quelle: deutscher-buchpreis.de

• Dietmar Dath: Die Abschaffung der Arten (Suhrkamp, September 2008)
• Sherko Fatah: Das dunkle Schiff (Jung und Jung, February 2008)
• Iris Hanika: Treffen sich zwei (Droschl, January 2008)
• Rolf Lappert: Nach Hause schwimmen (Hanser, February 2008)
• Ingo Schulze: Adam und Evelyn (Berlin Verlag, August 2008)
• Uwe Tellkamp: Der Turm (Suhrkamp, September 2008)


Leider werde ich nicht schaffen die Bücher bis zur Preisverleihung am 13. Oktober, zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse, zu lesen. Auch nicht alle Bücher würden mich interessieren. Das Buch von Dietmar Dath werde ich wohl nicht lesen. Am interessantesten finde ich "Treffen sich zwei", weil die Handlung in Kreuzberg spielt und die beiden Bücher über die DDR - "Adam und Evelyn" und "Der Turm". "Nach Hause schwimmen" könnte auch spannend sein.

Dienstag, 16. September 2008

"Herrn Kukas Empfehlungen" von Radek Knapp

Radek Knapp - ein Pole, der nach Wien ausgewandert ist, beschreibt in seinem Buch die Geschichte eines polnischen Jugendlichen, der das erste Mal nach Westen fahren möchte. Schon das Wort "Westen" selbst erweckt in ihm Visionen einer heilen, wunderbaren Welt, die in schon seit Jahren lockt. Er bereitet sich auf sein Abenteuer sorgfältig vor, unter anderem besucht er Herr Kuka, der sich ja im Westen bestens auskennt. Die drei ratschläge, die Waldemar bekommt, werden im Endefekt nichts taugen, aber zuerst helfen sie ihm bei der Entscheidung. Als sein Reiseziel wählt er Wien und die Reise soll im Bus der Firma Dream Travel stattfinden. Der Bus stellt sich als ein Wrack heraus, mit dem nur Händler fahren. Waldemar ist der Einzige, der nichts schmuggelt. Die Fahrt nach Wien und sein Leben in der Hauptstadt Österreichs werden vom Glück gesteuert.
Radek Knapp beschreibt die Abenteuer seines jungen Protagonisten sowie von anderen Polen, die ihr Glück im Westen suchen auf eine sehr witzige Weise. Es ist eine leichte, mit Humor geschrieben Lektüre, die man ohne Weiteres an einem Abend verschlingen kann. Mich hat lediglich der Stil gestört. Knapp benutzt eine sehr einfache Umgangssprache, er meidet jegliche ausgefallene stillistische Mittel und lange Sätze. Diese Sprache hat er sicherlich nicht ohne Grund gewählt, sie passt ja wunderbar zu den Gestalten. Mir war die Sprache jedoch teilweise zu primitiv. Ich fühle mich an unbeholfene Schüleraufsätze erinnert. Ich habe das Buch in polnischer Übersetzung gelesen - mag sein, dass hier der Übersetzer auch daran Schuld ist.

Trotzdem fand ich das Buch amüsant, wahrscheinlich auch deswegen, weil mich das Thema (als Emigrantin) im gewissen Masse betrifft. Ich bin jedoch nicht geneigt einen tieferen Sinn in diesem Buch zu suchen - für mich war es eine reine Sommerlektüre.

Montag, 15. September 2008

"Mirandolina" von Carlo Goldoni

Carlo Goldoni lebte im achtzehnten Jahrhundert und war italienischer Komödiendichter, besonders schrieb er Charakterkomödien. Ich habe nie von ihm gehört und würde wahrscheinlich in Unwissenheit leben, wenn ich nicht beabsichtigt hätte die Aufführung von "Mirandolina" im Deutschen Theater zu sehen. Der Inhalt ist nicht besonders tiefgründig. Mirandolina führt ein Gasthaus, in dem vornehmlich Adelige verweilen. Zwei von Ihnen sind unsterblich in sie verliebt. Der dritte hasst Frau und bekundet es auch allen. Das verleitet Mirandolina dazu, ihn zu verführen, um zu beweisen, dass sie alle Männer in sich verlieben kann. Das gelingt ihr selbstverständlich. Zum Schluss lässt sie ihn jedoch fallen und erklärt, dass sie den von ihrem Vater bestimmten Diener heiraten werde. Ich war sehr gespannt, was das Deutsche Theater aus diesem Stück machen wird:) Die Aufführung war, wie immer, wunderbar!

Samstag, 13. September 2008

SuB

So sieht meine aktuelle Büchersammlung auf dem Nachttisch aus:) Der Stapel wächst und wächst, ständig kommen neue Bücher dazu. Auf dem Bild sieht man den Zeitschriftenstapel nicht, den ich auch noch zu lesen beabsichtige. Ich kann mich eh nie entscheiden, was ich zuerst lese - Bücher oder Zeitschriften. Momentan gewinnen die Bücher.

Freitag, 12. September 2008

"Herr Lehmann" Sven Regener

Herr Lehmann wohnt in Kreuzberg. Kreuzberg 36. Schon seit Jahren ist er in Berlin und fühlt sich hier sauwohl. Er arbeitet in einer von Erwins Bars, schläft tagsüber und dreht sich in seinem Mikrokosmos, der nur Kreuzberg 36 umfasst. Seine Welt wird gestört, wenn nur eine Straße von Neukölln passieren muss, um nach Kreuzberg 61 zu gelangen. Die Fahrt nach Charlottneburg gleicht einer Expedition. Frank Lehmann lernen wir kurz vor seinem 30. Geburtstag kennen. Seine Bekannte nennen ihn aus diesem Grund Herr Lehmann - er wird schließlich alt. Frank lernt die hübsche Köchin Katrin kennen und seine Eltern wollen nach Berlin kommen. Der Mikrokosmos wird vernichtet. Den 30. Geburtstag feiert am 9. November, am Tag des Mauerfalls.
Regener beschreibt die Straßen Kreuzbergs, das Leben von Frank und seinen Freunden, das von einem Bier zum anderen verläuft. Die ersten Hundert Seiten habe ich mich mit der Geschichte gequält. Der Schreibstil von Regener ist nicht einfach - er konstruiert wahnsinnig lange Sätze, die wohl die Denkweise von Lehmann wiedergeben sollten. Diese wird wiederum oft vom Alkohol und durch unterschiedliche, merkwürdige Ereignisse gestört. "Tiefe" Überlegungen und Dialoge der Protagonisten waren für mich eher ein müdes Gelabbere von verkateten Möchtegern-Philosophen.

"Er kommt sich noch großzügig dabei vor, wenn er die Leute zum Schnapstrinken überredte, dachte Herr Lehmann, dabei tut er das bloß, um selbst Vorwand zum Saufen zu haben, aber andererseits, dachte er, ist es auch nicht richtig, am Ende ist man immer selber schuld, wenn man Schnaps trinkt."

Dienstag, 9. September 2008

"Die Eismalerin" von Kristin Marja Baldursdóttir

Das Buch wird vom Verlag als Island-Saga bezeichnet. Das ist sicherlich übertrieben, eine Saga ist es definitiv nicht. Wenn aber Kristin Marja ein weiteres Buch über das Schicksal von Karitas schreiben sollte, könnte eine Island-Saga entstehen, die gut ein Hundert Jahre isländische Geschichte umfassen könnte. Anzumerken sollte man, dass es wichtige Jahre für die Isländer waren - politisch aber auch gesellschaftlich. Darüber schreibt aber Kristin Marja nicht. Karitas, die Hauptprotagonistin, lernen wir in den 20. Jahren des 20 Jahrhunderts in den Westfjorden kennen - sie ist ein glückliches Mädchen, das mit ihren fünf Geschwister und Mutter zusammen lebt. Steinnun, ihre Mutter, ist eine starke und fest entschlossene Frau. Ihre Kinder sollen es besser im Leben haben und eine Ausbildung bekommen. Das ist in den Westfjorden nicht möglich und die ganze Familie zieht nach Akureyri um. Dort fängt die neue Zeit an - die Zeit harter Arbeit und des Lernens. Es ist aber keineswegs trostlose Zeit - die Kinder sind neugierig auf die Stadt und saugen Neues mit Begeisterung. Es gelingt der Mutter allen Kindern eine Ausbildung zu sichern. Nur Karitas arbeitet, damit die Anderen lernen können. In freier Zeit zeichnet sie und träumt von einer Kunstschule. In den weiteren Kapitel begleiten wir Karitas über viele Jahre - es wird nicht langweilig!
Sehr interessant für mich waren die Darstellungen des Lebens in Island - es ist ein hartes Leben, das stark von der Natur abhängt. Die Isländer bewahren jedoch ihre Freude am Leben, klagen nicht, im Gegenteil, sind stolz auf ihre Landschaft. Die Schriftstellerin betont mehrmals die Rolle der Frauen. Es sind immer starke Frauen, die nicht nur für die Kinder sorgen, die Hausarbeiten verrichten, die Vorräte für den Winter sichern sondern auch, wenn die Männer über mehrere Monate auf Fischfang sind, sich um die Sicherheit kümmern und alle Männerarbeiten durchführen. Sie treffen alle Entscheidungen, kämpfen und organisieren jeden Tag, immer ihrer Intuition folgend.
Zusammen mit Karitas lernen wir die ganze Insel kennen - angefangen mit den Westfjorden, über Akureyri, die Ostfjorde bis zu der am Fuße des Gletschers liegender Ortschaft im Süden der Insel. Baldursdóttir widmet viel Platz der Beschreibung der Landschaft, des Einflusses der Natur auf das Leben der Inselbewohner sowie des Klimas.
Einen großen Einfluss auf das Leben der Isländer hat auch, obwohl sie alle Christen sind, ihr altes Glauben sowie die Sagas. Die Elfen erscheinen im Roman ab und zu - diese Motive sind nie aufdringlich, verleihen aber dem Schicksal von Karitas etwas Geheimnisvolles.
Für diesen Roman wählte Baldursdóttir einen Erzählstil, in dem sie Dialoge meidet. Sie fühlt jede einzelne Zeile mit Worten - wovon ich jedoch keines missen möchte. Manchmal fühlte ich mich von der Wörtermenge erdrückt. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es an der Ausgabe lag - dünne, dicht bedruckte Seiten erschwerten das Lesen. Eine andere Ausgabe könnte locker 700 statt der knapp 480 Seiten umfassen können.
Ein Kritikpunkt gibt es noch - die Inkonsequenz in der Übersetzung der Namen. In den meisten Fällen wurde die Originalschreibweise behalten. Es gibt aber hin und wieder Namen, wo die isländischen Buchstaben weggelassen wurden. Man konnte auf einen Satz treffen, in dem drei Personen auftraten und die Namen wurden mal auf Deutsch, mal auf Isländisch geschrieben. Mich hat es wahnsinnig gemacht, zumal Onomastik mein Hobby ist.
Es ist das dritte Buch von Kristin Marja, das ich gelesen habe und ich wurde nicht enttäuscht.

Donnerstag, 4. September 2008

"Das böse Mädchen" Mario Vargas Llosa

Es ist eine Geschichte einer großen Liebe. Der Liebe eines artigen Jungen zu einem bösen Mödchen. Der Roman teilt sich in sieben Kapitel, von denen jedes einen anderen Abschnitt des Lebens und der Liebe zum bösen Mödchen beschreibt. Dieses böse Mädchen liebt Skandale, Reichtum, Luxus und die Eleganz. Es ist bereit jede Frechheit zu begehen, um ihr Ziel zu erreichen. Sie gibt ihre Vergangenheit nicht Preis, sie verliert nie ein Wort über ihre Herkunft und man kann nie sicher sein, ob die Geschichten, die sie erzählt der Wahrheit entsprechen. Gleichzeitig ist sie sehr schön und ihrer Schönheit auch bewußt. Der artige Junge - Ricardo - stammt aus einem der Viertel von Lima. Wir begnen ihm als bescheidenen Jungen, der eines Tages das neu zugezogene chilenische Mädchen kennen lernt. Ein hübsches, draufgängerisches Mädchen, das angibt aus Chile zu kommen. So plötzlich sie im Leben von Ricardo erscheint, so schnell verschwindet sie wieder, nachdem ihr Schwindel entdeckt wirde. Ricardo träumt von Paris - in dieser Stadt möchte er sein Leben verbringen. Das nächste Mal treffen wir ihn in dieser Stadt, wo er nach einigen Jahren bescheidenes Lebens, eine Übersetzerstelle bei UNESCO bekommt. Als er eines Tages zufällig das Mädchen wieder trifft, kommt seine Liebe mit ganzer Wucht, Romantik und Zärtlichkeit zurück, um ihn nie mehr zu verlassen. In den weiteren Kapiteln werden weitere Frechheiten des Mädchens beschrieben, das bescheidene Leben von Ricardo und vor allem seine Gedanken über seine Gefühle. Llosa begrenzt sich jedoch nicht nur zu einer psychlogischen Studie einer ungewöhnlichen Liebe sondern beschreibt die politische Situation in Peru, auf Kuba und in Europa. Viel Platz nehmen auch die Beschreibungen von Paris ein.Llosa schreibt sehr sorgfältig, ohne Eile, benutzt lange, aufwendige Sätze - vor allem zu Anfang seiner Erzählung. Trotz der langsamen Narration, wurde ich von dem Buch gefesselt, sogar so sehr, dass ich es nicht ablegen konnte. Es ist wieder ein solcher Romane, an die man immer denken muss, auch in den Lesepausen. Mit großer Sorgfalt und Aufmerksamkeit beschreibt Llosa die erotischen Szenen, die Liebeserklärungen, die Banalitäten, die Ricardo dem bösen Mädchen zuflüstert. Wie einfach es ist in diesem Momenten zu Kitsch überzugehen, wissen wir alle. Llosa gelingt es jedoch gut, das Kitschige zu vermeiden. Ich habe schon mehrere Bücher von Llosa gelesen aber eine fundierte Meinung zu seinem Werk hatte ich nicht. Jedes seiner Bücher erscheint mir ganz anders zu sein. Dieses ist für mich bis jetzt das Beste.

Der Anfang

Seit November 2006 schreibe ich meinen Bücher-Blog auf polnisch - ich wollte einfach nur Notizen über die von mir gelesenen Bücher machen, nachdem ich festgestellt hatte, dass ich nach einiger Zeit mich an die Handlung kaum noch erinnern kann. Dieses Jahr bin ich ganz zufällig auf andere polnischen Bücher-Blogs gestoßen. Das Blog-Lesen wurde zum täglichen Ritual und ich wollte mehr! Ich machte mich auf die Suche nach deutschen Blogs und fand viele Leseratten sowie lovelybooks. Ich fing an daran zu denken, meinen Blog auch auf Deutsch zu schreiben...lange war ich mir nicht sicher, ob ich das im bestehenden Blog machen sollte oder einen neuen anlegen sollte. Und dann schlug mir Maren vor, den Blog doch auf Deutsch zu schreiben - das war die Initialzündung. Jetzt fange ich an. Ich werde vielleicht einige ältere Rezensionen übersetzen und natürlich neue auf beiden Blogs hinzufügen. Willkommen in meiner Welt!