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Sehr interessant für mich waren die Darstellungen des Lebens in Island - es ist ein hartes Leben, das stark von der Natur abhängt. Die Isländer bewahren jedoch ihre Freude am Leben, klagen nicht, im Gegenteil, sind stolz auf ihre Landschaft. Die Schriftstellerin betont mehrmals die Rolle der Frauen. Es sind immer starke Frauen, die nicht nur für die Kinder sorgen, die Hausarbeiten verrichten, die Vorräte für den Winter sichern sondern auch, wenn die Männer über mehrere Monate auf Fischfang sind, sich um die Sicherheit kümmern und alle Männerarbeiten durchführen. Sie treffen alle Entscheidungen, kämpfen und organisieren jeden Tag, immer ihrer Intuition folgend.
Zusammen mit Karitas lernen wir die ganze Insel kennen - angefangen mit den Westfjorden, über Akureyri, die Ostfjorde bis zu der am Fuße des Gletschers liegender Ortschaft im Süden der Insel. Baldursdóttir widmet viel Platz der Beschreibung der Landschaft, des Einflusses der Natur auf das Leben der Inselbewohner sowie des Klimas.
Einen großen Einfluss auf das Leben der Isländer hat auch, obwohl sie alle Christen sind, ihr altes Glauben sowie die Sagas. Die Elfen erscheinen im Roman ab und zu - diese Motive sind nie aufdringlich, verleihen aber dem Schicksal von Karitas etwas Geheimnisvolles.
Für diesen Roman wählte Baldursdóttir einen Erzählstil, in dem sie Dialoge meidet. Sie fühlt jede einzelne Zeile mit Worten - wovon ich jedoch keines missen möchte. Manchmal fühlte ich mich von der Wörtermenge erdrückt. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es an der Ausgabe lag - dünne, dicht bedruckte Seiten erschwerten das Lesen. Eine andere Ausgabe könnte locker 700 statt der knapp 480 Seiten umfassen können.
Ein Kritikpunkt gibt es noch - die Inkonsequenz in der Übersetzung der Namen. In den meisten Fällen wurde die Originalschreibweise behalten. Es gibt aber hin und wieder Namen, wo die isländischen Buchstaben weggelassen wurden. Man konnte auf einen Satz treffen, in dem drei Personen auftraten und die Namen wurden mal auf Deutsch, mal auf Isländisch geschrieben. Mich hat es wahnsinnig gemacht, zumal Onomastik mein Hobby ist.
Es ist das dritte Buch von Kristin Marja, das ich gelesen habe und ich wurde nicht enttäuscht.
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