Freitag, 24. Oktober 2008

"Engel des Universums" von Einar Már Guðmundsson

Ich kehre wieder zur isländischen Literatur zurück - ich habe das erste Mal ein Buch von Einar Már gelesen. Es ist ein Roman mit autobiographischen Zügen - der Autor hat ihn seinem geisteskranken Bruder gewidmet. Der Hauptprotagonist Páll erzählt seine Lebensgeschichte. Er war ein gewöhnlicher Junge, der seine Kindheit in einer Kellerwohnung in Reykjavík verlebt. Mit seinen Freunden spielt er auf den Straßen, oft unweit der Irrenanstalt Kleppur. Er vermutet nicht, dass sie später mal sein Zuhause sein wird. Als er unter schlimmen Kopfschmerzen anfängt zu leiden, fängt sein Weg dahin an. Er ist bereits im Gymnasium, studiert dann auf der Kunstakademie und fängt an sich selbst für Van Gogh und Gauguin zu halten. Der Kranke erzählt von seinen Gedanken, Erlebnissen, Gefühlen, beschreibt seine Freunde aus der Anstalt und schließlich auch seine Versuche ein neues Leben außerhalb der Anstalt anzufangen. Guðmundsson erzählt sehr poetisch nachdenklich um dann in knappe Sätze überzugehen. Er stellt viele Fragen, sucht die Grenze zwischen der Normalität und dem Wahnsinn. Er versucht dem Leser zu zeigen, wie dünn die Grenze ist. Gleichzeitig beschreibt er Reykjavík, seine Straßen und Viertel, seine Bewohner und Gebäude.
Es ist ein interessantes, tiefgründiges Buch, das den Leser zum Nachdenken bringt.

Einar Már Guðmundsson, Engel des Universums, übersetzt von Angelika Gundlach, 222 Seiten, btb Berlin 2000

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