Ein Pole schreibt Reportagen über Tschechien. Kurios? Sicher ungewöhnlich. Szczygieł kann man beinahe als tschechophil bezeichnen - er interessiert sich fürs Land, seine Kultur, Sprache, Leute, Geschichte. Das schönste daran ist jedoch - er teilt seine Interessen und macht das wirklich meisterhaft.
Das Buch hat mich schon lange angezogen, da ich Tschechen auch interessant finde, habe sogar zwei Semester Tschechisch gelernt. Deswegen habe ich mich sehr gefreut als ich das Buch von einer Bekannten ausleihen durfte.
Der Autor berührt in seinen Reportagen verschiedene Themen: den Bau des größten Stalin-Denkmals in Europa, die Erfolgsgeschichte der Schuhfirma Bata, die Schikanen und Verfolgung in der Zeit des Kommunismus am Beispiel der erfolgreichen Sängerin Marta Kubisová oder die beispiellose Karriere von Karel Gott. Dabei versucht Szczygieł das Wesen des Tschechentums zu definieren und zu entdecken.
Szczygieł setzt auf Details, auf sorgfältige Recherche und auf die Suche von unerwarteten Verknüpfungen. Seine Reportagen konstruiert er wahrlich meisterhaft - er setzt Widersprüchliches zusammen, zaubert unbekannte Tatsachen heraus und besticht mit unkonventionellen Bemerkungen. Dies geschieht mithilfe von kurzen, klaren Sätzen. Er bietet keine fertigen Lösungen an, regt eher zu eigenen Reflexionen an.
Für den polnischen Leser ist es spannend und zugleich überraschend zu sehen, wie unterschiedlich sich der Kommunismus in den beiden Ländern entwickelt hat und wie anders die Tschechen den Sinn des Lebens begreifen.
Das Buch kann ich aber auch einem deutschen Leser empfehlen - es lohnt sich diese kleine Nation von einer anderen Seite kennen zu lernen.
Meine Bewertung: 5/6
Mariusz Szczygieł, Gottland, 242 Seiten, Czarne.
Ahoj!
AntwortenLöschenVielen Dank für die Vorstellung, das Buch muss ich auch mal lesen, ich habe Tschechien sehr schätzen gelernt. Leider kann ich nur ein paar Brocken Tschechisch, will das aber noch ändern.
Liebe Grüße
Gerne und viel Erfolg beim Spracherwerb:) Liebe Grüße zurück!
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