Dienstag, 11. Januar 2011

"Öland" Johan Theorin


70. Jahre, Öland - die Großeltern sollen auf den fünfjährigen Jens aufpassen. Als der Opa zum Bootshaus geht und die Oma einschläft, entfernt sich der Junge und geht in die Alvar - die steppenähnliche Landschaft, die das Inselinnere bedeckt. Obwohl Jens großflächig gesucht wird, bleibt er verschollen. Julia, seine Mutter, hat sich in den zwanzig Jahren seit dem Veschwinden ihres Sohnes mit dieser Tatsache nicht abgefunden. Als eines Tages ihr Vater sie anruft und von neuen Spuren von Jens erzählt, beschliesst sie nach Öland zu fahren. Dort fängt sie mit der Trauerarbeit an und hilft ihrem Papa den Fall ihres Sohnes aufzurollen.

Wie ist es möglich, dass ein weiterer skandinavischer Krimi bei den Lesern ankommt?
Theorin gelingt es eine wunderbare Darstellung der Verhältnisse auf der Insel abzugeben. Die Insel an sich bildet eine einmalige Kulisse für die Handlung - Isolation, wilde Natur, steile Klippen, das tosende Meer sowie das herbstliche Wetter mit Regen und Sturm bauen die Atmosphäre auf. Gleichzeitig beschreibt der Autor die gesellschaftlichen und ökonomischen Verhältnisse auf Öland. Mit dem Bau der Brücke, die Öland mit Festland verbindet, ändert sich das Leben - von einer Fischerinsel entwickelt sich die Insel zum Tourismuszentrum. Viele Dörfer sterben aus und leben nur in der Saison auf.

"Öland" ist vor allem jedoch ein Krimi und die Vorkommnisse um das Verschwinden von Jens sind am wichtigsten. Anfänglich passiert alles in einem gemäßigten Tempo - Theorin führt den Leser in die komplizierten Begebenheiten der 30. Jahre langsam ein. Teilweise bekommt man den Eindruck, dass alles klar ist und der Autor lediglich die Einzelheiten verraten wird. Dann beschleunigt jedoch das Tempo dermaßen, dass man die Sätze förmlich schlucken möchte, um schneller weiter zu kommen und zu erfahren, wie Theorin die scheinbar einfache Lösung des Falls widerlegen wird. Das gelingt ihm meisterhaft und ich bin sicher, dass die meisten Leser zum Schluss überrascht sein werden.

Theorin arbeitet mit kurzen, knappen Sätzen. Die Kapitel sind ebenfalls kurz und spielen abwechselnd in der Gegenwart und in der Vergangenheit. Diese "Tricks" fesseln den Leser und machen das Buch so spannend.

Eigentlich steckt in "Öland" nichts Innovatives. Theorin arbeitet mit bewährten, alten Methoden und erreicht auch sein Ziel, einen spannenden Krimi zu schaffen. Ich habe mich unnötig auf einen absoluten Krimi-Hit eingestellt, es ist zweifellos eine gute Lektüre aber auch nichts mehr.

Meine Bewertung: 4,5/6

Johan Theorin, Öland, übersetzt von Kerstin Schöps, 447 Seiten, Piper.

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