30. Jahre, München und Umgebung - es verschwinden junge Frauen, alle hübsch, jung, dunkelhaarig. Josef Kalteis verfolgt sie auf seinem Fahrrad, um sie zu ermorden und vergewaltigen. All das erfahren wir auf den ersten Seiten. Trotzdem hat Schenkel keinen langweiligen Roman geschrieben.
Schenkel berichtet trocken, fast teilnahmslos über die Geschehnisse - sie beschreibt fragmentarisch das Leben der Opfer und ihr Verschwinden. Näher wird nur Kathie vorgestellt - ein junges Mädchen, das ihr Heimatdorf im Münchener Umland verlässt, um in der großen Stadt Arbeit zu suchen und ein interessanteres Leben zu führen. Die Autorin stellt das damalige München unheimlich suggestiv dar. Die Protagonisten gehören alle der Arbeiterschicht an, was durch die Sprache unterstrichen wird.
Viele der Opfer werden durch ihre Verwandten beschrieben, in Form des Polizeiberichts. Die Angehöirgen beschreiben ihre Frauen oder Töchter, ihre Beziehungen und Probleme. Zwischen den einzelnen Berichten "zitiert" Schenkel den Verhör von Kalteis, der anfänglich alle Vorwürfe abschlägt.
Beim Lesen fühlte ich mich sehr an "Tannöd" erinnert - der Stil und die Romankonstruktion sind ähnlich. Dieses hat mich jedoch nicht gestört - es fehlte zwar der Überraschungseffekt aber es war weiterhin ordentliche, spannende Literatur.
Meine Bewertung: 4,5/6
Andrea Maria Schenkel "Kalteis", 154 Seiten, Nautilus
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