Montag, 31. Januar 2011

Statistik Januar 2011

Gelesene Bücher: 7
Gelesene Seiten: 1743

Nobelpreisträger-Challenge: 2
Reportagen-Challenge: 2
Japanische Literatur - Challenge: 1
Nacht-Challenge: 1

Buch des Monats: "Die Frau in den Dünen" Abe Kōbō

SuB: 103 Bücher

Mittwoch, 26. Januar 2011

"Gedichte" Salvatore Quasimodo


Ich mag keine Poesie, habe sie noch nie gemocht und es sieht so aus, dass ich mich nicht mehr bekehren lassen werde. Da ich aber meinem Vorhaben nachgehe, alle Nobelpreisträger kennen zu lernen, musste auch mal Poesie gelesen werden. Salvatore Quasimodo war mir bis dato komplett unbekannt. So habe ich mir ein Buch mit seinen, zum Glück größtenteils kurzen, Gedichten ertauscht und es tatsächlich gelesen. Über die Gedichte kann ich trotzdem nicht sagen. Auch die Einführung hilft nicht viel. Was nicht gefällt, wird nicht verstanden, basta.
Also keine Beurteilung meinerseits. Wer mag, muss selber lesen:)

Salvatore Quasimodo, Poezje, 125 Seiten, PIW.

Samstag, 22. Januar 2011

"Kaprysik" Mariusz Szczygieł


Vor ein paar Tagen habe ich "Gottland" gelesen und Szczygiels Reportagen haben mir so gut gefallen, dass ich sofort ein weiteres Buch von ihm lesen wollte. Glücklicherweise habe ich vor ein paar Tagen dieses kleine Büchlein bekommen und konnte es an einem Abend fertig lesen.

Dieser etwas kitschige Umschlag und auch der Titel (zu deutsch `eine kleine Marotte`) sollen den Leser nicht täuschen. Das Buch beinhaltet sieben wunderbare Reportagen. Szczygiel hat mich erneut mit seinen treffenden Bemerkungen, schlichten Fragen, seiner einfachen und gleichzeitig (!) einfühlsamen Sprache überzeugt.
Alle Reportagen handeln von Frauen - scheinbar gewöhnlichen Personen, die jedoch alle in gewisser Weise besonders sind.
Am besten hat mir die erste Reportage gefallen. Szczygiel beschreibt die Tagebücher von Janina Turek. Sie hat ihr ganzes Leben alles katalogisiert - zufällige Begegnungen, Frühstücke, Mittagessen, Abendbrote, Geschenke, egal wie klein sie waren, gelesene Bücher (woher kenne ich es?), gesehene Filme, alle Telefonate, Besuche usw. Jedes Ereignis bekam eine Nummer und wurde gezählt. Unfassbar! Die Familie von Frau Turek hat von ihrem Hobby oder eher ihrem Zwang (?) nichts gewusst. Nach ihrem Tod wurden unzählige Hefte entdeckt. Ich mag sehr gerne Statistiken und fühle ich besser, wenn meine Welt sortiert ist - daher wahrscheinlich meine Faszination für das Erbe von Frau Turek.

Die anderen Reportagen sind ebenso interessant. Szczygiel versucht zu erfahren, was Frau Ania dazu bewegt , sich regelmässig zu fotografieren zu lassen. Es sind keine gewöhnlichen Fotos - mehrere Tage bereitet sie sich aufwändig vor - sie erstellt eigene Choreographie und lässt sogar Kostüme nähen.
Der Autor wird zum Detektiv als er eine alte Liste mit mehreren Namen von Frauen findet. Bei jedem Namen steht das Geburtsdatum und die Adresse.
Die letzte Reportage hat mich sehr berührt - Szczygiel präsentiert eine Auswahl von Fragmenten aus der 52-jährigen Korrespondenz zwischen zwei Studienfreundinnen. Jede Woche haben sie sich einen Brief geschrieben und obwohl sie relativ nah gewohnt haben, trafen sie sich nur selten.

Das Buch wurde leider nicht auf Deutsch herausgegeben - wahrscheinlich sind einige der Reportagen zu spezifisch. Eigentlich schade, ich hätte es euch wärmstens empfohlen!

Meine Bewertung: 6/6

Mariusz Szczygieł, Kaprysik, 192 Seiten, Agora SA

"Die Frau in den Dünen" Kōbō Abe


An einem Tag habe ich das Buch verschlungen. Ich wurde von Abe regelrecht hypnotisiert. Ich konnte und wollte mich aus dem Zustand der Unruhe und Verlorenheit, in den mich der Japaner versetzt hat, nicht befreien. Der Sand beherrschte meine Gedanken, ich spürte ihn auf der Haut, im Mund und in den Ohren, zwischen den Fingern und in den Haaren. Meine Gedanken wurden gelb.

Der Biologielehrer Jumpei Niki, ein passionierter Entomologe, macht einen kurzen Ausflug, deren Ziel ist es, eine neue Insektenart zu entdecken. Der Mann sucht in einer Dünenlandschaft, da die gesuchten Insekten im Sand leben sollen. Während seiner Suche entdeckt er zwischen den Dünen ein Dorf, wo er nach einer Übernachtung fragt. Diese Bitte wird ihm zum Verhängnis. Die Dorfbewohner platzieren ihn in einer Hütte, die in einem Sandloch gebaut wurde. In der Hütte wohnt bereits eine Frau, die jede Nacht bei der Sandbeseitigung arbeitet. Der Wind sorgt dafür, dass ständig neuer Sand nachrückt. Diese Arbeit sichert das Bestehen des ganzen Dorfes - wenn die Bewohner aufhören würden, den Sand mühsam weg zu schippen, würde das ganze Dorf unter dem Sand verschwinden. Der Lehrer versteht zu Beginn nicht, dass er sich in einer Falle befindet. All seine Energie steckt er in die Ausarbeitung einer Idee, wie er dem Sandloch entkommen könnte. Die Frau dagegen geht mit den Worten sparsam um, sie empfängt ihren Begleiter beinahe gleichgültig. Gleichzeitig versucht sie ihn langsam an die alltägliche Routine und das Leben im Sand zu gewöhnen. Obwohl der Mann nie aufgibt und ständig an eine Fluchtmöglichkeit denkt, gerät er unbemerkt in den Alltag und akzeptiert das durch den Sand gesteuerte Leben.

Neben der Handlung, widmet Abe viel Platz den Gedanken des Hauptprotagonisten. Sie decken ein breites Spektrum ab - angefangen mit dem Wesen des Sandes, über das Charakteristikum von Frauen bis zu den Überlegungen über den Sinn des Lebens. Diese Fragmente berühren so viele Themen, dass man sie sicherlich noch ein mal lesen kann.
Die größte Stärke des Romans ist jedoch die Sprache. Dem Autor gelingt es eine einmalige Atmosphäre zu schaffen. Sehr suggestiv beschreibt er den allgegenwärtigen Sand, das Leben damit, die tägliche Körperreinigung und den aussichtslosen Kampf gegen das ständige Nachrücken von neuen Sandmassen.

Der Autor überlässt dem Leser mehrere Interpretationsmöglichkeiten - der Sand kann als der Hauptheld und somit eine Parabel des Lebens gesehen werden. Gleichzeitig kann man den Roman als eine Darstellung der Frau (wie es auch der Titel vorgibt), die den Mann zu bezwingen weisst.

Meine Bewertung: 6/6

Kōbō Abe, Kobieta z wydm, übersetzt von Mikołaj Melanowicz, 213 Seiten, Znak

"Ourania" J.M.G. Le Clézio


Gut, dass dieses nicht das erste Buch von Le Clézio war, das ich gelesen habe. Wäre es der Fall gewesen, hätte ich den Nobelpreisträger sicherlich sofort abgehackt und mir nie mehr Mühe gemacht, etwas anders von ihm zu lesen. Dabei haben mir "Revolutionen" und "Fisch aus Gold" so gut gefallen. "Ourania" ist jedoch ein viel schwächerer Roman.

Daniel Sillitoe - französischer Geograph - kommt nach Emporio. Es ist ein Ort, wo sich Wissenschaftler, vornehmlich Anthropologen, aus aller Welt treffen, um gemeinsam zu forschen, Vorlesungen zu halten und Erfahrungen auszutauschen. Bereits in den ersten Tagen hat Daniel eine Auseinandersetzung mit den Anthropologen, da sie der einheimischen Bevölkerung gegenüber sehr zwiespältig auftreten. Das Tal wird vornehmlich von sehr armen Menschen bewohnt - die Mädchen prostituieren sich, die Kinder suchen auf den Müllhalden nach Essbarem, die Frauen arbeiten von früh morgens bis spät abends an den Erdbeerfeldern.
In der Nähe befindet sich eine geheimnisvolle Siedlung - Campos. Daniel interessiert sich sehr für ihre Bewohner - sie haben eine autonome Gemeinschaft mit eigenen Regeln und eigener Sprache gegründet. Als er im Bus zufällig Rafael - einen Bewohner von Campos - kennen lernt, freut er sich mehr zu erfahren.
Le Clézio führt noch eine dritte Ebene in seinem Roman ein - Daniel lernt ein Mädchen aus Puerto Rico kennen, mit der er eine Beziehung eingeht. Dalia vermisst jedoch ihren kleinen Sohn, der bei seinem Vater, der an einer Revolution beteiligt ist, wohnt.

Die Vielfalt an Themen, die Le Clézio in diesem doch ziemlich kurzem Buch, berührt, überschattet das Wesentliche. Campos, oder besser gesagt Ourania, rückt in den Hintergrund. Schade, ich würde doch gerne mehr über die Bewohner, ihre Herkunft und das tägliche Leben in der Gemeinschaft erfahren. Die anderen Plots sollten ebenfalls mehr ausarbeitet werden. In dieser Form mutiert das Buch zu einer Sammlung von unterschiedlichen Gedanken, die aber nie zu Ende gedacht werden.
Ein sehr großes Lob geht wieder an Le Clézios Sprache - lange, gut geformte Sätze im Stil der alten Erzählkunst zeugen von der heutzutage immer seltener auftretenden Fähigkeit Geschichten ohne Eile zu erzählen.

Ich kann "Ourania" nicht empfehlen. Man sollte jedoch Le Clézio unbedingt kennen lernen - zum Beispiel durch die zwei anderen Titel, die ich zu Anfang erwähnt habe.

Meine Bewertung: 3/6

J.M.G. Le Clézio "Urania", übersetzt von Zofia Kozimor, 238 Seiten, PIW.

Freitag, 14. Januar 2011

"Gottland" Mariusz Szczygieł


Ein Pole schreibt Reportagen über Tschechien. Kurios? Sicher ungewöhnlich. Szczygieł kann man beinahe als tschechophil bezeichnen - er interessiert sich fürs Land, seine Kultur, Sprache, Leute, Geschichte. Das schönste daran ist jedoch - er teilt seine Interessen und macht das wirklich meisterhaft.

Das Buch hat mich schon lange angezogen, da ich Tschechen auch interessant finde, habe sogar zwei Semester Tschechisch gelernt. Deswegen habe ich mich sehr gefreut als ich das Buch von einer Bekannten ausleihen durfte.
Der Autor berührt in seinen Reportagen verschiedene Themen: den Bau des größten Stalin-Denkmals in Europa, die Erfolgsgeschichte der Schuhfirma Bata, die Schikanen und Verfolgung in der Zeit des Kommunismus am Beispiel der erfolgreichen Sängerin Marta Kubisová oder die beispiellose Karriere von Karel Gott. Dabei versucht Szczygieł das Wesen des Tschechentums zu definieren und zu entdecken.

Szczygieł setzt auf Details, auf sorgfältige Recherche und auf die Suche von unerwarteten Verknüpfungen. Seine Reportagen konstruiert er wahrlich meisterhaft - er setzt Widersprüchliches zusammen, zaubert unbekannte Tatsachen heraus und besticht mit unkonventionellen Bemerkungen. Dies geschieht mithilfe von kurzen, klaren Sätzen. Er bietet keine fertigen Lösungen an, regt eher zu eigenen Reflexionen an.

Für den polnischen Leser ist es spannend und zugleich überraschend zu sehen, wie unterschiedlich sich der Kommunismus in den beiden Ländern entwickelt hat und wie anders die Tschechen den Sinn des Lebens begreifen.
Das Buch kann ich aber auch einem deutschen Leser empfehlen - es lohnt sich diese kleine Nation von einer anderen Seite kennen zu lernen.

Meine Bewertung: 5/6

Mariusz Szczygieł, Gottland, 242 Seiten, Czarne.

Dienstag, 11. Januar 2011

"Öland" Johan Theorin


70. Jahre, Öland - die Großeltern sollen auf den fünfjährigen Jens aufpassen. Als der Opa zum Bootshaus geht und die Oma einschläft, entfernt sich der Junge und geht in die Alvar - die steppenähnliche Landschaft, die das Inselinnere bedeckt. Obwohl Jens großflächig gesucht wird, bleibt er verschollen. Julia, seine Mutter, hat sich in den zwanzig Jahren seit dem Veschwinden ihres Sohnes mit dieser Tatsache nicht abgefunden. Als eines Tages ihr Vater sie anruft und von neuen Spuren von Jens erzählt, beschliesst sie nach Öland zu fahren. Dort fängt sie mit der Trauerarbeit an und hilft ihrem Papa den Fall ihres Sohnes aufzurollen.

Wie ist es möglich, dass ein weiterer skandinavischer Krimi bei den Lesern ankommt?
Theorin gelingt es eine wunderbare Darstellung der Verhältnisse auf der Insel abzugeben. Die Insel an sich bildet eine einmalige Kulisse für die Handlung - Isolation, wilde Natur, steile Klippen, das tosende Meer sowie das herbstliche Wetter mit Regen und Sturm bauen die Atmosphäre auf. Gleichzeitig beschreibt der Autor die gesellschaftlichen und ökonomischen Verhältnisse auf Öland. Mit dem Bau der Brücke, die Öland mit Festland verbindet, ändert sich das Leben - von einer Fischerinsel entwickelt sich die Insel zum Tourismuszentrum. Viele Dörfer sterben aus und leben nur in der Saison auf.

"Öland" ist vor allem jedoch ein Krimi und die Vorkommnisse um das Verschwinden von Jens sind am wichtigsten. Anfänglich passiert alles in einem gemäßigten Tempo - Theorin führt den Leser in die komplizierten Begebenheiten der 30. Jahre langsam ein. Teilweise bekommt man den Eindruck, dass alles klar ist und der Autor lediglich die Einzelheiten verraten wird. Dann beschleunigt jedoch das Tempo dermaßen, dass man die Sätze förmlich schlucken möchte, um schneller weiter zu kommen und zu erfahren, wie Theorin die scheinbar einfache Lösung des Falls widerlegen wird. Das gelingt ihm meisterhaft und ich bin sicher, dass die meisten Leser zum Schluss überrascht sein werden.

Theorin arbeitet mit kurzen, knappen Sätzen. Die Kapitel sind ebenfalls kurz und spielen abwechselnd in der Gegenwart und in der Vergangenheit. Diese "Tricks" fesseln den Leser und machen das Buch so spannend.

Eigentlich steckt in "Öland" nichts Innovatives. Theorin arbeitet mit bewährten, alten Methoden und erreicht auch sein Ziel, einen spannenden Krimi zu schaffen. Ich habe mich unnötig auf einen absoluten Krimi-Hit eingestellt, es ist zweifellos eine gute Lektüre aber auch nichts mehr.

Meine Bewertung: 4,5/6

Johan Theorin, Öland, übersetzt von Kerstin Schöps, 447 Seiten, Piper.

Donnerstag, 6. Januar 2011

"Die Nonne mit dem Schwert" Lea Korte


Catalina de Erauso lebte im 17. Jahrhundert. Als ein vierjähriges Mädchen wurde sie in ein Kloster abgegeben, wo sie im Alter von fünfzehn Jahren Gelübde ablegen sollte. Das wollte sie auf keinen Fall und floh aus dem Kloster. Sie verkleidete sich als ein Mann, wanderte durch Spanien und kam sogar nach Südamerika.

Auf fast fünf hundert Seiten beschreibt Lea Korte Catalinas Flucht, das Verstossen durch die Eltern, das Leben in Sevilla, dann auf dem Schiff und schliesslich unter den Soldaten und sieweiß von der ersten Seite an den Leser zu fesseln, so dass es wirklich schwierig wird, das Buch von der Hand zu legen. Die Darstellung des Charakters von Catalina ist ihr sehr gelungen - der Leser begegnet einem energischen, mutigen und stolzen Mädchen. Einem Mädchen, das sich Ziele setzt und sie auch erreicht. Aber auch einem Mädchen, das lieben kann.
Ausser Catalina beschreibt Korte auch andere historische Personen. Interessanter fallen aber die fiktiven Gestalten aus - am wichtigsten ist hier Mikael - Catalinas Freund. Das Mädchen verliebt sich in ihn, ohne ihm aber seine wahre Identität zu verraten. Immer wieder verlieren sich die beiden aus den Augen, um sich in unerwarteten Momenten wieder zu treffen. Die Freundschaft zwischen Catalina und Mikael gibt dem Roman viel Dynamik und obwohl jeder vermuten wird, dass diese Beziehung ein Happy End finden muss, verliert der Roman nicht an Spannung.

Es ist wirklich erstaunlich wie lange es Catalina gelingt als Francisco zu leben und zu überleben. Es ist klar, dass die Autorin hier viel Phantasie hat einfliessen lassen. Meiner Meinung nach, hat sie etwas zu spärlich die praktische Seite des Lebens als Mann betrachtet. Lediglich ab und zu geht sie auf die Problematik des Waschens oder der Benutzung von Toilette aber hier hätte ich mir mehr Realität gewünscht.

Ich war von dem hitorischen Hintergrund des Romans begeistert. Korte hat den Roman zu einem wahren Schatz an Informationen über das Leben im Spanien des 17. Jahrhunderts gemacht. Obwohl ich schon einiges am Vorwissen hatte, habe ich viel über die Inquisition und ihre "Arbeitsweise" sowie über die Kolonisierung von Südamerika erfahren.

Obwohl im Roman einige schwächere Punkte sichtbar sind (wie die schon von mir erwähnten sich wiederholenden zufälligen Begegnungen der Hauptprotagonisten), habe ich den wahnsinnig gerne und meistens bis spät in die Nacht gelesen.

Meine Bewertung: 5/6

Lea Korte, Die Nonne mit dem Schwert, 478 Seiten, Knaur

Mittwoch, 5. Januar 2011

"Die fabelhafte Welt der Leichen" Mary Roach


Das Buch hat mich aus zwei Gründen angezogen. Erstens mag ich sehr gerne Bücher, die Bezug zu Medizin, Chirurgie oder Autopsie haben. Zweitens habe ich viele positive Rezensionen zu diesem Buch gelesen.

Mary Roach hat ein kleines Wissenskompendium darüber geschaffen, was mit den menschlichem Leichnam nach dem Tod geschieht oder geschehen kann. Sie beschreibt detailliert alle Untersuchungen, denen eine Leiche unterzogen werden kann, wenn sie der Medizin übergeben wurde. Es können Untersuchungen zum Verwesungsgrad in Abhängigkeit vom Untergrund und unter Einfluss verschiedener Witterung sein oder auch die Nutzung der Leichen bei Experimenten der Autoindustrie, deren Ziel ist möglichst sichere Karosserien zu bauen. Mary Roach berührt jeden, auch so heiklen Aspekt, besucht persönlich die Stätten, wo die Experimente durchgeführt werden sowie führt viele Interviews durch, in denen sie vor keiner Frage scheut.
In den weiteren Kapiteln widmet sie sich der Geschichte der Autopsie, dem Aussehen der Leichen nach einem Flugzeugabsturz, der Kreuzigungstechnik, den Legenden von lebendig begraben sein oder über das Fortleben des Gehirns nach der Enthauptung. Die Autorin hat ebenfalls die Geschichte des Kannibalismus beschrieben sowie die verschiedenen Möglichkeiten die Leichen zu "entsorgen" erläutert.
Im letzten Kapitel überlegt sie, was mit ihrer Leiche geschehen soll und geht auf die Plastination von Gunter van Hagens ein. Seine Ausstellung Körperwelten habe ich selbst 2009 gesehen. Ich wollte mir persönlich ein Bild davon machen, um zu verstehen, warum sie so viele Diskussionen hervorgerufen hat. Gleichzeitig war ich auch neugierig - habe doch schon als Kind sehr gerne die Anatomie des Menschen studiert. Tja, wahrscheinlich habe ich die Fachrichtung falsch gewählt und hätte Medizin studieren sollen. Leider zu spät gemerkt:)

Um aber zum Buch zurück zu kehren - das Thema hat mich tatsächlich sehr interessiert und ich habe auch viel Neues erfahren. Mary Roach hat mich überrascht - ihre kühne, sachliche Art dieses delikate Thema anzugehen, hat mich überzeugt. Ich mochte die Fragen, die sie ihren Gesprächspartnern gestellt hat - logisch, neugierig aber nicht geschmacklos oder gar nach Sensation suchend. Sie fragte tatsächlich nach allem, keine Frage war ihr zu merkwürdig. Meine Begeisterung hat nur eine Sache getrübt - ihr Humor. Roach hat versucht, das Thema mit vielen witzigen Bemerkungen und Fußnoten aufzulockern. Ich schreibe bewusst - hat versucht - wir haben nämlich definitiv eine andere Art von Humor. Ihre Fußnoten empfand ich als blasse Nachahmung von Pratchett, ihre Bemerkungen oszillierten in der Kategorie Schulwitz, der während des Unterrichts geflüstert wird.
Trotzdem bin ich es nicht leid, das Buch gelesen zu haben. Es ist informativ, anders, innovativ und wenn es noch einem witzig erscheinen soll - ist die Mischung perfekt.

Meine Bewertung: 4/6

Mary Roach, Sztywniak. Osobliwe życie nieboszczyków, übersetzt von Maciek Sekerdej, 286 Seiten, Znak

Farbsonnen - Challenge

Nachdem ich an so vielen polnischen Challenges teilnehme, wollte ich mir auch eine Challenge auf Deutsch aussuchen, um mehr Motivation für das Fortführen von meinem Blog zu haben.
Ich habe mich für die Farbsonnen-Challenge entschieden und angemeldet. Mehr Infos dazu findet ihr hier.



Die erste Farbsonne habe ich schon zusammen gestellt, jetzt müssen die Bücher nur noch gelesen werden:


orange: Connie Willis "Bellwether"
grün: H. Martinsson "Der Weg nach Glockenreich"
gelb: A. Marinina "Auf fremden Terrain"
lilla: E. Griffin "Something borrowed"
blau: Elif Safak "Der Bonbonpalast"
türkis: Andera Maria Schenkel "Kalteis"
pink: Michał Witkowski "Margot"
rot: Eric-Emmanuel Schmitt "Adolf H. Zwei Leben"

12 Bücherzeiten - Januar


Das ist doch eine schöne Aktion, die hier gestartet wurde. Die ersten Fragen für Januar sollten bis zum 20.1. beantwortet werden, also mache ich gleich mit.

1. Welches war dein erstes Buch, das du gelesen hast und wir hast du es bekommen?

Ich meine mich zu erinnern, dass ich als erstes "Die Kinder von Bullerbü" gelesen habe. Ich bekam es von meiner Mama im Sommer, da war ich 5,5 Jahre alt. Das Exemplar habe ich immer noch. Jetzt lesen wir es gemeinsam mit meiner fünfjährigen Tochter.

2. Wie bist du zum Bücherwurm geworden?

Das ist einfach so passiert. Laut Erzählungen meiner Familie habe ich mich schon immer für Bücher interessiert, schnell lesen gelernt und dann alles verschlungen.

3. Wieviele Bücher liest du durchschnittlich im Monat?

Je nach dicke des Buches ca. 5-8 Stück. Manchmal leider weniger.

4. Hast du dir vorlesen lassen, als du noch nicht lesen konntest. Wenn ja von wem?

Daran kann ich mich absolut nicht mehr erinnern aber bestimmt. Ich tippe am meisten hat meine Mama vorgelesen.

5. Wieviele Bücher besitzt du?

Auch schwierig. Ich kann die Frage nicht beantworten, weil sehr sehr viele Bücher bei meinen Eltern geblieben sind. Bestimmt mehr als ein Tausend aber wieviele genau? Keine Ahnung.

6. Zeige dich von deinem Bücherregal.

Im vorherigen Post zeige ich meinen Bücherregal für den SuB. Das muss jetzt erstmal reichen.

Dienstag, 4. Januar 2011

Jahresstatistik 2010

Obwohl der Blog sehr unter meinem Zeitmangel gelitten hat, möchte ich dieses Jahr doch noch mal versuchen, hier regelmäßig zu schreiben.

Im Jahr 2010 habe ich etwas weniger Bücher als 2009 gelesen - das war klar, da ich nun zwei Kinder habe, die mehr Aufmerksamkeit fordern. Ich kam auf 76 Bücher plus 4 Bücher, die ich abgebrochen habe. Die abgebrochenen Titel waren: "Das Familientreffen" von Anne Enright, "Der Sieg des Nelson Mandela" von John Carlin, "Karin Magnustochter" von Mika Waltari sowie "Der getreue Strom" von Stefan Zeromski.

Welche Länder habe ich dieses Jahr besucht? Wieder mal habe ich die meisten Bücher von polnischen Autoren gelesen. Hier die vollständige Liste:

Polen 18
Deutschland 8
USA 8
Finland 4
Schweden 4
Island 3
Frankreich 3
Italien 3
Australien 2
Belgien 2
Tschechien 2
Portugal 2
Thailand 2

Jeweils ein Buch habe ich aus folgenden Ländern gelesen: Mexiko, Mosambik, Kuba, Dänemark, Holland, Österreich, Libanon, Ungarn, Nigeria, Angola, die Schweiz, Irland, Kongo, Japan, Iran, Spanien, Großbritannien, Kirgisien und Kanada.

Die meisten Büchern stammen also aus Europa - 57 Stück. Die anderen Kontinente habe ich so oft besucht:
Nord- und Mittelamerika: 11
Australien und Ozeanien: 2
Afrika: 4
Asien: 6
Ich habe leider kein Buch aus Südamerika gelesen.

Letztes Jahr habe ich geplant, Afrika häufiger zu besuchen, was mir nur teils gelungen ist. Vier Bücher aus afrikanischen Ländern sind immerhin ein gutes Ergebnis. Zusätzlich wollte ich philippinische Literatur kennen lernen - dieses Vorhaben verschiebe ich auf 2011 und ergänze es um südamerikanische Literatur.

Ebenfalls habe ich mehr Bücher, die von Männern geschrieben wurden gelesen, Frauen haben lediglich 21 geschrieben. Ich habe jedoch nie auf das Geschlecht des Autors geachtet also ist dieses Ergebnis rein zufällig.

Im 2010 habe ich endlich mehr auf Polnisch gelesen - 50 Bücher waren in dieser Sprache, der Rest auf Deutsch.

Ich habe an meinen Challenges und Plänen gearbeitet und habe 4 Bücher, die mit dem Nobelpreis gekrönt wurden gelesen, habe 6 neue Länder besucht und habe 4 Bücher im Rahmen der polnischen Challenge zu den Literaturpreisen gelesen.

2010 habe ich meine Zusammenarbeit mit ein paar polnischen Verlagen fortgesetzt - 29 der gelesen Büchern wurden mit von den Verlagen überlassen. Zusammenfassend muss ich sagen, dass ich mit der Zusammenarbeit zufrieden bin: die meisten Bücher waren Volltreffer, es gab nur ein paar Exemplare, die mein Geschmack gar nicht getroffen haben.

Es fällt mir schwer das Buch des Jahres zu wählen. Ich habe also ein paar Bücher ausgewählt, die mich entweder am meisten beeindruckt haben oder einfach nur eine spannende Lektüre waren. Hier werde ich nur die Titel aufzählen, die auch auf Deutsch oder Englisch verfügbar sind:

"The Hakawati" Rabinah Alameddine
"Die Maurin" Lea Korte
"Die Hälfte der Sonne" Chimamanda Ngozi Adichie
"Seide" Alessandro Baricco
"Persepolis" Marjane Satrapi
"Der weiße Dampfer" Tschingis Aitmatow
"Beasts" Joyce Carol Oates

Im 2010 habe ich für mich Hörbücher entdeckt - bei den Spaziergängen mit dem Kinderwagen habe ich 10 gehört. Nach anfänglichen Schwierigkeiten habe ich mich an das Hören gewöhnt und konnte mich problemlos konzentrieren. Alle Hörbücher waren auf Deutsch.

Mit Erstaunen habe ich festgestellt, dass der Blog, obwohl ich mich hier so rar mache, 18 Beobachter hat. Im Vergleich zu meinem polnischen Blog, mag es wenig sein, mich freut aber jede Person, die hier vorbeischaut. Danke dafür!

Ich habe letztes Jahr viele neue literarische Landschaften für mich entdeckt - das Lesen wurde noch bewusster, die Wahl der Bücher noch präziser und ich habe wieder Mut gehabt, Bücher, die mich nicht interessiert haben, wegzulegen. Euch, meine Leser, wünsche ich, dass das Jahr 2011 euch positiv überrascht und dass ihr an der Schwelle zu 2012 behaupten könnt, dass ihr ein gutes Jahr durchlebt habt!

Zum Schluss möchte ich euch noch ein Foto von meinem neuen Bücherregal zeigen. Vorhin waren die Bücher in meinem SuB nur aufeinander gestapelt und drohten jederzeit umzufallen. Jetzt stehen sie brav im Reih und Glied und warten darauf gelesen zu werden.