Mittwoch, 5. Januar 2011

"Die fabelhafte Welt der Leichen" Mary Roach


Das Buch hat mich aus zwei Gründen angezogen. Erstens mag ich sehr gerne Bücher, die Bezug zu Medizin, Chirurgie oder Autopsie haben. Zweitens habe ich viele positive Rezensionen zu diesem Buch gelesen.

Mary Roach hat ein kleines Wissenskompendium darüber geschaffen, was mit den menschlichem Leichnam nach dem Tod geschieht oder geschehen kann. Sie beschreibt detailliert alle Untersuchungen, denen eine Leiche unterzogen werden kann, wenn sie der Medizin übergeben wurde. Es können Untersuchungen zum Verwesungsgrad in Abhängigkeit vom Untergrund und unter Einfluss verschiedener Witterung sein oder auch die Nutzung der Leichen bei Experimenten der Autoindustrie, deren Ziel ist möglichst sichere Karosserien zu bauen. Mary Roach berührt jeden, auch so heiklen Aspekt, besucht persönlich die Stätten, wo die Experimente durchgeführt werden sowie führt viele Interviews durch, in denen sie vor keiner Frage scheut.
In den weiteren Kapiteln widmet sie sich der Geschichte der Autopsie, dem Aussehen der Leichen nach einem Flugzeugabsturz, der Kreuzigungstechnik, den Legenden von lebendig begraben sein oder über das Fortleben des Gehirns nach der Enthauptung. Die Autorin hat ebenfalls die Geschichte des Kannibalismus beschrieben sowie die verschiedenen Möglichkeiten die Leichen zu "entsorgen" erläutert.
Im letzten Kapitel überlegt sie, was mit ihrer Leiche geschehen soll und geht auf die Plastination von Gunter van Hagens ein. Seine Ausstellung Körperwelten habe ich selbst 2009 gesehen. Ich wollte mir persönlich ein Bild davon machen, um zu verstehen, warum sie so viele Diskussionen hervorgerufen hat. Gleichzeitig war ich auch neugierig - habe doch schon als Kind sehr gerne die Anatomie des Menschen studiert. Tja, wahrscheinlich habe ich die Fachrichtung falsch gewählt und hätte Medizin studieren sollen. Leider zu spät gemerkt:)

Um aber zum Buch zurück zu kehren - das Thema hat mich tatsächlich sehr interessiert und ich habe auch viel Neues erfahren. Mary Roach hat mich überrascht - ihre kühne, sachliche Art dieses delikate Thema anzugehen, hat mich überzeugt. Ich mochte die Fragen, die sie ihren Gesprächspartnern gestellt hat - logisch, neugierig aber nicht geschmacklos oder gar nach Sensation suchend. Sie fragte tatsächlich nach allem, keine Frage war ihr zu merkwürdig. Meine Begeisterung hat nur eine Sache getrübt - ihr Humor. Roach hat versucht, das Thema mit vielen witzigen Bemerkungen und Fußnoten aufzulockern. Ich schreibe bewusst - hat versucht - wir haben nämlich definitiv eine andere Art von Humor. Ihre Fußnoten empfand ich als blasse Nachahmung von Pratchett, ihre Bemerkungen oszillierten in der Kategorie Schulwitz, der während des Unterrichts geflüstert wird.
Trotzdem bin ich es nicht leid, das Buch gelesen zu haben. Es ist informativ, anders, innovativ und wenn es noch einem witzig erscheinen soll - ist die Mischung perfekt.

Meine Bewertung: 4/6

Mary Roach, Sztywniak. Osobliwe życie nieboszczyków, übersetzt von Maciek Sekerdej, 286 Seiten, Znak

2 Kommentare:

  1. Aaah, ich hab vorletztes Jahr "Bonk!" von Mary Roach gelesen und fand ihren Schriebstil so genial, dass ich eigentlich vorhatte, weitere Bücher von ihr zu lesen. Ist irgendwie bisher nie dazu gekommen, aber du erinnerst mich gerade daran...

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  2. Ich überlege gerade ob ich die weiteren Bücher von Roach lesen werden. Eigentlich hätte ich "Lust Spook: Science Tackles the Afterlife" zu lesen, mal sehen.

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