Freitag, 24. Juli 2009

"Schattenfuchs" Sjón


Sjón tut gerne geheimnisvoll - versteckt sich hinterm Pseudonym, schreibt Gedichte, Prosa, Drehbücher und Liedertexte. Nach dem "Schattenfuchs" zu urteilen sind seine Romane sehr poetisch. So was mag ich eigentlich nicht. Aber Sjón schafft es sogar mich zu überzeugen. Was sage ich, zu begeistern! Zu schnell habe ich den "Schattenfuchs" gelesen, zu hastig. Das Buch muss man genießen, sich Zeit lassen, nachdenken und schmecken. Ich wurde jedoch von der Handlung zu sehr gefesselt und war auf das Ende zu neugierig. Die durchdachte Wortwahl, die poetischen Metaphern und die Beschreibungen der isländischen Winterlandschaft habe ich viel zu sehr vernachlässigt.
Was hat mich denn so gefesselt? Zuerst mal die Geschichte von Baldur, der eine Füchsin so hartnäckig verfolgt, dass er sich in der Ödnis isländischer Hochebenen verliert, wo er später ums reine Überleben kämpfen muss. Dann die Geschichte von Abba - einem Mädchen, das von einem gekenterten Schiff gerettet wurde. Ganz zufällig wird sie von Friðrik Friðjónsson gefunden, der gerade nach seinen naturwissenschaftlichen Studien in Dänemark, nach Island zurück kehrte. Was verbindet Abba und Baldur? Was für eine Rolle spielt die Natur und die Füchsin? Viel Stoff zum Nachdenken. Faszinierend!!!

Sjón, Schattenfuchs, übersetzt von Betty Wahl, 126 Seiten, Fischer.

"Midnight in the garden of good and evil" John Berendt


Manchmal lese ich auch mal ein Buch auf Englisch - diesmal fiel die Wahl auf den Bestseller von John Berendt. Die Handlung spielt in Bundesstaat Georgia, in Savannah. Ein Journalist aus New York ist von der Stadt fasziniert, zieht dorthin um und beschreibt seine Bewohner. Er fängt mit dem unglaublich reichen Jim Williams, hält sich lange bei der farbigen Dragqueen auf und kommt schließlich zum Besitzer eines Musikklubs. Berendt beschreibt mit Witz und Charme - viele kleine Anekdoten über die Stadt und das Stadtleben sorgen fürs Lesevergnügen. Eigentlich widmet sich der ganze erste Buchteil der Stadt und seiner Bewohner. Es wird spannend als Williams seinen Mitarbeiter - einen unreifen, alkoholabhängigen Choleriker - tötet. Der zweite Teil beschreibt dann die Gerichtsverhandlungen und Williams' Leben. Gleichzeitig wird der Leser über die Gespräche, Spekulationen und Gedanken von Savannahs Einwohnern informiert.
Das Buch ist wirklich interessant aber es liest sicherlich viel spannender, wenn man einen emotionellen Zugang zu Savannah hat oder mindestens Mercer House (Williams' Residenz) besucht hat.
Ich hätte das Buch wahrscheinlich mehr genossen wenn ich es auf Deutsch oder Polnisch gelesen hätte. Aber für eine Übung war es gut:)

John Berendt, Midnight in the garden of good and evil, 386 Seiten, Random House.

Donnerstag, 16. Juli 2009

SuB

Mein Sub erreicht unbekannte Dimensionen: es gab zu viel Ausverkäufe, zu viel gute Bücher beim Tauschticket und ich habe ie Bibliothek besucht.
So sieht er im Ganzen aus:

die Einzelheiten:- isländischer Teil

3 Krimis: 2 Mal Stella Blómkvist, Jón Hallur Stefánsson; ein Roman von Jóna Kalmana Stefánssona und der neueste von Steinunn Sigurdardóttir sowie die Reportagen von Wolfgang Müller über Island.

- Projekte und Herausforderungen

Von oben: Orhan Pamuk, Young-ha Kia, Loung Ung, Zoe Ferraris, Luan Starova, Chimamanda Ngozi Adichie, Kamila Shamsie, Tash Aw und Pramoedya Aanta Toer.

- Einkäufe

Ganz oben sind zwei Bücher mit den Briefen der Wehrmachtsoldaten aus dem Front und der Gefangenschaft, dann ein Buch über den Nürnberger Prozess, Waltari wartet schon lange, A. Nothomb, die ich noch nie gelesen habe, Myśliwski, den ich schon lange kennen lernen wollte, zwei Mal Krajewski, der neueste Pratchett, Cejrowski und seine Reisereportage und zum Schluss Judith Merkle Riley.

- Getauscht und eingekauft

Undset wartet schon ewig, dann Bruczkowski, Murakami, Piątkowska, Connie Willis, Lemgo, dessen Bücher ich schon lange lesen wollte, Tim Krabbé von Jokers, Jodi Picoult und Sebastiana Fitzka - die beiden wollte ich schon lange endlich mal lesen.

Und das ist noch nicht alles..... ein Stapel blieb noch bei meiner Mama - alles spannende Titel.
Die Qual der Wahl ist groß, ich muss immer wieder grübeln, was ich als nächstes lese.

Quiz

Ich wollte unbedingt auch:) Und das ist mein Ergebnis:

What Kind of Reader Are You?
Your Result: Dedicated Reader

You are always trying to find the time to get back to your book. You are convinced that the world would be a much better place if only everyone read more.

Obsessive-Compulsive Bookworm
Literate Good Citizen
Book Snob
Fad Reader
Non-Reader
What Kind of Reader Are You? Quiz Created on GoToQuiz


Hier kann man teilnehmen!

Dienstag, 14. Juli 2009

"Die Säulen der Erde" Ken Follett


Nachdem ich irgendwo gelesen habe, dass es eins der Lieblingsbücher der deutschen ist, musste ich es auch mal lesen. War das vielleicht katastrophal! Ich habe mich durch 250 Seiten gequält und aufgegeben. Die Geschichte sind auf den ersten Blick interessant aus - ein Steinmetz wandert mit seiner Familie durch das mittelalterliche England auf der Suche nach Arbeit. Der Winter naht, Arbeit findet sich nicht, seine Frau ist schwanger. Ein Mönch, dessen Lebensgeschichte wir kennen lernen, wird in politische Machenschaften verwickelt und hat die Möglichkeit ein großes Kloster zu übernehmen. Der König stirbt. Der Bischof stirbt. Was kommt dazu? Dicht bedruckte Seiten, Unmengen an Beschreibungen - jede nur so kleine Einzelheit wird detailliert zu beschrieben. Muss das sein? Ich fand es so was von langweilig. Bei jeder neu eingeführten Personen wird ganz ausführlich die Vergangenheit aufgerollt. Wozu? Ein bisschen geheimnisvoll dürfte es schon zugehen. Und wenn ich wüsste, dass das Buch maximal 500 Seiten hat, hätte ich es vielleicht noch zu Ende gelesen aber noch weitere 1000 Seiten wollte ich mich wirklich nicht geben. Also abgehackt, ab zum Tauschticket.

Ken Follet, Säulen der Erde, übersetzt von Gabriele Conrad, Till Lohmeyer, Christel Rost, 1165 str., Bastei Lübbe

Montag, 6. Juli 2009

"Lala" Jacek Dehnel


Endlich habe ich den Roman bekommen, gelesen und genossen. Trotzdem kann ich nicht mit Sicherheit sagen, ob ich das Buch gut gefunden habe - es hat Fragmente, die ich sehr, sehr gut fand aber es fehlt etwas, was für mich das Buch zu einem Meisterstück machen würde. Das Thema liegt mir nah - die Ahnenforschung ist mein Hobby und ich lese sehr gerne alte Familiengeschichten.
Jacek Dehnel führt keine genealogischen Recherchen, er sammelt eher kleine Erzählungen, Anekdoten, Gedanken, Erinnerungen, die seine Oma immer wieder einwirft. Seine Oma ist absolut außergewöhnlich - energisch, gebildet, überraschend. Oma erzählt pausenlos - sie fängt beim Frühstück an, bricht ab um die Gegenwart zu kommentieren und fängt ganz woanders an. Zeitliche Reihenfolge zählt für sie absolut nicht - sie erinnert, springt zu anderen Gedanken über, weicht ab und führt eine unglaubliche Zahl von Namen auf. Jacek versucht ihren Redefluss zu kontrollieren, versucht die Oma zur Haupterzählung zu bekehren, notiert, lächelt und hört sich das gleiche Geschichten zig Mal an. Eben diese Erinnerungen las ich langsam, legte das Buch immer wieder zur Seite, kehrte doch zurück.
Viel interessanter fand ich den zweiten Teil des Buches, wo der Enkelsohn das Älterwerden seiner Oma beschreibt - ihre Vergessenheit, das Durcheinanderbringen von Fakten, ihre Boshaftigkeit und schliesslich die physische Pflege, die zum Schluss dominant wird. Die Oma wird kindisch, erschwert die Pflege und zerrt an den Nerven der Tochter und des Enkelsohnes.
Ich war sehr überrascht wie einfühlsam, wie ehrlich, wie mutig Dehnel diesen Prozess beschrieb. Das Gehen einer lieben Person zu beschreiben ist sicherlich sehr schwierig - der junge Dehnel macht es aber sehr erwachsen, überraschend gut. Dieses Thema kommt in der Literatur nicht oft vor - es ist schwierig, es ist peinlich, schließlich auch nicht gut verkäuflich. Desto mehr bin ich begeistert, wie mutig und ehrlich Dehnel sich dieser Thematik einnimmt.
Dehnels Sprache hat mir wahnsinnig gut gefallen - ein ausgesprochen kultiviertes Polnisch. Ich mochte nur die poetischen Einwürfe nicht so - ist halt nicht mein Ding.
Ich bin sehr auf weitere Bücher von Dehnel gespannt.

Deutsche Ausgabe erschien bei Rowohlt Verlag.

Jacek Dehnel, Lala, 403 str., W.A.B.

"Unrast" Olga Tokarczuk


Ein wirklicher Roman ist es nicht. Eher eine Sammlung von Notizen, Gedanken, Zitaten, zufälligen Einfällen, Geschichten. Tokarczuk bleibt thematisch bei Bewegung, Reisen, Veränderungen - das ist auch die einzige Verbindung zum Titel, der auf polnisch auch anders klingt. Ich war ein wenig enttäuscht - ich habe einen weiteren Roman in ihrem Stil erwartet und bekam .... ein Puzzlespiel. Ich kann nicht sagen, dass das Buch nicht interessant ist - jede der Geschichten oder Gedanken ist spannend für sich aber wenn man sie alle auf einmal liest verschwimmen sie. Ein paar Tage nach der Lektüre bleiben nur Erinnerungen an die unerwarteten Geschichten - an die verschwundene Mutter und ihren Sohn, an die Präparate an den Segler Erik. Ich vermute, dass bald nicht einmal das noch bleibt. Erst jetzt sehe ich, dass Tokarczuk ein Buch geschrieben hat, das man auf dem Nachttisch liegen hat und über Monate stückweise liest oder besser gesagt genießt. Dann wird sicherlich auch das Leseerfolg größer und man kann sich Zeit lassen über die einzelnen Gedanken nachdenken. Leider kann ich nicht so lesen - wenn ich anfange, MUSS ich das Buch gleich beenden, sonst bleibt es liegen.
Trotzdem bleibt Tokarczuk weiterhin bei den Autoren, deren alle Bücher ich lesen möchte.

Olga Tokraczuk, Bieguni, 450 str., Wydawnictwo Literackie.

Donnerstag, 2. Juli 2009

Bücher-Stöckchen

Habe auch vielen Blogs Antworten gelesen und wollte auch! Bei Marcel habe ich nun das Stöckchen mitgenommen.

1. Hast Du ein Lieblingsbuch, das sonst keiner kennt?

Spontan fallen mir gleich Bücher aus meiner Kindheit und Jugendzeit. Ich habe das Gefühl, dass sie längst in Vergessenheit geraten sind. Ansonsten sind es vielleicht nicht unbekannte Bücher aber solche, die man selten liest, z.B. "Germinal" von Zola oder "Kleiner Mann, was nun" von Fallada. Sehr gut fand ich auch das Buch "Over het IJ" von Kees van Beijnum, dass, glaube ich, gar nichts ins Deutsche übersetzt wurde und somit ziemlich unbekannt sein sollte.

2. Besitzt Du einen SuB und wenn ja macht Dir seine Größe Sorgen?

Ja, natürlich habe ich einen SuB! Allerdings habe ich den geteilt - eine Menge Bücher ist bei mir im Schlafzimmer - das ist der Erste-Wahl-Sub. Der Rest ist in die Bibliothek einsortiert und soll irgendwann Mal auch gelesen werden. Ich zähle eigentlich die Bücher nie sondern betrachte meinen SuB visuelle und ja, manchmal mache ich mir Sorgen. Zum Beispiel jetzt, wo es gerade, während ich diesen Beitrag schreibe, klingelte und ich die Jokers-Lieferung entgegengenommen habe. Momentan liegen also im Schlafzimmer 27 Bücher. Ich habe aber gerade gestern einige bestellt und eine ausgelieferte Bestellung wartet auf mich bei meiner Mama. Ich wage mich gar nicht zu erinnern, wie viele Titel dabei waren.

3. Hast Du Dir schon einmal gewünscht, einem Buchcharakter möglichst ähnlich zu werden?

Ja! Als Kind wollte ich unbedingt so wie die Anne aus dem Buch "Anne auf Green Gables" sein. Letztens kann ich mich nicht mehr erinnern diesen Wunsch gehabt zu haben. Ich versetze mich jedoch sehr gerne in Charaktere während ich lese, was bestimmt nicht ungewöhnlich ist, und es passiert schon oft, dass ich traurig bin, wenn ich dann ein Buch fertig gelesen habe.

Ich werde das Stöckchen nicht weiter werfen, weil ich mir sicher bin, dass es schon bei allen, die Lust hatten, war.

Literarische "Herausforderungen"

So werden sie genannt - die polnische Literaturblogger organisieren sie regelmäßig. Es entsteht ein neuer Blog, eine Idee, eine Lektürenliste und es wird ein Zeitraum bestimmt. Die Teilnehmer wählen eine bestimmte Anzahl von Büchern und veröffentlichen oder verlinken ihre Rezensionen auf dem neu entstandenen Blog. Vor ein paar Tagen haben wieder Mal zwei "Herausforderungen" gestartet. Eine leichtere, genannt "buntes Lesen" - in der Liste befinden sich lauter Bücher, in deren Titel eine Farbe vorkommt. Ich habe mich für Orhan Pamuks "Rot ist mein Name", "Koriandergrün und Safranrot" von Preethi Nair sowie "Blauer Hibiskus" von Ngozi Adichie Chimamanda.
Die zweite "Herausforderung" widmet sich der Randliteratur - natürlich ist es subjektiver Begriff. Es geht mehr, um Literatur aus den Ländern, aus denen man noch nie etwas gelesen hat. Hier möchte ich weiter bei meiner Suche in Südostasien bleiben. Aus Thailand habe ich neulich bereits ein Buch gelesen. Jetzt werde ich Malaysia kennen lernen (hier habe ich auch schon ein paar Titel), Kambodscha (ebenso Buch vorhanden) und die Philippinen. Aus dem letzten Land habe ich noch nichts auf Deutsch gefunden. Sollte also jemand einen Tipp haben, bin ich sehr dankbar!

"Die Verachtung" von Alberto Moravia


Moravia skizziert den Werdegang einer Liebe, einer gefallenen Liebe, einer Liebe, die zu Ende gegangen ist. Zusammen mit seinem Helden sucht Moravia nach den Ursachen dieses Zustandes. Riccardo liebt seine hübsche Frau Emilia und stellt eines Tages mit Traurigkeit fest, dass ihre Gefühle sich verändert haben. Emilia bestätigt, dass sie ihren Mann nicht mehr liebt und nach vielen Fragen gibt sie auch zu, dass sie ihn jetzt verachtet. Riccardo möchte jedoch kämpfen und hofft, dass es möglich ist, die Gefühle seiner Frau wieder zu beleben. Gleichzeitig zerbricht er sich über die Ursachen den Kopf. Seine Arbeit als Drehbuchautor sowie seine Gespräche mit dem Regisseur helfen ihm langsam zu verstehen.
Moravia beschreibt sehr genau Riccardos Vergangenheit, um ein volles Bild der gefallenen Liebe zu entwerfen. Zum Schluss beschleunigt die Handlung und geht in eine unerwartete Richtung. Ich war wirklich überrascht, dass nach den fast trockenen Ausführungen solche Wendung kommen könnte.
Es lohnt sich das Buch von Moravia in die Hand zu nehmen. Ich freue mich auf jeden Fall wieder mal etwas aus Italien gelesen zu haben.

Alberto Moravia, Pogarda, tł. Zofia Ernstowa, 225 str., Czytelnik.

Mittwoch, 1. Juli 2009

"Zusammen ist man weniger allein" Anna Gavalda


Habe ich zum Geburtstag bekommen. Ich wusste nicht wirklich, ob ich es mögen werde aber nachdem ich einige positive Rezensionen gelesen habe, wollte ich Anna Gavalda eine Chance geben.
Was bekam ich nun? Einen Roman im Stil des Filmes über Amélie. Wir haben hier 4 merkwürdige Gestalten mit vielen Problemen und komplizierter Vergangenheit. Camille, angehende Malerin, die in einem eisigen klitzekleinen Dachgeschoss wohnt. Philibert - ein echter Adliger und Taugenichts, der von seinem Vater nicht akzeptiert wird. Franck - ein einfacher Typ und ausgezeichneter Koch. Und endlich Paulette - Francks Oma, die in ihrem Häuschen in der Nähe von Paris alleine lebt und nachdem sie gefallen ist in einem Altersheim landet. Was verbindet diese Personen? Philiberts Wohnung - alt, vollgestellt mit antiken Möbelstücken.
Gavalda erzählt schnell, die Kapitel sind kurz, viele Dialoge erleichtern das Lesen, so dass ich dieses dicke Buch in anderthalb Tagen gelesen habe.
Das Buch strahlt Wärme und Optimismus aus - ist nicht wirklich mal Fall aber hier ließ ich mich von Gavalda mitreißen.
Es war sicherlich nur eine angenehme Lektüre, ohne großartige Gedanken und philosophische Theorien aber wie süß und nett! Es hat Spaß gemacht, das Buch zu lesen und ich werde gerne andere Bücher dieser Autorin in die Hand nehmen.

Anna Gavalda, Zusammen ist man weniger allein, tł. Ina Kronenberger, 551 str., Fischer.