Samstag, 31. Oktober 2009

"Mord in Thingvellir" Stella Blómkvist


Ich habe mich doch entschieden das andere Buch von Stella Blómkvist auch noch zu lesen. Wie schon vermutet, war das Buch nicht sonderlich gut aber endlich hat die Autorin ein paar Veränderungen vorgenommen. Stella fängt an nachzudenken - ja! Zu den Gedanken an Stellasparchwein, ihren Silberpfeil, Sex und Whiskey, kommt die Sehensucht nach Nachwuchs. Ansonsten lernt der Leser endlich etwas mehr über Stellas Vergangenheit kennen, da in dem Buch ihr Vater stirbt. Der Fall, an dem Stella arbeitet, führt sie wieder in die höchsten Kreise der isländischen Politik, u.a. zum Justizminister. Alles fängt aber mit dem Mord an einem jungen kurdischen Mädchen. Die Leiche wird an der historischen Stätte Thingvellir gefunden, an dem Platz, wo früher verurteilte Frauen hingerichtet wurden. Der erste Verdacht fällt gleich auf den Vater, der mit dem Lebenswandel seiner Tochter nicht zufrieden war. Stella glaubt jedoch nicht an diese Erklärung und ermittelt - diesmal ist sogar ihr Vater in die Geschichte verwickelt.
Blómkvist wendet ihre alten Tricks an - Stella wird entführt, Stella hat viel Sex und beruhigt sich täglich mit ihrem Whiskey. Langweilig aber leicht lesbar.
Ich kehre doch lieber zum Herrn Fitzek.

Stella Blómkvist, Mord in Thingvellir, übersetzt von Elena Teuffer, 346 Seiten, btb.

Donnerstag, 29. Oktober 2009

"Der falsche Mörder" Stella Blómkvist


Die Teilnahme an dem SuB-Losverfahren hat mich motiviert den Blog wieder zu aktivieren. Das Buch habe ich bereits beendet und möchte meine Meinung mit euch teilen.

Dieses Jahr habe ich schon ein Buch von Stella Blómkvist gelesen - darüber habe ich hier geschrieben. Damals habe ich das Buch noch als nicht so ganz schlecht empfunden, jetzt war ich doch enttäuscht. Nach den Fitzek-Krimis, die ich neulich gelesen habe, war "Der falsche Mörder" ziemlich langweilig. Die Person Stella mochte beim ersten Lesen noch interessant sein aber auf die Dauer langweilt sie. Man sieht nämlich keine Entwicklung - sie steht weiterhin auf Luxus, Partys, Sex mit beiden Geschlechtern und Whiskey. Das Buch fängt wieder mit einer Selbstbefriedigungsszene an. Natürlich wird sie unterbrochen - Stella bekommt einen neuen Fall. Der Richter des Obersten Gerichts wurde inhaftiert, sie soll ihn vertreten. Der Richter wird eines Mordes seiner Liebhaberin, die in seinem Büro gefunden wurde, beschuldigt. Er bestreitet vehement sie getötet zu haben, Stella glaubt ihm und fängt mit ihren Recherchen an. Diese führen sie ins Theater-Milieu, wo sie auf schräge Typen stößt. Dort verkehrt die getötete Liebhaberin. Am interessantesten liest sich die Geschichte eines Isländers, der nach vielen Jahren in die Heimat zurück kehren möchte - im Nationalregister jedoch als tot geführt wird. Es handelt sich hier um einen berühmten Fall von vor 30 Jahren, in dem einige Menschen für den Mord an ebendiesem Isländer verurteilt wurden. Stella stellt eine Verbindung zwischen ihm und dem Richter her - leider wird dieses Motiv nicht zu Ende geführt.
Die Intrige ist nicht wirklich spannend - durch die sehr knappen Sätze liest sich das Buch zwar leicht, aber fesselt nicht wirklich. Interessant sind lediglich die Darstellungen des heutigen Islands - wie schon in dem vorherigen Buch.
Wenn sich jemand für das Land interessiert, kann man das Buch lesen, ansonsten kann ich es nicht wirklich empfehlen.
Ich habe im Regal noch einen Roman von Blómkvist stehen und werde ihm ein Versuch geben - wahrscheinlich ist es Zeitverschwendung aber so verschwindet er auch von meinem SuB.

Stella Blómkvist, Der falsche Mörder, übersetzt von Elena Teuffer, 315 Seiten, btb.

Samstag, 1. August 2009

Diese BBC-Liste habe ich schon oft gesehen. Die Zusammenstellung der Titel fand ich aber höchst zufällig - viel englischsprachige Literatur, Verdopplungen (z.B. alle Werke von Shakespeare und dann noch mal Hamlet). Mir fehlt auch der Schlüssel nach dem die Liste erstellt wurde. Nachdem ich aber die Liste jetzt wieder mal bei El Tragaligbros gesehen habe, wollte ich endlich mal wissen, wie viele Bücher ich davon gelesen habe.

1 Pride and Prejudice – Jane Austen (X)

2 The Lord of the Rings – JRR Tolkien (X)

3 Jane Eyre – Charlotte Bronte ()

4 Harry Potter series – JK Rowling (X)

5 To Kill a Mockingbird – Harper Lee (x)

6 The Bible (X)

7 Wuthering Heights – Emily Bronte (x)

8 Nineteen Eighty Four – George Orwell (X)

9 His Dark Materials – Philip Pullman ()

10 Great Expectations – Charles Dickens ()

11 Little Women – Louisa M Alcott ()

12 Tess of the D’Urbervilles – Thomas Hardy ()

13 Catch 22 – Joseph Heller ()

14 Complete Works of Shakespeare ()

15 Rebecca – Daphne Du Maurier()

16 The Hobbit – JRR Tolkien (X)

17 Birdsong – Sebastian Faulk ()

18 Catcher in the Rye – JD Salinger (x)

19 The Time Traveler’s Wife – Audrey Niffenegger ()

20 Middlemarch – George Eliot ()

21 Gone With The Wind – Margaret Mitchell (x)

22 The Great Gatsby – F Scott Fitzgerald ()

23 Bleak House – Charles Dickens ()

24 War and Peace – Leo Tolstoy ()

25 The Hitch Hiker’s Guide to the Galaxy – Douglas Adams (X)

26 Brideshead Revisited – Evelyn Waugh ()

27 Crime and Punishment – Fyodor Dostoyevsky (x)

28 Grapes of Wrath – John Steinbeck ()

29 Alice in Wonderland – Lewis Carroll (X)

30 The Wind in the Willows – Kenneth Grahame ()

31 Anna Karenina – Leo Tolstoy ()

32 David Copperfield – Charles Dickens ()

33 Chronicles of Narnia – CS Lewis ()

34 Emma-Jane Austen (x)

35 Persuasion – Jane Austen ()

36 The Lion, The Witch and The Wardrobe – CS Lewis (x)

37 The Kite Runner – Khaled Hossein (x)

38 Captain Corelli’s Mandolin – Louis De Bernieres ()

39 Memoirs of a Geisha – Arthur Golden ()

40 Winnie the Pooh – AA Milne (X)

41 Animal Farm – George Orwell (X)

42 The Da Vinci Code – Dan Brown (X)

43 One Hundred Years of Solitude – Gabriel Garcia Marquez (x)

44 A Prayer for Owen Meaney – John Irving ()

45 The Woman in White – Wilkie Collins ()

46 Anne of Green Gables – LM Montgomery (x)

47 Far From The Madding Crowd – Thomas Hardy ()

48 The Handmaid’s Tale – Margaret Atwood ()

49 Lord of the Flies – William Golding ()

50 Atonement – Ian McEwan ()

51 Life of Pi – Yann Martel ()

52 Dune – Frank Herbert ()

53 Cold Comfort Farm ()

54 Sense and Sensibility – Jane Austen (X)

55 A Suitable Boy – Vikram Seth ()

56 The Shadow of the Wind – Carlos Ruiz Zafon (X)

57 A Tale Of Two Cities – Charles Dickens ()

58 Brave New World – Aldous Huxley ()

59 The Curious Incident of the Dog in the Night – Mark Haddon ()

60 Love In The Time Of Cholera – Gabriel Garcia Marquez ()

61 Of Mice and Men – John Steinbeck ()

62 Lolita – Vladimir Nabokov (X)

63 The Secret History – Donna Tartt (x)

64 The Lovely Bones – Alice Sebold ()

65 Count of Monte Cristo – Alexandre Dumas ()

66 On The Road – Jack Kerouac ()

67 Jude the Obscure – Thomas Hardy ()

68 Bridget Jones’s Diary – Helen Fielding (x)

69 Midnight’s Children – Salman Rushdie ()

70 Moby Dick – Herman Melville ()

71 Oliver Twist – Charles Dickens ()

72 Dracula – Bram Stoker (X)

73 The Secret Garden – Frances Hodgson Burnett (X)

74 Notes From A Small Island – Bill Bryson (x)

75 Ulysses – James Joyce ()

76 The Inferno – Dante ()

77 Swallows and Amazons – Arthur Ransome ()

78 Germinal – Emile Zola (x)

79 Vanity Fair – William Makepeace Thackeray ()

80 Possession – AS Byatt ()

81 A Christmas Carol – Charles Dickens ()

82 Cloud Atlas – David Mitchell ()

83 The Color Purple – Alice Walker ()

84 The Remains of the Day – Kazuo Ishiguro ()

85 Madame Bovary – Gustave Flaubert ()

86 A Fine Balance – Rohinton Mistry ()

87 Charlotte’s Web – EB White ()

88 The Five People You Meet In Heaven – Mitch Albom ()

89 Adventures of Sherlock Holmes – Sir Arthur Conan Doyle (X)

90 The Faraway Tree Collection – Enid Blyton ()

91 Heart of Darkness – Joseph Conrad ()

92 The Little Prince – Antoine De Saint-Exupery (X)

93 The Wasp Factory – Iain Banks ()

94 Watership Down – Richard Adams ()

95 A Confederacy of Dunces – John Kennedy Toole (x)

96 A Town Like Alice – Nevil Shute ()

97 The Three Musketeers – Alexandre Dumas ()

98 Hamlet – William Shakespeare (X)

99 Charlie and the Chocolate Factory – Roald Dahl ()

100 Les Miserables – Victor Hugo ()

Gelesen habe ich 34 Bücher, es sind sicherlich einige Titel dabei, die ich im Regal habe oder die ich mal lesen möchte. Die 50 werde ich vielleicht mal erreichen. Mal sehen:)

Freitag, 24. Juli 2009

"Schattenfuchs" Sjón


Sjón tut gerne geheimnisvoll - versteckt sich hinterm Pseudonym, schreibt Gedichte, Prosa, Drehbücher und Liedertexte. Nach dem "Schattenfuchs" zu urteilen sind seine Romane sehr poetisch. So was mag ich eigentlich nicht. Aber Sjón schafft es sogar mich zu überzeugen. Was sage ich, zu begeistern! Zu schnell habe ich den "Schattenfuchs" gelesen, zu hastig. Das Buch muss man genießen, sich Zeit lassen, nachdenken und schmecken. Ich wurde jedoch von der Handlung zu sehr gefesselt und war auf das Ende zu neugierig. Die durchdachte Wortwahl, die poetischen Metaphern und die Beschreibungen der isländischen Winterlandschaft habe ich viel zu sehr vernachlässigt.
Was hat mich denn so gefesselt? Zuerst mal die Geschichte von Baldur, der eine Füchsin so hartnäckig verfolgt, dass er sich in der Ödnis isländischer Hochebenen verliert, wo er später ums reine Überleben kämpfen muss. Dann die Geschichte von Abba - einem Mädchen, das von einem gekenterten Schiff gerettet wurde. Ganz zufällig wird sie von Friðrik Friðjónsson gefunden, der gerade nach seinen naturwissenschaftlichen Studien in Dänemark, nach Island zurück kehrte. Was verbindet Abba und Baldur? Was für eine Rolle spielt die Natur und die Füchsin? Viel Stoff zum Nachdenken. Faszinierend!!!

Sjón, Schattenfuchs, übersetzt von Betty Wahl, 126 Seiten, Fischer.

"Midnight in the garden of good and evil" John Berendt


Manchmal lese ich auch mal ein Buch auf Englisch - diesmal fiel die Wahl auf den Bestseller von John Berendt. Die Handlung spielt in Bundesstaat Georgia, in Savannah. Ein Journalist aus New York ist von der Stadt fasziniert, zieht dorthin um und beschreibt seine Bewohner. Er fängt mit dem unglaublich reichen Jim Williams, hält sich lange bei der farbigen Dragqueen auf und kommt schließlich zum Besitzer eines Musikklubs. Berendt beschreibt mit Witz und Charme - viele kleine Anekdoten über die Stadt und das Stadtleben sorgen fürs Lesevergnügen. Eigentlich widmet sich der ganze erste Buchteil der Stadt und seiner Bewohner. Es wird spannend als Williams seinen Mitarbeiter - einen unreifen, alkoholabhängigen Choleriker - tötet. Der zweite Teil beschreibt dann die Gerichtsverhandlungen und Williams' Leben. Gleichzeitig wird der Leser über die Gespräche, Spekulationen und Gedanken von Savannahs Einwohnern informiert.
Das Buch ist wirklich interessant aber es liest sicherlich viel spannender, wenn man einen emotionellen Zugang zu Savannah hat oder mindestens Mercer House (Williams' Residenz) besucht hat.
Ich hätte das Buch wahrscheinlich mehr genossen wenn ich es auf Deutsch oder Polnisch gelesen hätte. Aber für eine Übung war es gut:)

John Berendt, Midnight in the garden of good and evil, 386 Seiten, Random House.

Donnerstag, 16. Juli 2009

SuB

Mein Sub erreicht unbekannte Dimensionen: es gab zu viel Ausverkäufe, zu viel gute Bücher beim Tauschticket und ich habe ie Bibliothek besucht.
So sieht er im Ganzen aus:

die Einzelheiten:- isländischer Teil

3 Krimis: 2 Mal Stella Blómkvist, Jón Hallur Stefánsson; ein Roman von Jóna Kalmana Stefánssona und der neueste von Steinunn Sigurdardóttir sowie die Reportagen von Wolfgang Müller über Island.

- Projekte und Herausforderungen

Von oben: Orhan Pamuk, Young-ha Kia, Loung Ung, Zoe Ferraris, Luan Starova, Chimamanda Ngozi Adichie, Kamila Shamsie, Tash Aw und Pramoedya Aanta Toer.

- Einkäufe

Ganz oben sind zwei Bücher mit den Briefen der Wehrmachtsoldaten aus dem Front und der Gefangenschaft, dann ein Buch über den Nürnberger Prozess, Waltari wartet schon lange, A. Nothomb, die ich noch nie gelesen habe, Myśliwski, den ich schon lange kennen lernen wollte, zwei Mal Krajewski, der neueste Pratchett, Cejrowski und seine Reisereportage und zum Schluss Judith Merkle Riley.

- Getauscht und eingekauft

Undset wartet schon ewig, dann Bruczkowski, Murakami, Piątkowska, Connie Willis, Lemgo, dessen Bücher ich schon lange lesen wollte, Tim Krabbé von Jokers, Jodi Picoult und Sebastiana Fitzka - die beiden wollte ich schon lange endlich mal lesen.

Und das ist noch nicht alles..... ein Stapel blieb noch bei meiner Mama - alles spannende Titel.
Die Qual der Wahl ist groß, ich muss immer wieder grübeln, was ich als nächstes lese.

Quiz

Ich wollte unbedingt auch:) Und das ist mein Ergebnis:

What Kind of Reader Are You?
Your Result: Dedicated Reader

You are always trying to find the time to get back to your book. You are convinced that the world would be a much better place if only everyone read more.

Obsessive-Compulsive Bookworm
Literate Good Citizen
Book Snob
Fad Reader
Non-Reader
What Kind of Reader Are You? Quiz Created on GoToQuiz


Hier kann man teilnehmen!

Dienstag, 14. Juli 2009

"Die Säulen der Erde" Ken Follett


Nachdem ich irgendwo gelesen habe, dass es eins der Lieblingsbücher der deutschen ist, musste ich es auch mal lesen. War das vielleicht katastrophal! Ich habe mich durch 250 Seiten gequält und aufgegeben. Die Geschichte sind auf den ersten Blick interessant aus - ein Steinmetz wandert mit seiner Familie durch das mittelalterliche England auf der Suche nach Arbeit. Der Winter naht, Arbeit findet sich nicht, seine Frau ist schwanger. Ein Mönch, dessen Lebensgeschichte wir kennen lernen, wird in politische Machenschaften verwickelt und hat die Möglichkeit ein großes Kloster zu übernehmen. Der König stirbt. Der Bischof stirbt. Was kommt dazu? Dicht bedruckte Seiten, Unmengen an Beschreibungen - jede nur so kleine Einzelheit wird detailliert zu beschrieben. Muss das sein? Ich fand es so was von langweilig. Bei jeder neu eingeführten Personen wird ganz ausführlich die Vergangenheit aufgerollt. Wozu? Ein bisschen geheimnisvoll dürfte es schon zugehen. Und wenn ich wüsste, dass das Buch maximal 500 Seiten hat, hätte ich es vielleicht noch zu Ende gelesen aber noch weitere 1000 Seiten wollte ich mich wirklich nicht geben. Also abgehackt, ab zum Tauschticket.

Ken Follet, Säulen der Erde, übersetzt von Gabriele Conrad, Till Lohmeyer, Christel Rost, 1165 str., Bastei Lübbe

Montag, 6. Juli 2009

"Lala" Jacek Dehnel


Endlich habe ich den Roman bekommen, gelesen und genossen. Trotzdem kann ich nicht mit Sicherheit sagen, ob ich das Buch gut gefunden habe - es hat Fragmente, die ich sehr, sehr gut fand aber es fehlt etwas, was für mich das Buch zu einem Meisterstück machen würde. Das Thema liegt mir nah - die Ahnenforschung ist mein Hobby und ich lese sehr gerne alte Familiengeschichten.
Jacek Dehnel führt keine genealogischen Recherchen, er sammelt eher kleine Erzählungen, Anekdoten, Gedanken, Erinnerungen, die seine Oma immer wieder einwirft. Seine Oma ist absolut außergewöhnlich - energisch, gebildet, überraschend. Oma erzählt pausenlos - sie fängt beim Frühstück an, bricht ab um die Gegenwart zu kommentieren und fängt ganz woanders an. Zeitliche Reihenfolge zählt für sie absolut nicht - sie erinnert, springt zu anderen Gedanken über, weicht ab und führt eine unglaubliche Zahl von Namen auf. Jacek versucht ihren Redefluss zu kontrollieren, versucht die Oma zur Haupterzählung zu bekehren, notiert, lächelt und hört sich das gleiche Geschichten zig Mal an. Eben diese Erinnerungen las ich langsam, legte das Buch immer wieder zur Seite, kehrte doch zurück.
Viel interessanter fand ich den zweiten Teil des Buches, wo der Enkelsohn das Älterwerden seiner Oma beschreibt - ihre Vergessenheit, das Durcheinanderbringen von Fakten, ihre Boshaftigkeit und schliesslich die physische Pflege, die zum Schluss dominant wird. Die Oma wird kindisch, erschwert die Pflege und zerrt an den Nerven der Tochter und des Enkelsohnes.
Ich war sehr überrascht wie einfühlsam, wie ehrlich, wie mutig Dehnel diesen Prozess beschrieb. Das Gehen einer lieben Person zu beschreiben ist sicherlich sehr schwierig - der junge Dehnel macht es aber sehr erwachsen, überraschend gut. Dieses Thema kommt in der Literatur nicht oft vor - es ist schwierig, es ist peinlich, schließlich auch nicht gut verkäuflich. Desto mehr bin ich begeistert, wie mutig und ehrlich Dehnel sich dieser Thematik einnimmt.
Dehnels Sprache hat mir wahnsinnig gut gefallen - ein ausgesprochen kultiviertes Polnisch. Ich mochte nur die poetischen Einwürfe nicht so - ist halt nicht mein Ding.
Ich bin sehr auf weitere Bücher von Dehnel gespannt.

Deutsche Ausgabe erschien bei Rowohlt Verlag.

Jacek Dehnel, Lala, 403 str., W.A.B.

"Unrast" Olga Tokarczuk


Ein wirklicher Roman ist es nicht. Eher eine Sammlung von Notizen, Gedanken, Zitaten, zufälligen Einfällen, Geschichten. Tokarczuk bleibt thematisch bei Bewegung, Reisen, Veränderungen - das ist auch die einzige Verbindung zum Titel, der auf polnisch auch anders klingt. Ich war ein wenig enttäuscht - ich habe einen weiteren Roman in ihrem Stil erwartet und bekam .... ein Puzzlespiel. Ich kann nicht sagen, dass das Buch nicht interessant ist - jede der Geschichten oder Gedanken ist spannend für sich aber wenn man sie alle auf einmal liest verschwimmen sie. Ein paar Tage nach der Lektüre bleiben nur Erinnerungen an die unerwarteten Geschichten - an die verschwundene Mutter und ihren Sohn, an die Präparate an den Segler Erik. Ich vermute, dass bald nicht einmal das noch bleibt. Erst jetzt sehe ich, dass Tokarczuk ein Buch geschrieben hat, das man auf dem Nachttisch liegen hat und über Monate stückweise liest oder besser gesagt genießt. Dann wird sicherlich auch das Leseerfolg größer und man kann sich Zeit lassen über die einzelnen Gedanken nachdenken. Leider kann ich nicht so lesen - wenn ich anfange, MUSS ich das Buch gleich beenden, sonst bleibt es liegen.
Trotzdem bleibt Tokarczuk weiterhin bei den Autoren, deren alle Bücher ich lesen möchte.

Olga Tokraczuk, Bieguni, 450 str., Wydawnictwo Literackie.

Donnerstag, 2. Juli 2009

Bücher-Stöckchen

Habe auch vielen Blogs Antworten gelesen und wollte auch! Bei Marcel habe ich nun das Stöckchen mitgenommen.

1. Hast Du ein Lieblingsbuch, das sonst keiner kennt?

Spontan fallen mir gleich Bücher aus meiner Kindheit und Jugendzeit. Ich habe das Gefühl, dass sie längst in Vergessenheit geraten sind. Ansonsten sind es vielleicht nicht unbekannte Bücher aber solche, die man selten liest, z.B. "Germinal" von Zola oder "Kleiner Mann, was nun" von Fallada. Sehr gut fand ich auch das Buch "Over het IJ" von Kees van Beijnum, dass, glaube ich, gar nichts ins Deutsche übersetzt wurde und somit ziemlich unbekannt sein sollte.

2. Besitzt Du einen SuB und wenn ja macht Dir seine Größe Sorgen?

Ja, natürlich habe ich einen SuB! Allerdings habe ich den geteilt - eine Menge Bücher ist bei mir im Schlafzimmer - das ist der Erste-Wahl-Sub. Der Rest ist in die Bibliothek einsortiert und soll irgendwann Mal auch gelesen werden. Ich zähle eigentlich die Bücher nie sondern betrachte meinen SuB visuelle und ja, manchmal mache ich mir Sorgen. Zum Beispiel jetzt, wo es gerade, während ich diesen Beitrag schreibe, klingelte und ich die Jokers-Lieferung entgegengenommen habe. Momentan liegen also im Schlafzimmer 27 Bücher. Ich habe aber gerade gestern einige bestellt und eine ausgelieferte Bestellung wartet auf mich bei meiner Mama. Ich wage mich gar nicht zu erinnern, wie viele Titel dabei waren.

3. Hast Du Dir schon einmal gewünscht, einem Buchcharakter möglichst ähnlich zu werden?

Ja! Als Kind wollte ich unbedingt so wie die Anne aus dem Buch "Anne auf Green Gables" sein. Letztens kann ich mich nicht mehr erinnern diesen Wunsch gehabt zu haben. Ich versetze mich jedoch sehr gerne in Charaktere während ich lese, was bestimmt nicht ungewöhnlich ist, und es passiert schon oft, dass ich traurig bin, wenn ich dann ein Buch fertig gelesen habe.

Ich werde das Stöckchen nicht weiter werfen, weil ich mir sicher bin, dass es schon bei allen, die Lust hatten, war.

Literarische "Herausforderungen"

So werden sie genannt - die polnische Literaturblogger organisieren sie regelmäßig. Es entsteht ein neuer Blog, eine Idee, eine Lektürenliste und es wird ein Zeitraum bestimmt. Die Teilnehmer wählen eine bestimmte Anzahl von Büchern und veröffentlichen oder verlinken ihre Rezensionen auf dem neu entstandenen Blog. Vor ein paar Tagen haben wieder Mal zwei "Herausforderungen" gestartet. Eine leichtere, genannt "buntes Lesen" - in der Liste befinden sich lauter Bücher, in deren Titel eine Farbe vorkommt. Ich habe mich für Orhan Pamuks "Rot ist mein Name", "Koriandergrün und Safranrot" von Preethi Nair sowie "Blauer Hibiskus" von Ngozi Adichie Chimamanda.
Die zweite "Herausforderung" widmet sich der Randliteratur - natürlich ist es subjektiver Begriff. Es geht mehr, um Literatur aus den Ländern, aus denen man noch nie etwas gelesen hat. Hier möchte ich weiter bei meiner Suche in Südostasien bleiben. Aus Thailand habe ich neulich bereits ein Buch gelesen. Jetzt werde ich Malaysia kennen lernen (hier habe ich auch schon ein paar Titel), Kambodscha (ebenso Buch vorhanden) und die Philippinen. Aus dem letzten Land habe ich noch nichts auf Deutsch gefunden. Sollte also jemand einen Tipp haben, bin ich sehr dankbar!

"Die Verachtung" von Alberto Moravia


Moravia skizziert den Werdegang einer Liebe, einer gefallenen Liebe, einer Liebe, die zu Ende gegangen ist. Zusammen mit seinem Helden sucht Moravia nach den Ursachen dieses Zustandes. Riccardo liebt seine hübsche Frau Emilia und stellt eines Tages mit Traurigkeit fest, dass ihre Gefühle sich verändert haben. Emilia bestätigt, dass sie ihren Mann nicht mehr liebt und nach vielen Fragen gibt sie auch zu, dass sie ihn jetzt verachtet. Riccardo möchte jedoch kämpfen und hofft, dass es möglich ist, die Gefühle seiner Frau wieder zu beleben. Gleichzeitig zerbricht er sich über die Ursachen den Kopf. Seine Arbeit als Drehbuchautor sowie seine Gespräche mit dem Regisseur helfen ihm langsam zu verstehen.
Moravia beschreibt sehr genau Riccardos Vergangenheit, um ein volles Bild der gefallenen Liebe zu entwerfen. Zum Schluss beschleunigt die Handlung und geht in eine unerwartete Richtung. Ich war wirklich überrascht, dass nach den fast trockenen Ausführungen solche Wendung kommen könnte.
Es lohnt sich das Buch von Moravia in die Hand zu nehmen. Ich freue mich auf jeden Fall wieder mal etwas aus Italien gelesen zu haben.

Alberto Moravia, Pogarda, tł. Zofia Ernstowa, 225 str., Czytelnik.

Mittwoch, 1. Juli 2009

"Zusammen ist man weniger allein" Anna Gavalda


Habe ich zum Geburtstag bekommen. Ich wusste nicht wirklich, ob ich es mögen werde aber nachdem ich einige positive Rezensionen gelesen habe, wollte ich Anna Gavalda eine Chance geben.
Was bekam ich nun? Einen Roman im Stil des Filmes über Amélie. Wir haben hier 4 merkwürdige Gestalten mit vielen Problemen und komplizierter Vergangenheit. Camille, angehende Malerin, die in einem eisigen klitzekleinen Dachgeschoss wohnt. Philibert - ein echter Adliger und Taugenichts, der von seinem Vater nicht akzeptiert wird. Franck - ein einfacher Typ und ausgezeichneter Koch. Und endlich Paulette - Francks Oma, die in ihrem Häuschen in der Nähe von Paris alleine lebt und nachdem sie gefallen ist in einem Altersheim landet. Was verbindet diese Personen? Philiberts Wohnung - alt, vollgestellt mit antiken Möbelstücken.
Gavalda erzählt schnell, die Kapitel sind kurz, viele Dialoge erleichtern das Lesen, so dass ich dieses dicke Buch in anderthalb Tagen gelesen habe.
Das Buch strahlt Wärme und Optimismus aus - ist nicht wirklich mal Fall aber hier ließ ich mich von Gavalda mitreißen.
Es war sicherlich nur eine angenehme Lektüre, ohne großartige Gedanken und philosophische Theorien aber wie süß und nett! Es hat Spaß gemacht, das Buch zu lesen und ich werde gerne andere Bücher dieser Autorin in die Hand nehmen.

Anna Gavalda, Zusammen ist man weniger allein, tł. Ina Kronenberger, 551 str., Fischer.

Donnerstag, 25. Juni 2009

"Himmel und Hölle" Jón Kalman Stefánsson


Ich habe mich endlich an Jón Kalman gewagt.
Ein kleines Fischerdorf, irgendwo am Rande eines abgelegenen Fjords. Eine Fischergruppe bereitet sich zum Fischfang vor. Während des Fangs stirbt einer von ihnen. Sein Freund kehrt in sein Heimatdorf und denkt über den Sinn des Lebens nach. Überlegungen zum Leben und Tod scheinen das Hauptthema des Buches zu sein.
Im Hintergrund beschreibt jedoch Stefánsson ein kleines Mikrokosmos, in dem sich der Hauptheld bewegt. Wir treffen den Dorfpfarrer und den Ladenbesitzer, eine merkwürdige Witwe und einen ehemaligen Fischer. Es werden die Charaktere und die Verhaltensweise beschrieben.
Von den ersten Seiten an beschreibt Stefánsson die Landschaft, die Natur, das Meer, die Menschen und die Häuser. Das tut er ohne Eile und sehr poetisch. Der Leser hat Zeit das Leben eines isländischen Dorfes vor beinahe ein Hundert Jahren zu beobachten, zu schmecken sogar. Stefánssons Roman wirkt auf mich mehr wie eine Skizze, wie eine Momentaufnahme. Ich stellte mir einen großen Vogel vor, der kurz in seinem Flug anhält und von oben herunterschaut. Er sieht das Leben zwischen dem Himmel und der Hölle.
Solche Bücher mag ich nicht besonders, zu viel Poesie im Roman ist mir unheimlich. Ich empfehle das Buch jedoch für alle Islandinteressierte. Vor allem die auf altes, einfaches Island Lust haben. Auf Island der Fischer und des Kampfes gegen die Natur.

Jón Kalman Stefánsson, Himmel und Hölle, übersetzt von Karl-Ludwig Wetzig, 231 Seiten, Reclam.

Montag, 22. Juni 2009

"Das glühende Grab" von Yrsa Sigurðardóttir


Endlich durfte ich den dritten Roman von Yrsa lesen. Er spielt auf den Westmänner - Inselns, die südlich von Island liegen. Die Handlung wird um ein historisches Ereignis aufgebaut - den Vulkanausbruch auf Heimaey in Januar 1973. Das Haus von Dóras Kunden, Markus, wird in Rahmen eines wissenschaftlichen Forschungsprojektes von der Vulkanasche befreit. Dabei werden im Keller drei Leichen und ein Kopf gefunden. Markus beteuert seine Unkenntnis und will mit den Leichen nichts zu tun haben. Die Polizei glaubt ihm nicht, Dóra beginnt mit ihren Ermittlungen. Beinahe bis zur Hälfte des Buches streut die Autorin viele Fährten. Ich habe schon angefangen zu zweifeln, ob sie mal zusammen gehen werden, da manche so abwegig schienen. Ich las pausenlos, so neugierig war ich auf den Schluss! Alle Fährten werden tatsächlich zusammen geführt, es wird blutig und spannend. Ich warte auf den nächsten Roman von Yrsa.

Yrsa Sigurdardóttir, Das glühende Grab, übersetzt. Tina Flecken, 365 Seiten, Fischer.

"Ab die Post" von Terry Pratchett


"Ab die Post" erzählt die Geschichte der Wiederbelebung der Post in Ankh-Morpork. Lord Vetinari hat eine Idee, wie er das anstellen kann und wie er das wilde Treiben der Reichen, die die Klackertürme betreiben unterbinden kann. Seine Idee heiß Moist von Lipwig - Meister der Gaunerei, der gerade hingerichtet werden soll. Eine wichtige Rolle in seinem Plan spielen auch die Golems. Eine interessante Kombination! Und lesenswerte!

Terry Pratchett, Piekło pocztowe, übersetzt von Piotr W. Cholewa, 358 Seiten, Prószyński i S-ka.

Mittwoch, 10. Juni 2009

"Tod und ein bisschen Liebe" von Alexandra Marinina


Ein absoluter Zufallskauf - ein paar Rezensionen von Marininas Büchern habe ich auf anderen Blogs gelesen und wurde auf die russische Krimiautorin neugierig. Enttäuscht wurde ich nicht. Ich bekam das, was ich mir erhofft habe: das Buch las sich flott und war spannend. Es ist bereits der vierte Fall von Anastasija Kamienska als Ermittlerin. Tag ihrer Hochzeit naht. Kurz davor bekommt sie einen anonymen Brief, in dem sie gewarnt wird, zu heiraten. Als im Standesamt eine Braut ermordet wird, stellt sich heraus, dass nicht nur Anastasija solch einen Brief bekommen hatte und dass in einem anderen Standesamt ebenfalls eine Braut ermordet wurde. Kamienska sollte eigentlich die Flitterwochen geniessen aber der Fall muss gelöst werden und sie engagiert sich in die Ermittlungen. Ich mochte die Anastasija - eine bescheidene aber zackige Frau, die nichts von Mode und Eleganz hält. Interessant fand ich auch die Beschreibungen, die sich auf das heutige Russland und die Arbeit der russischen Polizei bezogen.
Leider habe ich ziemlich schnell herausbekommen, wer der Mörder war. Die psychloogische Erklärung der Mordmotive fand ich etwas langatmig. Trotzdem würde ich wieder ein anders Buch von Marinina lesen.

Aleksandra Marinina, Śmierć i trochę miłości, übersetzt von Elżbieta Rawska, 318 Seiten, WAB.

Dienstag, 9. Juni 2009

"Frauen auf der Flucht" Marianne Weber


Ich habe mir viel Zeit für das Buch genommen. Es umfasst Berichte von einigen Frauen, die die letzten Kriegsjahre sowie die ersten Jahre danach in ihrer Heimat erlebt haben. Es sind Frauen aus Pommern, aus Schlesien und aus Potsdam. Sie beschreiben ihre Erlebnisse, Beobachtungen und ihr Leid - mit allen Einzelheiten. Ich muss zugeben, dass ich von viele Fakten keine Ahnung hatte. Obwohl ich bereits einiges zum Thema Vertreibungen gelesen hatte, kannte ich die Ausmaße und die Brutalität nicht. Das Streben nach der Rache und Vergeltung ließ keine Unterschiede zu - jeder Deutsche war verantwortlich. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das polnische Bewusstsein über diese Zustände sehr gering ist. Gleichzeitig würde ich gerne erfahren, wie die Vertreibungen in der Ukraine und in Weißrussland durchgeführt wurden. Es ist sicherlich nicht der Platz für Wertung und für Urteile - ich fühle mich nicht ein mal im Stande darüber zu schreiben. Nachgedacht habe ich jedoch viel.
Mehr über das Buch möchte ich auch nicht schreiben - es ist nicht angebracht, die Berichte literarisch zu werten.
Pflichlektüre!

Marianne Weber, Kobiety wypędzone, übersetzt von Grzegorz Kowalski, 437 Seiten, Replika.

BIn wieder da

Jaaaa, es muss was passieren - je länger ich warte, desto schlimmer wird es. Ich litt unter akutem Zeitmangel, habe viel liegen müssen und der Blog blieb auf dem Abstellgleis. Ich habe aber viel gelesen und die Rezensionen möchten nachgeholt werden. Das werde ich demnächst tun - die alten Rezis hier veröffentlichen und natürlich die aktuelle Lektüre nicht vernachlässigen. Ich habe trotz allem alle Blogs aus meinem Blogroll gelesen und sehr viele interessante Anregungen notiert. Mein SuB wächst ins Unendliche seitdem ich Tauschticket entdeckt habe:) Das macht aber nichts, in der nächsten Zeit soll ich viel mehr Zeit zum Lesen haben!

Dienstag, 3. März 2009

Asiatische Literatur

Seit langem möchte ich die asiatische Literatur näher kennen lernen, hier denke ich vor allem an Südostasien. Ich habe angefangen thailändische Autoren zu suchen und es sieht nicht rosig aus. Lediglich ein paar Titel habe ich gefunden, alles auf Englisch:
Pira Sudham "Monsoon country",
Kukrit Pramoj "Four Reigns", "Many lives".

Könnt ihr mir einige Autoren empfehlen? Ich interessiere mich hauptsächlich für Thailand, Malaysia und die Philippinen.

Sonntag, 1. März 2009

"Maskottchen" von Mark Kurzem


Ich kannte bereits die Geschichte von Alex Kurzem, dem Vater des Autors. Natürlich war es nur oberflächliches Wissen - das Buch sollte ja erst gelesen werden. Ich bin gestern fertig geworden und weiß nicht so recht, was ich schreiben soll. Das Buch berührt bis zum Inneren, es ist unglaublich, es ist erschreckend. Die Geschichte nimmt einem das Atem, lässt den Leser fassungslos.
Mark Kurzem erzählt die Geschichte seines Vaters. Alex Kurzem schwieg über fünfzig Jahre. Er gab nur wenige Details über seine Vergangenheit preis und ließ niemanden in seine kleine Schatzkiste blicken. Dort bewahrte er seine ganzen Erinnerungen auf - ein paar Fotos und Zeitungsartikel. Eines Tages fängt er an zu erzählen - es ist die Geschichte eines fünfjährigen Jungen, der vor dem sicheren Tod flieht. Alex konstruiert seine Vergangenheit sehr langsam - er baut sein Schicksal aus kurzen Blicken, abgebrochenen Erinnerungen. Alles scheint so unglaublich zu sein, dass man Zweifel bekommt - konnte ein Fünfjähriger einen ganzen Winter alleine im Wald überleben? Der kleine Junge gelangt zu lettischen Soldaten, wo er zum Maskottchen wird. Er bekommt eine Uniform und eine Waffe und versüßt den Soldatenalltag. Er sieht aber auch wie Juden massenweise umgebracht werden, wie sie in Züge verladen werden. Mit seinen Kinderaugen registriert er alles und spürt, dass die Soldaten, die im Leben "geschenkt" haben, etwas grausames tun. Er muss ständig in Angst leben, dass jemand entdeckt, dass er Jude ist.
Im zweiten Teil des Buches versuchen Vater und Sohn anhand von zwei Wörtern, die Alex aus der Vergangenheit behalten hat, seine Herkunft zu entdecken. Gleichzeitig versuchen sie viele Fragen zu beantworten, die bei der Suche auftauchen: über die Moral und Handlungsmotive von Alex und seinen lettischen Rettern.
Mark Kurzem beschreibt seine Gefühle, Gedanken und die Geschichte seines Vaters in sehr einfacher Sprache. Aber gerade diese Sprache berührt. Bei manchen Szenen blieb ich atemlos.
Nicht zu verachten war für mich auch der Bildungsaspekt - einiges habe ich über die Rolle Lettlands während des zweiten Weltkrieges erfahren. Überrascht hatten mich die Reaktionen der Letten und der Juden, als es bekannt wird, dass Alex Kurzem sein Schicksal nicht mehr geheim halten will.

Empfehlenswert!

Mark Kurzem, Maskotka, übersetzt von Jan S. Zaus, 431 Seiten., Replika.

Montag, 23. Februar 2009

"Emilia Galotti" von Gotthold Ephraim Lessing


Während des Studiums habe ich bereits vieles von Lessing gelesen und war von seinem Werk begeistert. "Emilia Galotti" fand ich damals auch gut.
Der Prinz Hettore Gonzaga verliebt sich in die aus dem Bürgertum stammende Emilia Galotti. Emilia soll jedoch den Grafen Appiani heiraten. Gonzagas Kammerherr soll sie davon abhalten. Seine Intrigen führen zum Tode des Grafen. Er wird während eines Überfalls tödlich verletzt. Emilia und ihre Mutter flüchten auf das nahegelegene Lustschloss des Prinzen. Emilias Mutter durchschaut die Intrigen des Prinzen, ebenso seine ehemalige Geliebte. Emilia, die fürchtet dem Prinzen nicht widerstehen zu können, bittet ihren Vater sie zu erstechen, was der Vater auch tut.
Das Stück hat mir nicht mehr so gut gefallen und ich bin sehr gespannt, was das Deutsche Theater daraus macht.

Lessings Werke, Hsg. v. Kurt Wölfel, 65 Seiten, Insel Verlag.

Sonntag, 22. Februar 2009

"Der goldene Pelikan" von Stefan Chwin

Ich habe mich sehr gefreut Stefan Chwin literarisch kennen zu lernen und bin leider enttäuscht.
Der Hauptprotagonist Jakub arbeitet an der Uni, hält Vorlesungen über die Philosophie an der juristischen Fakultät. Er ist für die Aufnahmeprüfung zuständig. Am zweiten Tag lässt er seine Unterlagen fallen. Während er die Papiere hektisch aufsammelt, fängt ein Mädchen ein Gespräch mit ihm an, in dem sie ihm zu erklären versucht, dass bei den Prüfungsergebnissen ein Fehler unterlaufen sein muss. Sie bittet ihn noch einmal ihr Ergebnis nachzuschauen. Jakub lehnt unsanft ab. Später erfährt er, dass das Mädchen nach der Prüfung Selbstmord begangen hat. Gleichzeitig zerbröckelt seine Ehe immer mehr. Der Geschichte habe ich auch nichts vorzuwerfen, zum Schluss hat sie mich sogar sehr interessiert. Gestört hat mich vor allem die ständigen Beschreibung des Weltgeschehens. Der Autor beschreibt einen Tag von Jakub gleichzeitig erwähnt er jedoch, was z.B. der Papst in Rom macht. Ich empfand es als sehr exaltiert. Bis jetzt weiß ich nicht wozu er dieses gemacht hat und was für einen Einfluss dieser Stil auf die Geschichte haben sollte.
Zweitens hat mich der übermäßige Gebrauch von fremdsprachigen Wörtern gestört. Rasen hat mich aber die falsche Schreibweise gemacht - warum macht sich ein Schriftsteller keine Mühe dies zu überprüfen?
Ich bin sehr enttäuscht, dass mir das Buch nicht gefallen hat und werde erstmal keine weiteren Bücher von Chwin lesen.

Stefan Chwin, Złoty Pelikan, 271 str., Wydawnictwo Tytuł.

"Weiberregiment" von Terry Pratchett

Dieses Buch habe ich im letzten Moment noch mit in den Urlaub genommen und auf dem Rückflug beinahe komplett gelesen.
"Weiberregiment" hat mich von den ersten Seiten an gefesselt. In diesem Scheibenweltroman fehlen die einführenden Kapitel über die Götter, die Handlung fängt sofort an. Polly entscheidet sich ein Soldat zu werden - das ist nur den Männern möglich also wird sie zum Oliver. Sie ist nicht das einzige Mädchen, dass diese Idee hatte und so vertiefen wir uns in eine beispiellose Stude der Männerwelt. Pratchett wird ernst, er schreibt über die Kriege, die Sinnlosigkeit der Handlungen und die Rolle der Männer und der Frauen. Wie üblich witzig und humorvoll. Auf jeden Fall erfährt der Leser, warum die Welt von Socken regiert wird. Für mich ist das eins der besten Bücher der Scheibenwelt, absolut empfehlenswert!

Terry Pratchett, Potworny regiment, tł. Piotr W. Cholerwa, 336 str., Prószyński i S-ka.

Samstag, 21. Februar 2009

Rückkehr und Auszeichnung

Vor einer Woche sind wir aus einem grünen Paradies in das allgegenwärtige Grau zurück gekommen. Die erste Woche war so voll, dass ich nicht mehr dazu kam, mich hier zu melden. Immerhin habe ich es geschafft in den Bücherblogs zu stöbern.
Im Urlaub habe ich hauptsächlich Zeitschriften gelesen und bin sehr froh den riesigen Stapel bewältigt zu haben. Ich habe noch einige im Flugzeug dazu genommen und war über das Niveau erschreckt. Sie wanderten alle nach kurzem Durchblättern direkt in die Tonne. Jetzt freue ich mich freien Kopf für die Bücher und den SuB-Abbau zu haben.

Während meiner Abwesenheit wurde ich von fünf polnischen Blogger mit der Auszeichnung Kreativ Blogger geehrt! Vielen, herzlichen Dank!


Die Auszeichnung soll an sieben weitere Blogger weiter gegeben werden. Ich denke, dass es eine gute Gelegenheit ist, die Auszeichnung auch in die deutsche Bloggerwelt einzuführen und möchte gerne die folgenden Blogs auszeichnen:

Maren von der Bibliomanie

El tragalibros

Liisa

Lauter Lesenswertes

Bücherzeit

Literatur mit Martinus

Read it!

Diese Blogs lese und schätze ich sehr. Die Lektüre gehört zum täglichen Ritual und ich freue mich über jeden neuen Post und Rezension.

Mittwoch, 21. Januar 2009

"Das ideale Verbrechen" von Stella Blómkvist


Ich habe in meinem SuB nach einem leichten Buch gesucht, das sich für Erkältung gut eignet:) Gewählt habe ich Stella Blómkvist.
Das ist der Name der Hauptprotagonistin und gleichzeitig das Pseudonym einer bekannten isländischen Persönlichkeit. Niemand weiß, wer sie ist. Allerdings muss sie sich sehr gut im Gerichtswesen, den Medien und in der isländischen Politik auskennen. "Das ideale Verbrechen" ist bereits das vierte Buch über die freche, gut aussehende und einsame Rechtsanwältin Stella Blómkvist. Die anderen drei habe ich nicht gelesen. Stella lebt alleine, mag Luxus und ihren teuren Benz, verbringt die Wochenenden mit Feiern. An einem Samstag macht sie sich gerade für eine Nacht in den Reykjaviker Clubs fertig während sie im Fernsehen ein Literaturprogramm sieht. Die Moderatorin bricht vor den laufenden Kameras zusammen und stirbt. In der gleichen Nacht trifft Stella auf der Straße eine verängstigte Philippinin, die sie aus den Händen eines verdächtigen Typen rettet und gleich mit nach Hause nimmt. Diese zwei Fälle werden Stella in der nächsten Zeit beschäftigen und in Gefahr bringen, als sie in ihre Ermittlungen eine bekannte Persönlichkeiten der isländischen Wirtschaft mit einbezieht.
Blómkvist schreibt in kurzen Sätzen, die fast an ein Tagebuch der Rechtsanwältin erinnern. Lustig irgendwie fand ich, wie die meisten Kapitel enden. Stella fasst sie mit einer Sentenz zusammen und mit dem Satz: "Sagt Mama." Leider habe ich hier kein Vorwissen aus den anderen Krimis - offensichtlich wird jedoch Stella durch das schwierige Verhältnis zu ihrer in den USA lebenden Mutter geprägt. Sie lebt einsam, ihr bester Freund ist eine Flasche Jackie Daniels.
Das Buch hat seine Aufgabe erfüllt - hat mich gut unterhalten und es las sich sehr schnell. Gleichzeitig gab es viele Einblicke in das gegenwärtige Island. Wenn sich die Gelegenheit bieten wird andere Bücher von Stella zu lesen, werde ich es sicherlich tun.

Wenn es die Krankheiten zulassen, verreisen wir am Freitag. Ich nehme keine Bücher mit, nur Zeitschriften, die ich nach dem Lesen wegwerfen werde. Bis dahin möchte ich auch kein neues Buch anfangen und mache ich mich an den SuZ schon jetzt ran.

Stella Blómkvist, "Das ideale Verbrechen", 223 Seiten, btb.

Sonntag, 18. Januar 2009

"Schweigeminute" von Siegfried Lenz

Ein wunderbares Buch! Eigentlich ist es eine Novelle, eine klassische Novelle, wie ich sie früher gerne gelesen habe. Lenz erzählte Geschichte einer Liebe zwischen einem Schüler und seiner Englischlehrerin. Es klingt fast banal aber Lenz schafft es diese Geschichte auf eine wunderbare Weise zu erzählen. Wir befinden uns am Anfang in der Aula der Schule, wo die Trauerfeier für die Englischlehrerin stattfindet. Christian nimmt daran teil und erinnert sich an die Augenblicke, die er mit Stella verbracht hat. Lenz wechselt ständig die Perspektive von der dritten Person in die direkte Anrede oder die zweite Person. Es stört den Leser keinesfalls. Ich mag Lenz' Sätze - klassisch rund, einfach vollkommen! Man sieht, dass ich über das Buch nicht viel schreiben kann obwohl ich davon so angetan bin. Es ist nicht die Geschichte, die mich begeistert hat, definitiv der Stil aber es muss ja noch etwas sein? Ich weiß es nicht. Sehr schön und inspirierend finde ich immer die Benutzung von Symbolik - hier ist der Name Stella sicherlich kein Zufall. Das verhängnisvolle Schiff heißt auch nicht zufällig "Polarstern".
Ich möchte das Buch wärmstens empfehlen!

Siegfried Lenz, Schweigeminute, 128 Seiten, Hoffmann und Campe 2008.

Freitag, 16. Januar 2009

"Ach Glück" von Monika Maron

Selten habe ich mich so bei einem Buch gelangweilt. Gut, dass es nur etwas mehr als zweihundert Seiten waren. Ich war schon nah dran, dass dritte Buch in Folge abzubrechen. "Ach Glück" war ein Spontankauf - ich möchte gerne die gegenwärtige deutsche Literatur kennen lernen.
Monika Maron beschreibt eine langjährige Ehe - die Eheleute leben unter einem Dach, haben jedoch nicht mehr viel zusammen. Die einzige Verbindung ist die erwachsene Tochter. Johanna sieht Achim, ihren Ehemann, nur noch als einen Rücken, der an den Schreibtisch angewachsen ist. Er versinkt in seiner wissenschaftlichen Welt. Und Johanna findet Ausgleich in seiner Liebe zum Hund, den sie gefunden hat. Später lernt sie einen russischen Galeristen kennen, bei dem sie auch anfängt zu arbeiten. Dort liest sie Briefe von Natalia - einer Russin, die ihre adelige Herkunft ihr ganzes Lebens verborgen hat und jetzt in Mexiko lebt. Das Buch umfasst eigentlich nur Johannas Flug nach Mexiko - sie sitzt im Flugzeug, denkt nach, liest Natalias Briefe und überlegt, was Glück, Liebe und Leben für sie bedeuten. In der Zeit irrt Achim durch Berlin und nimmt an geladenem Essen bei seinem Chef teil. Alles superlangweilig. Die Gedanken mögen interessant sein aber irgendwas fehlt. Ich danke auf jeden Fall und werde mich mit Monika Maron nicht weiter beschäftigen.

Monika Maron, Ach Glück, 218 str., Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2009.

Samstag, 10. Januar 2009

Reife, Flaute oder einfach nur Pech?

Ich habe gerade das zweite Buch in der Reihe abgebrochen. Zuerst habe ich mich an der Álfrún Gunnlaugsdóttir und ihrem Buch "Im Vertrauen" versucht. Das habe ich nach elf Seiten weggelegt. Dann habe ich Einar Kárasons "Sturmerprobt" versucht zu lesen. Nach sechzig Seiten abgebrochen. Je älter ich bin, desto größer ist meine Bereitschaft Bücher wegzulegen. Früher habe ich jedes Buch zu Ende gelesen, ob ich es gut fand, oder nicht. Das erste Mal habe ich mich vor ca. vier Jahren, als ich schwanger war und eh überhaupt nicht lesen konnte, "getraut" ein Buch abzubrechen. Letztes Jahr wurde ich zum Wiederholungstäter. Mir ist es schade um die Zeit, sich mit einem Buch zu quälen, das mich gar nicht anspricht. Ich werde eh traurig wenn ich daran denke, wie viele tolle Bücher ich in meinem Leben nicht schaffen werde zu lesen. Bücher mal auch wegzulegen sehe ich als Zeichen einer gewissen Reife . Wie sieht es denn bei Euch aus? Wählt ihr eure Lektüre sorgfältiger? Liest ihr die Bücher immer zu Ende oder werden die auch mal häufiger ohne Gewissensbisse weggelegt?

Sonntag, 4. Januar 2009

"Das Spiel des Engels" von Carlos Ruiz Zafón


Geschafft! Zum zweiten Mal bin ich in die geheimnisvolle und bedrückende Welt von Barcelona eingetaucht. Ich bin zusammen mit David Martín durch die engen Gassen gegangen und habe ihn bei seinen Taten begleitet.
Zafón knüpft an seinen vorherigen Roman an. Er nimmt uns wieder auf den Friedhof der vergessenen Büchern und in die Buchhandlung Sempere. Erst zum Ende des Buches habe ich jedoch gepeilt, dass es sich hier um den Großvater und den jungen Vater von Daniel Sempere handelt.
David Martín hat seine Mutter früh verloren und wurde von seinem alkoholabhängigen Vater erzogen. Nach seinem frühzeitigen Tod arbeitet er in einer Zeitung, wird Journalist und schließlich Schriftsteller. Er ist Autor einer Kirmi-Reihe, die alle in Barcelona spielen. Wenn er endlich etwas Geld hat, erfüllt er seinen Traum und mietet das Turm-Haus. Bald bekommt er auch einen merkwürdigen Auftrag - er soll eine neue Religion schaffen. Der Auftraggeber - ein Verleger aus Frankreich ist höchstmerkwürdig und sogar furchterregend. Ab diesem Moment ändert sich das Leben des kranken David. Er wird in viele Morde verwickelt und forscht nach seinem neuen Arbeitgeber.
Zafón bleibt seinem Schreibstil treu - lange, spannende Sätze haben mich wieder fasziniert. Ich bin auch überzeugt, dass die beiden (polnischen) Übersetzer eine wunderbare Arbeit geleistet haben. Während ich den "Schatten des Windes" als Krimi bezeichnet habe, denke ich beim "Spiel des Engels" an Horror. Manche Szenen waren so beängstigend und bildlich, dass ich mir das Buch sehr gut als Filmvorlage vorstellen könnte.
Wieder mochte ich das Ende des Buches nicht. Beim ersten Buch meckerte ich über das einfache Lösung des Geheimnisses, hier bin ich unschlüssig. Entweder habe ich die Beziehungen zwischen den einzelnen Personen nicht verstanden oder wollte Zafón gezielt den Leser verwirrt verlassen.
Hier fehlte auch eine Gestalt wie Fermin. Die Beste Kreation ist sicherlich Isabella - witzig, direkt, bodenständig. Sie lockert die Atmosphäre auf.
Ich bedauere wiederum nicht, das Buch gelesen zu haben - es war spannend und einfach eine gute Unterhaltung. Jetzt bin ich wirklich gespannt, was Zafón als nächstes präsentiert.

Carlos Ruiz Zafón, "Gra anioła", übersetzt von Katarzyna Okrasko i Carlos Maarrodán Casas, 605 Seiten, Muza Warszawa 2008.